Lautstark gegen Gasbohrungen: Hunderte demonstrieren in Reichling

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Reichling

Kommentare

Hunderte beteiligten sich an der Demo in Reichling gegen Gasbohrungen. © Manuela Schmid

Lautstark und mit riesigen Bannern machten mehrere hundert Demonstranten in Reichling gegen die bevorstehende Gasbohrung mobil.

„Mit Vollgas in die Klimakatastrophe?! Gasbohrung stoppen!“ oder „Nicht nur russisches Gas ist scheiße“ mit deutlichen Parolen forderten die Demo-Teilnehmer einen Stopp für Gasbohrungen – sowohl in Reichling als auch anderswo.

Der riesige Zug verlief durch den gesamten Ort – von der St.-Nikolaus-Straße, am Rathaus vorbei und bis zum geplanten Bohrgrund. Greenpeace zählte rund 1200 Demonstranten – die Polizei geht von rund 600 Menschen aus. Ein Großteil der Demonstranten war mit insgesamt acht Reisebussen gekommen, die aus mehreren Städten angereist waren. Auch privat waren zahlreiche Menschen aus dem Umkreis gekommen und liefen beim Zug mit. Unter ihnen war auch der im Utting lebende Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke. Er hatte vorab auf Instagram für die Demo geworben.

Demo gegen Gasbohrungen - Riesiges Polizeiaufgebot vor Ort

Begleitet wurde der Zug von einem riesigen Polizeiaufgebot., um die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren. Die Zufahrten waren abgeriegelt. Viele Reichlinger standen als Schaulustige an den Straßen, um sich den Zug einfach nur anzusehen – ohne mitzudemonstrieren.

„Für ein Reichling ohne Gasbohrung“ forderten die Umweltschutzverbände bei der Kundgebung. Lu Eberl vom Veranstalter Fridays for Future Bayern warnte: „Die Klimakrise eskaliert, wir befinden uns bereits mitten drin – auch hier in Bayern, wenn beispielsweise der Bodensee im April austrocknet. Wir brauchen einen Ausstieg aus allen fossilen Energien, wir brauchen einen Gasausstieg.“

Kasimir Buhr, Energie-Referent des BUND Naturschutz in Bayern, mahnte: „Wer jetzt noch neue fossile Infrastruktur baut, legt sich auf viele weitere Jahre fest, in denen Öl und Gas verbrannt werden.“ Saskia Reinbeck, Energie-Expertin von Greenpeace Bayern, appelliert an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Stoppen Sie die Gasbohrungen und bauen Sie die erneuerbaren Energien im Freistaat konsequent aus.“

Auch zwei Reichlinger kamen bei den Kundgebungen zu Wort. Michael Darchinger etwa machte seinem Ärger Luft: „Das macht mich einfach sprachlos, dieser Skandal hier.“ Eine Bürgerin berichtete außerdem über ein Gasbohrvorhaben aus Borkum.

Ärger wegen „X“ an Verkehrsschild

Klimaaktivist Chris Baier beschwerte sich, dass die Demonstranten von Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger als „Terroristen“ bezeichnet worden seien, und dass der Gemeindechef heute ein Protest-„X“ zerstört hätte. Gegenüber der Heimatzeitung sagte Hintersberger, dass das Schild in der Untergasse an einem Verkehrsschild gehangen habe, und an einem Verkehrsschild dürfe kein Schild hängen. Daher habe er es rein aus Ordnungsgründen entfernt. Er habe die anderen X-Schilder alle hängen lassen – er habe nichts zerstören wollen.

Ärger hatte es bereits zuvor gegeben, als der Bürgermeister die Demonstranten bei einem Kooperationsgespräch und später auch im Gemeindemitteilungsblatt als „Terroristen“ bezeichnet hatte. Darauf reagierte Stefan Krug, Leiter des Landesbüros Greenpeace Bayern in einer Stellungnahme: „Je länger die Auseinandersetzung um die Gasbohrung in Reichling dauert, umso mehr verliert Reichlings Bürgermeister Hintersberger die Fassung. Seine Verunglimpfung von Teilnehmenden einer angemeldeten Demonstration als ,Terroristen‘ ist nicht hinnehmbar“, meinte er. „Als Unterstützer der Kundgebung fordern wir Herrn Hintersberger auf, sich zu mäßigen und sich beim Anmelder der Demonstration, Andreas Kohout von Fridays for Future, für diese Entgleisung zu entschuldigen.“

Greenpeace hat Andreas Kohout einen Anwalt zur Seite gestellt. „Wir verlangen eine Richtigstellung und die Rücknahme der verleumderischen Aussagen des Bürgermeisters im Gemeindeblatt. „Die Teilnehmenden der Kundgebung, die sowohl aus Reichling und der Region als auch aus ganz Bayern kommen, demonstrieren gegen eine klima- und umweltschädliche Gasbohrung und nehmen damit ihr demokratisches Grundrecht auf freie Meinungsäußerung wahr.“

Hintersberger sagte auf Anfrage, es handele sich hierbei um ein laufendes Verfahren, daher könne er sich nicht dazu äußern.

Auch interessant

Kommentare