Wie viel Geld benötigt das Theater? Heftige und emotionale Debatte bei Kemptener Haushaltsberatungen

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Auf der Suche nach Geld. © Symbolbild: Panthermedia/Andriy Popov

In einer stellenweise erhitzten Diskussion prallten beim Start der jüngsten Haushaltsberatungen unterschiedliche Auffassungen aufeinander, wie das Theater zu mehr Einnahmen kommen kann.

Kempten –„Jede Kürzung hat Auswirkungen auf das Theater. Wir sind knapp über dem Finanzierungsbedarf. Mit den Kürzungen im Etat ist das Theater nicht mehr zu betreiben. Wir haben bereits die Mietkosten für Externe erhöht“, sagte Silvia Armbruster, die künstlerische Leiterin des Theater in Kempten.

Immer wieder forderten die Freien Wähler, das Gutachten des Kulturausschusses umzusetzen. Darin war die Rede von 1.495.000 Euro Zuschuss für den Theater-Eigenbetrieb (beim Theater muss zwischen dem Eigenbetrieb und der Theater Kempten gGmbH für den künstlerischen Betrieb unterschieden werden). Und in diesen knapp 1,5 Millionen Euro waren 725.450 Euro für die Theater Kempten gGmbH enthalten.

150.000 Euro aus den Mitteln des Amtes für Finanzen nur einmal möglich

Mittlerweile erhält der Eigenbetrieb aber 1.645.000 Euro für das Jahr 2025, darin inbegriffen sind die vom Kemptener Oberbürgermeister Thomas Kiechle zusätzlich gewährten 150.000 Euro, die nicht aus Haushaltausgaberesten stammen, sondern aus dem Budget der Stadtkämmerei. Diese 150.000 Euro seien eine einmalige Möglichkeit und für die Folgejahre nicht möglich, erklärte Alexander Mair vom Amt für Finanzen. Die Theater gGmbH bekommt nun 772.050 Euro, also 47.600 Euro mehr als im Kulturausschuss vorgestellt.

Woher kann aber das nötige Geld im Jahr 2026 und in den folgenden kommen? Oberbürgermeister Thomas Kiechle erteilte der Verwaltung den Auftrag zu prüfen, ob es andere Möglichkeiten gibt, zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen.

Forderung nach Austritt aus dem Zweckverband Landestheater

Annette Hauser-Felberbaum (FW/ÜP) zeigte großes Verständnis für die Petition zugunsten des Theaters, an der sich ca. 8.000 Personen beteiligt haben. „Frau Armbruster kann nicht auf Sicht fahren, Sie benötigt Sicherheit auch für die nächsten Jahre. 15 Prozent Einsparung sind zu viel.“ Hauser-Felberbaum forderte den OB auf, aus dem Zweckverband Landestheater Schwaben auszutreten, da die Satzung nicht mehr zeitgemäß sei. Man solle Gelder generieren. So gibt es einen Spendenaufruf des Fördervereins. „Die Leute, die die Petition unterschrieben haben, sollen sich mit zehn oder 20 Euro beteiligen.“

Für Thomas Hartmann (Grüne) darf der Theaterbetrieb nicht so weit abgespeckt werden, dass das Theater stirbt. „Wir müssen das Thema Sponsoring mehr nutzen.“ Es wurde ein klares Bekenntnis zum Theater gefordert.

„Wir müssen eine mittelfristige Haushaltsplanung aufstellen, um dem Theater Sicherheit zu geben“, so Andreas Kibler (FW/ÜP). Für Stadtkämmerer Matthias Haugg macht es keinen Sinn, „irgendwelche“ Zahlen in den Haushalt hineinzuschreiben, da das dem Haushalt nichts bringe. 

Zwischen dem OB und Alexander Hold (FW/ÜP) entstand eine bisweilen persönliche Auseinandersetzung. „Weil wir die finanziellen Mittel geschaffen haben, konnte sich das Theater so entwickeln. Es muss in Zukunft mit weniger Mittel auskommen. Das Theater hat in den letzten zehn Jahren eine Superentwicklung gemacht. Jetzt müssen wir einen Schritt nach unten machen, weil der Haushalt nichts anderes zulässt“, sagte Kiechle, und überlegte, ob vielleicht der falsche Eindruck entstanden sei, dass die Stadt alles könne. „Es wäre doch gelacht, wenn die Gesellschaft nicht in der Lage ist, 15 Prozent der Gelder aufzubringen“, so der Stadt-Chef.

Dem Austritt aus dem Landestheater erteilte der OB eine klare Absage: „Es ist nicht in Ordnung, dass wir als zweitgrößte Stadt in Schwaben aus dem Zweckverband austreten.“ Wie er berichtete, finden derzeit Gespräche über eine Satzungsänderung statt.

Für Hold sind „schöne Worte“ keine Planungssicherheit für die Folgejahre. Ab 2026 stünden lediglich 1,2 Millionen Euro im Haushalt. Seiner Meinung nach müsste mehr Geld hinein. Er bezeichnete solch eine politische Absichtserklärung als „destruktiv“. Sponsoring funktioniert nach Holds Dafürhalten nur punktuell. Die Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich durch Eintrittsgelder und zahlen auch Steuern, sagte er.

Kommentar von Helmut Hitscherich

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