Automobilindustrie in der Krise: Wie Zulieferer aus Weilheim-Schongau betroffen sind

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Die Krise in der Automobilindustrie trifft nicht nur die Hersteller (im Bild Audi), sondern auch viele Zulieferer. © Hendrik Schmidt

Die deutsche Automobilindustrie ist in eine Krise gerutscht. Bei den drei großen Zulieferer-Unternehmen im Landkreis sieht die wirtschaftliche Situation ganz verschieden aus, weiß die IG Metall.

Über die Situation der Unternehmen in der Metall- und Elektroindustrie weiß Karl Musiol bestens Bescheid. Der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Weilheim sitzt regelmäßig in den Betriebsversammlungen der Firmen im Oberland und bekommt dabei einen Einblick in deren Geschäftsentwicklungen. Im Gespräch mit unserer Zeitung kann er daher recht genau skizzieren, wie es den Automobilzulieferern in der Region gerade geht.

Im Grunde, so Musiol, hätten unterm Strich vor allem jene Firmen wirtschaftliche Einbußen, die sich frühzeitig auf den Wechsel vom Verbrenner-Antrieb hin zur E-Mobilität aufgestellt haben. Dazu gehört auch der Komponentenhersteller Hirschvogel, der mit rund 1900 Beschäftigten am Standort Denklingen und weiteren 1000 am Werk in Schongau, das vor allem auf E-Mobilität ausgerichtet ist, den größten Arbeitgeber in der Region in dieser Branche darstellt. Bekanntlich bekommt Hirschvogel die „stockende Transformation zur E-Mobilität“, wie es Musiol formuliert, voll zu spüren: Schon im Juni musste ein Teil der Belegschaft in Schongau in Kurzarbeit geschickt werden.

Inzwischen drohen weitere Maßnahmen, wie der Weilheimer IG Metall-Chef anklingen lässt. Am gestrigen Donnerstagabend soll die Hirschvogel-Geschäftsleitung über die nächsten Schritte beraten haben. Das Ergebnis wird den Mitarbeitern am heutigen Freitag mitgeteilt. Sollte es auf Stellenstreichungen an den Standorten Schongau und Denklingen hinauslaufen, warnt Musiol: „Wenn bei Hirschvogel jetzt Mitarbeiter abgebaut werden, fehlen diese, wenn die E-Mobilität in Schwung kommt.“ Und dass dieser Wandel kommt, sei nur eine Frage der Zeit. Schon allein, weil China voll auf Elektroautos setze und Deutschland wettbewerbsfähig bleiben müsse.

In einer vergleichsweise guten Lage befinden sich dem Gewerkschafter zufolge die beiden anderen Automobilzulieferer in der Region: Hoerbiger und Winning BLW. Letztere kommt ursprünglich aus München, hat sich inzwischen aber in Penzberg angesiedelt. Laut Musiol hat der Komponentenhersteller, der sich auf Teile für Nutzfahrzeuge spezialisiert hat, gerade mit konjunkturellen und strukturellen Problemen zu kämpfen. Konjunkturell, weil die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Lage nachgelassen habe, und strukturell vor allem wegen des Umzugs des Unternehmens. So habe es bei Winning BLW schon einen massiven Stellenabbau gegeben: Waren es zu Jahresbeginn noch 340 Angestellte, arbeiten nun noch 250 bei Winning BLW in Penzberg. Allerdings sei der Stellenabbau sozialverträglich geregelt worden, so Musiol.

Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.

Und der Gewerkschafter ist optimistisch, dass es bei dem Penzberger Zulieferer bald – spätestens im zweiten Halbjahr des nächsten Jahres – wieder bergauf gehen sollte. Es handle sich dort lediglich um eine „kurze Delle“, die mit den Mitarbeitern durchgestanden werden müsse.

Gewerkschafter ist optimistisch

Bei Hoerbiger sieht die Situation derweil wieder anders aus: „Dort gibt es keinerlei konjunkturelle Probleme“, macht Musiol klar. „Da brummt‘s.“ Der international aufgestellte Hoerbiger-Konzern, der unter anderem Komponenten und Systeme für Autos und Nutzfahrzeuge herstellt, beschäftigt in seinen Betrieben in Schongau und Penzberg allein in der Automobilsparte gut 1200 Arbeitnehmer. Gerade seien diese „gut bis sehr gut ausgelastet“, sagt Musiol.

Nur einzelne Teilgesellschaften würden bei Hoerbiger gerade nicht so hohe Gewinne einfahren wie noch vor ein paar Jahren. Das liege an alten Preis- und Vertragsabschlüssen, die nicht die Kostensteigerungen seit dem Ukraine-Krieg abdecken würden. „Die Verträge laufen aber auch irgendwann aus. Das ist also auch nur ein vorübergehendes Problem.“

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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