Nach Streichung von Geldern: Asylkreise kämpfen um Integrationshilfe

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Mit dem Café International, das einmal pro Woche im örtlichen Pfarrheim stattfindet, leistet der Helferkreis Zolling wertvolle Integrationsarbeit. © Helferkreis Zolling

Die Freisinger Helferkreise sehen die geplante Kürzung im Asylbereich mit großer Sorge. In einem offenen Brief appellieren sie, die Gelder beizubehalten.

Freising - Dieser Beschluss war umstritten und denkbar knapp: Der Sozialausschuss des Landkreises hat angesichts einer angespannten Haushaltslage in der vergangenen Woche mit 8:6 Stimmen wichtige Gelder für die Integrationsberatung im laufenden Jahr gestrichen. Es handelt sich dabei um rund 90 000 Euro an Sachkosten für 10,2 Personalstellen, die bei der Bewältigung der Aufgabe anfallen.

Die betroffenen sozialen Organisationen hatten daraufhin erklärt, dass sie sich unter diesen Umständen aus der Asylsozialberatung zurückziehen müssten. Allerdings liegt die endgültige Entscheidung beim Kreisausschuss, der am heutigen Mittwoch tagt. Und hier haken nun die Helferkreise des Landkreises Freising geschlossen ein.

Ehrenamtliche Helfer befürchten heftige Folgen

„Wir, die Helferkreise im Landkreis, sehen diese Nachricht mit großer Besorgnis“, schreibt der Zollinger Stephan Griebel im Namen aller Helferkreise an Landrat Helmut Petz, die Mitglieder des Kreisausschusses und die Vertreter des Landkreises im Landtag und im Bundestag. „Bereits heute sind die freien Träger weniger häufig in der Fläche präsent als notwendig. Bereits heute gibt es lange Wartezeiten bei den Trägern, um einen Beratungstermin zu erhalten. Bereits heute kann die bestehende Lücke nicht durch die Helferkreise aufgefangen werden.“

Wie Griebel mitteilt, bestehe die Arbeit der Helferkreise inzwischen zu einem „übergroßen“ Teil aus Erledigung von Verwaltungsaufgaben und Begleitung von Behördengängen. Zu kurz komme all das, wofür die ehrenamtlichen Kräfte eigentlich angetreten seien: Alltagsbegleitung und Integration. „Es gibt keine Kapazitäten mehr, um Kontakte zu intensivieren und den Menschen zu helfen, sich in der Gesellschaft zurecht zu finden und sich gut und schnell zu integrieren.“

Griebel ist sich sicher: Sollte sich durch die Kürzungen die Lücke in der Betreuung weiter vergrößern, dann werden die Helferkreise diese nicht weiter stopfen können. Die Konsequenzen seien mannigfaltig. Der Verwaltungsaufwand werde größer, da etwa Formulare künftig häufiger unvollständig eingereicht werden dürften, und die schriftliche Kommunikation umfangreicher, weil nur wenige der Betroffenen über die zunehmend erwarteten Computerkenntnisse verfügen. „Geschweige denn über einen Computer, der zum Beispiel durch die Digitalisierung der Kommunikation mit dem Jobcenter nötig ist.“

Was die Helfer aber vor allem befürchten: weniger Integration und Heranführung an das Leben in Deutschland und die deutsche Kultur. Die Folge: schlechtere Deutschkenntnisse der Erwachsenen und schlechtere schulische Erfolge der Kinder, die damit dem Arbeitsmarkt weniger gut zur Verfügung stehen. „Ausländische Fachkräfte, auf die unsere Wirtschaft dringend angewiesen ist, beobachten sehr genau, wie wir als Gesellschaft mit Nicht-Deutschen umgehen“, betont Griebel. „Da können sich Krankenhaus, Pflegeheime und andere Arbeitgeber noch so sehr anstrengen – der deutsche Arbeitsmarkt wird so zunehmend unattraktiv.“

Sozialpolitik ist Sicherheitspolitik. Investition in Vorbeugung zahlt sich aus.

Bei den Geldern, die der Sozialausschuss gestrichen hat, handelt es sich um sogenannte freiwillige Leistungen des Landkreises. „Wir verstehen, dass die Haushaltslage des Landkreises angespannt ist. Grund ist die mangelnde finanzielle Ausstattung der Kommunen durch den Bund und den Freistaat Bayern“, ist Griebel klar, gibt aber zu bedenken:  „Kurzfristig mag man mit einer Mittelkürzung für die Asylsozialberatung Geld sparen. Langfristig kommt einem die Aushöhlung von funktionierenden Strukturen teuer zu stehen. Sozialpolitik ist Sicherheitspolitik. Investition in Vorbeugung zahlt sich aus. Wer heute spart, zahlt morgen doppelt.“

Die Bitte der Helferkreise an den Kreistag lautet, die Entscheidung des Sozialausschusses zu verwerfen und die ursprüngliche Forderung der Wohlfahrtsträger wieder zur Gänze in den Haushalt 2025 aufzunehmen. An die Landkreis-Vertreter im Land- und Bundestag geht der Appell, sich für eine ausreichend finanzielle Ausstattung der Kommunen einzusetzen.

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