In Ingenried wird Wohnraum für Geflüchtete auf dem Brugger-Areal geschaffen
Groß war der Andrang bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Ingenried: Gut 20 Bürger waren gekommen, um die zukunftsweisenden Entscheidungen des Gremiums „live“ mitzubekommen. Und diese waren teilweise doch überraschend.
Ingenried – Ganz oben auf der Tagesordnung stand bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Ingenried die längerfristige Unterbringung von Geflüchteten. Momentan sind diese noch im „Gasthaus Sonne“ untergebracht. Doch der Vertrag dieser Notunterkunft läuft Ende August aus.
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Deshalb waren die Asylbeauftragten des Landkreises, Bernhard Pössinger und Helmut Hartl, erneut zu Gast in der Gemeinderatssitzung, um von den Mitgliedern eine richtungsweisende Entscheidung mitzunehmen. Einen Beschluss, welche gemeindliche Liegenschaft ihnen für eine längerfristige Unterbringung zur Verfügung gestellt wird. „Ohne eine solche Entscheidung könnte das Landratsamt den Mietvertrag für die Notunterkunft auf unbestimmte Zeit verlängern“, leitete Bürgermeister Georg Saur zu diesem Thema ein.
Drei Varianten zur Auswahl
Bereits im Vorfeld waren die Ingenrieder fleißig und hatten auf dem Gemeindegebiet zehn mögliche „Alternativen“ ausgemacht. Nach einer gründlichen Pro- und Contra-Analyse blieben drei davon übrig, die im Anschluss auch mit Pössinger, Hartl und einem Architekten besichtigt und diskutiert worden waren.
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Die erste Variante sah einen Umbau des Gasthauses vor – mit einem Wirtschaftsbetrieb im Erdgeschoss und einem Ausbau der Wohnungen im ersten und zweiten Stock. „Da müsste man den Boden tiefer legen, um auf die geforderte Raumhöhe zu kommen, das wäre ein immenser Aufwand und teuer. Zudem könnte es zu Problemen zwischen einem künftigen Wirt und den Geflüchteten kommen“, konstatierte Saur, weshalb diese Variante auch bei der Sitzung nicht großartig weiter besprochen wurde.

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Die Varianten zwei und drei betrafen das Brugger-Anwesen in Ingenried: Die erste Möglichkeit sah den Abbruch des kompletten Anwesens und einen darauffolgenden Neubau vor. Die andere eine Sanierung des jetzigen Wohntrakts und zusätzliche Wohnungen im ersten Stock des Dorfladens – um auf die erforderlichen 32 Plätze zu kommen. „Der bei der Besichtigung anwesende Architekt hat uns von den Maßnahmen am Brugger-Anwesen abgeraten. Eine Sanierung sei aufgrund der Bausubstanz nicht möglich und auch wegen der Statik des angrenzenden Gebäudes schwierig“, erklärte Saur.
Überraschende Wende
Aus der dritten Variante hätte sich aber spontan eine vierte Idee entwickelt: der Ausbau beider Obergeschosse des Dorfladens in Wohneinheiten. „Wir würden die sogar barrierefrei ausbauen“, warb Hartl für diese Variante. Zudem sei sie die wirtschaftlichste, denn man müsse ja auch verantwortlich mit den Steuergeldern umgehen. Die Laufzeit eines Mietvertrags würde etwa 15 Jahre oder kürzer sein. Und dass bloß maximal 24 statt 32 Geflüchtete darin unterkommen könnten, sei auch kein Problem. „Dann ist das halt so“, sagte Pössinger.
Von den Ingenrieder Gemeinderäten kamen noch zahlreiche Fragen, auch nach dem Mehrwert für die Gemeinde und den Nachnutzungs-Bedingungen. Ganz kurz vor der Beschlussfassung meldete sich noch Gemeinderat Andreas Fichtl zu Wort: „Ich finde die Wohnungen über dem Dorfladen nicht passend“, sagte er und verwies auf fehlende Außenanlagen. „Das wäre nicht gut für den Dorfladen und auch nicht für unseren neuen Dorfpark.“
Neun Ja- und vier Nein-Stimmen
Dann ging es zur Abstimmung – in der Reihenfolge Dorfwirtschaft, Brugger-Anwesen, Dorfladen. „Die erste Variante, die eine Mehrheit bekommt, wird genommen. Und es darf sich keiner enthalten“, erklärte der Bürgermeister die Regeln.
Der Umbau der Dorfwirtschaft fiel mit zwei zu elf Stimmen klar durch. Der Abbruch des Brugger-Anwesens mit anschließendem Neubau jedoch erhielt, ein wenig überraschend nach dem Verlauf der vorangegangenen Diskussion, neun Ja- und vier Nein-Stimmen.
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Damit wurde diese Liegenschaft offiziell dem Landratsamt zur längerfristigen Unterbringung von Geflüchteten angeboten. Jetzt ist es an Hartl und Pössinger, die Überplanung des Areals in Auftrag zu geben.
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