Hochwasser-Bilanz in Kempten: Situation teils kritisch, in Hinterbach katastrophal
In der jüngsten Bauausschusssitzung berichtete Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann von der Hochwasser-Situation zwischen dem 31. Mai und 3. Juni.
Kempten – In Kempten gibt es ein Gewässer erster Ordnung, die Iller, wofür der Staat verantwortlich ist, sowie zwei Wildbäche (Rottach, Leubas) und rund 40 Bäche dritter Ordnung mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometern, für die die Stadt die Verantwortung trägt. Wie sich zwischen dem 31. Mai und dem 3. Juni die Hochwasser-Situation entwickelte, berichtete Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann im Bauausschuss.
Hochwasser-Bilanz in Kempten: Kollerbach verursacht massive Schäden
An mehreren Stellen war die Lage kritisch, aber der Kollerbach verursachte in Hinterbach eine katastrophale Lage mit massiven Schäden. Am Montag, 3. Juni, gegen 10 Uhr trafen die ersten Meldungen bei der Feuerwehr ein, die bis Mittag das Wasser aus den Kellern pumpte. Zwischen 14 und 15 Uhr kam es zu so massiven Regenfällen, dass die Keller wieder vollliefen, das Wasser erreichte sogar das erste Obergeschoss. Gegen 15.30 Uhr wurde eine geschützte Bachwand durchbrochen, die Wassermassen strömten von hinten in die Ortschaft. Nur ein von der Feuerwehr errichteter Sandsackwall konnte verhindern, dass die ganze Ortschaft überflutet wurde. Der Amtsleiter sprach von immensen Schäden im privaten Bereich. Bei den Aufräumarbeiten leistet der Betriebshof tatkräftig Unterstützung.
Stadt Kempten muss handeln: Wasserschutz- und Rückhaltekonzept
„Wir als Stadt müssen handeln“, betonte Wiedemann. Ein integrales Wasserschutz- und Rückhaltekonzept könnte die Lösung sein. Es handle sich um ein aufwendiges Verfahren, das nicht nur die Situation direkt vor Ort, sondern auch den Zulauf mitberücksichtige. Es sei mit einer Förderung von 75 Prozent zu rechnen. Hans-Peter Wegscheider (FW) sprach die Notwendigkeit einer zweiten Ausfahrt aus Hinterbach an. In dieser Frage habe ein Umdenken stattgefunden, erwiderte der Amtsleiter.
Situation an Rottach und Bleicher Bach
An der Rottach kam es zu einem Hangrutsch in einer Größenordnung von etwa 1.000 Quadratmetern. Er sei in letzter Zeit mit vielen ähnlichen Fällen konfrontiert gewesen, aber dieses extreme Ausmaß habe er noch nicht erlebt, betonte Wiedemann. Er wies auf die außerordentlich große Lebensgefahr hin und warnte davor, den Bereich zu betreten. Den Radweg zu ertüchtigen, werde längere Zeit in Anspruch nehmen. Die durch Treibholz verursachten Schäden an der Illermündung der Rottach konnte der Betriebshof schnell reparieren. Probleme verursachte auch der Bleicher Bach in Heiligkreuz und an der Memminger Straße an der Stiftsbleiche. Die Straße musste gesperrt werden, auch Häuser waren betroffen. Handlungsbedarf bestehe auch am Adelharzer Bach in der Nähe der Firma Edelweiß.
Alle Mitglieder im Bauausschuss dankten der Feuerwehr, dem THW, dem Betriebshof und den städtischen Mitarbeitern für ihren unermüdlichen Einsatz. Zweiter Bürgermeister Klaus Knoll, der die Sitzung leitete, rief zum Umdenken auf, das Mut erfordere: „Das sind wir den Bürgern schuldig.“
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