„Effizient und genial“: Löschwasserkonzept in Birkland bindet Landwirte schon lange ein
Wenn es um den Transport von Löschwasser geht, können Feuerwehren sehr von Landwirten profitieren. In Birkland hat man das längst erkannt: Die Feuerwehr arbeitet schon seit Jahren mit örtlichen Bauern zusammen.
Birkland – Vor einigen Jahren stand die Freiwillige Feuerwehr in Birkland vor einem Problem, das eine Feuerwehr besser nicht haben sollte: Ihr stand zu wenig Löschwasser zur Verfügung. „Die Löschwasserversorgung war bei uns schon immer schwierig“, erzählt Josef Schelle, der seit 17 Jahren der Kommandant der Birkländer Wehr ist.
Recht kritisch wurde die Situation aber im Jahr 2007: Damals hatte eine Bedarfsermittlung zur Ausrüstung der Feuerwehren im Landkreis ergeben, dass es für Birkland eigentlich ein Tanklöschfahrzeug bräuchte. „Seitens der Gemeinde war dafür aber kein Geld da“, sagt Schelle. Immerhin bedeutet so ein Löschfahrzeug eine Investition im mittleren sechsstelligen Bereich.
„Wir wollten eine Lösung für das Problem finden“, sagt Schelle. Und die fand die Wehr schließlich im Gespräch mit den örtlichen Landwirten, von denen sich selbst viele als Feuerwehrleute engagieren. Gemeinsam überlegte man sich, wie sich landwirtschaftliche Geräte und Fahrzeuge einbinden lassen. Es entstand das „Birkländer Löschwasserkonzept“, für das etwa die Güllefässer von Landwirten eine zentrale Rolle spielen oder eine Güllegrube zur Zisterne umfunktioniert wurde.
Löschwasserkonzept in Birkland: „Effizient und genial“
Anstelle eines teuren Tanklöschfahrzeugs wurde im Jahr 2012 außerdem ein großes Löschfass angeschafft, das 6000 Liter fasst und mit Bulldogs zum Brand gefahren werden kann. Ein Coup, von dem auch die Gemeinde profitieren konnte: So freute sich der damalige Bürgermeister Michael Asam schon bei der Bürgerversammlung 2011 über das „Konzept, das flexibel und günstig ist“.
Die Birkländer Feuerwehr hat ihr Löschwasserkonzept über die Jahre immer wieder ergänzt. So hat man im Frühjahr 2023 etwa das 57 Jahre alte Löschgruppenfahrzeug LF 8 gegen ein Tragkraftspritzenfahrzeug ausgetauscht. „Auch hier sind wir unserem Motto ‚mit wenig Aufwand viel erreichen‘ treu geblieben“, meint Schelle. „Das Fahrzeug ist unter 7,5 Tonnen und kann mit dem Feuerwehrführerschein gefahren werden.“ Dazu wurde der Rollwagen nach dem Löschwasserkonzept so ausgestattet, dass beispielsweise der Wassersack aufgebaut und die Tragkraftspritze entladen werden kann, während das Fahrzeug bereits weiterfährt und die Schlauchleitung verlegt.
Josef Schelle sagt, dass die Birkländer Feuerwehr mit ihrem Löschwasserkonzept vor allem für Vegetationsbrände, die wegen des Klimawandels immer häufiger werden, sehr gut gerüstet sei. „Die Zusammenarbeit mit unseren Landwirten klappt hervorragend, und wir konnten schon bei manchem Einsatz schnelle Hilfe leisten“, sagt der Kommandant. Brände auf Ackerland seien wegen der überwiegenden Grünlandbewirtschaftung in der Region selten, aber dafür „haben wir viel Wald und Moore“.
Von Know-How der Landwirte profitieren
Inzwischen arbeiten viele deutsche Feuerwehren mit Landwirten zusammen. Nicht zuletzt wegen der „Red Farmer“-Idee, die ihren Ursprung in Main-Spessart hat und für die sich jüngst auch der Bayerische Bauernverband und die Landesfeuerwehr ausgesprochen haben. Dieses Internetportal will Wehren und Landwirte strukturiert zusammenbringen. Schelle sieht die Birkländer Wehr mit ihrem Löschwasserkonzept dabei in einer Vorreiter-Rolle. Und er ist nach wie vor von den vielen Vorteilen begeistert, die es liefert. „Das ist einfach effizient und genial“, sagt er lachend.
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Die Kapazitäten und das Know-How dafür können laut ihm auch nur die Landwirte liefern. Dass sie das tun, sei „nicht selbstverständlich“, zeigt sich Schelle dankbar. Gleichzeitig spare sich die Gemeinde durch die Kooperation Geld. Und auch die Akzeptanz für landwirtschaftliche Gefährte auf den Straßen könne so gesteigert werden: „Die Bevölkerung sieht in den nun doch großen Fahrzeugen der Landwirte auch einen positiven Nutzen für die Allgemeinheit.“