Kempten: Kammermusikensemble Camerata Aurea spielt Carmen und vertont Wilhelm Busch
Kempten – Beim vierten Meisterkonzert im Stadttheater spielte ein Wiener Kammermusikensemble. Für seinen Auftritt wurde es mit viel Beifall belohnt.
Die Camerata Aurea aus Wien, ein Streichquintett verstärkt mit einer Mezzosopranstimme, besteht aus lauter Frauen und Tristan Schulze selbst. Ihm entfuhr ein leichtes Lächeln, als er dies vor dem Konzert im Gespräch mit Silvia Armbruster fast nebenbei erwähnte, und zwar so, als ob ihm diese Tatsache genau in diesem Augenblick zum ersten Mal bewusst würde. Es wird schon seinen Grund haben, dass der vielseitige Komponist und Cellist, den die deutsche Wende von Dresden über Indien nach Wien getragen hatte, sich in diesem von ihm während der Coronazeit gegründeten Kammerensemble ausschließlich mit Frauen umgibt.
Viertes Meisterkonzert: Ein besonderes Sinneserlebnis
Vielleicht ist es die besondere Chemie, die für jeden sichtbar, der das Konzert am letzten Freitag im Stadttheater Kempten besuchte, die Musikerinnen verband. Im warmen und präzisen Streicherklang wurde sie hörbar. Wenn fünf Streichinstrumente zusammenspielen, entsteht immer ein besonderes Sinneserlebnis, das umso größer ist, wenn der Klang wie aus einem Instrument kommt und die Hörgewohnheiten des Publikums nicht allzu sehr strapaziert werden. Beides war am Freitagabend der Fall. Der Programmflyer ließ auf Maßgeschneidertes und heftig Bearbeitetes schließen oder gar auf Selbstgeschriebenes, und so war es dann auch.
Tristan Schulze spielte nicht nur im Kreise seiner Mitmusikerinnen das Violoncello, sondern hatte selbst alle Lieder nach Gedichten von Wilhelm Busch, die an diesem Abend von Anna Manske mit viel Emphase und ein bisschen Witz vorgetragen wurden, für Streichquintett und Mezzosopran komponiert.
Alle anderen Stücke, die gänzlich aus der Oper Carmen von Georges Bizet stammten, hatte er für Streichquintett und Stimme umgeschrieben. In seinen Kompositionen eilte Tristan Schulze der Zeit von Bizet und Busch nicht weit voraus und hielt sich durchwegs im Kanon der Musik des neunzehnten Jahrhunderts auf, sodass gefällige, letztlich aber auch stimmige Musik entstand.
Die Bearbeitungen aus Bizets Oper wirkten in dieser Besetzung natürlich etwas weniger strahlend als im Original, trotzdem wurde die ganz eigene Exotik von Rhythmus und Melodik dieser Oper gut transportiert. Anna Manske verstand es durchaus, mit ihrer Stimme den Arien dezentes Feuer einzuhauchen. Ihr heutiges „Orchester“ bereitete den passenden Klangteppich.
Camerata Aurea: Ensemble mit riesigem Potenzial
Das Publikum bedankte sich mit viel Beifall. Zwei Zugaben von Franz Lehár und Erich Wolfgang Korngold deuteten am Schluss eine größere Bandbreite des Repertoires an, als es an dem Abend zu hören war. Das Potenzial ist riesig, denn im Grunde könnte die Camerata Aurea mit dieser Besetzung und einer klugen Bearbeitung annähernd jedes Werk aus der Musikgeschichte darstellen. Nach nur gut eineinhalb Stunden Konzertdauer inklusive Pause und Zugaben war der Hunger der interessierten Zuhörerschaft jedenfalls noch nicht gestillt.
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