Weiteres Unternehmen schafft die Durststrecke nicht: Nächste große Baufirma ist insolvent

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Seit nun gut zwei Jahren steckt die Baubranche in einer Krise, die Nachfrage ist eingebrochen. Immer mehr Unternehmen müssen Insolvenz anmelden. Nun trifft es einen Entwickler in Ostdeutschland.

Magdeburg – Auch wenn es mittlerweile alle Branchen trifft: In der Bauindustrie wirkt sich die Pleitewelle besonders verheerend aus. Durch die fehlenden Aufträge vor allem im Wohnungsbau reiht sich eine Insolvenz an die nächste: Ein Immobilien-Projektentwickler mit Top-Adressen ging im Juli pleite, ebenso ein Bau-Dienstleister mit über 400 Angestellten oder auch ein Fertighausbauer mit 400 Angestellten, der ebenfalls insolvent ging. Das sind nur wenige Beispiele.

Bau-Firma aus Sachsen-Anhalt meldet Insolvenz an

Nun trifft es einen Projektentwickler aus Magdeburg, die AOC Stadtentwickler. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und die Immobilienzeitung berichten, hat die Firma am 25. September einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen sind 30 Mitarbeiter an den Standorten Magdeburg und Leipzig.

Nach Angaben des RND gehören die nun insolvente AOC Stadtentwickler zu den wichtigsten Wohnungsbau-Trägern in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auf der Webseite der Firma beschreibt sie mehrere Projekte in Dresden und Leipzig, aber auch in Erfurt, Berlin und Bamberg hat sie Wohnungsbauprojekte realisiert. Durch die Insolvenz dürften noch nicht fertiggestellte Projekte jetzt erstmal auf Eis liegen, um die Verhältnisse des Unternehmens zu sortieren. Auch weitere Tochtergesellschaften des Unternehmens haben Insolvenzanträge gestellt.

Insolvenzen in Deutschland weiterhin „besorgniserregend“

Die anhaltende Pleitewelle hat sich nach Angaben der Unternehmensberatung Falkensteg im zweiten Quartal etwas abgeschwächt. Doch verharrt die Zahl der Großinsolvenzen „auf einem besorgniserregend hohen Stand“, wie es im Insolvenzreport für das Quartal heißt.

Hamburg
Zahlreiche Baukräne vor blauem Himmel im Stadtteil Hafencity. (Symbolbild) © Jonas Walzberg/dpa/Archivbild

„Wir erleben gerade eine kurze Verschnaufpause, aber die Gesamtlage deutet auf einen weiteren Anstieg der Zahlen hin“, warnt Jonas Eckhardt, Studienautor und Partner bei Falkensteg. Als Haupttreiber nennt er die anhaltende Konjunkturschwäche, hohe Zinsen bei Firmenkrediten und zunehmende Zahlungsprobleme von Kunden. Betroffen im zweiten Quartal waren primär die Automobilzulieferer mit sechs Anträgen, gefolgt vom Einzelhandel, Modeunternehmen und der Gebäudebranche mit jeweils fünf Verfahren.

Pleitewelle im zweiten Halbjahr prognostiziert: Toxischer Mix trifft Unternehmen

„Das zweite Halbjahr verspricht einen Sturm von Firmenpleiten. Zumal die zweite Jahreshälfte immer deutlicher höhere Fallzahlen aufweist“, prognostiziert Restrukturierungsexperte Jonas Eckhardt.

„Die Stimmung bei den Unternehmern ist so schlecht wie lange nicht mehr“, erklärt Jürgen Matthes, Leiter internationale Wirtschaftspolitik am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln im Gespräch mit dem Insolvenzreport. Er sieht einen toxischen Mix aus höheren Energie- und Verbraucherpreisen, einem weltweiten Nachfrageeinbruch und nationalen Problemen wie hohen Arbeitskosten sowie enormen Bürokratie- und auch Steuerlasten. Und dann seien da noch die internationalen Risikofaktoren: „unzuverlässige Lieferketten aus autokratischen Staaten, ein möglicher Taiwan-Konflikt und eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus könnten die Exporteure erheblich treffen“, ergänzt Matthes.

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