Großdemonstration gegen Gasbohrung am Samstag in Reichling

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Am Samstag wird in Reichling demonstriert gegen die Gasbohrung. Bis zu 800 Teilnehmer werden erwartet. © Manuela Schmid

Eine geplante Großdemo gegen die geplanten Gasbohrungen in Reichling sorgt schon im Vorfeld für Ärger. Bis zu 800 Demonstranten aus ganz Bayern werden am Samstag erwartet.

Reichling – Schon in wenigen Wochen könnte in Reichling die Probegasbohrung beginnen (wir berichteten mehrfach). Dies ruft erneut Umweltschutzverbände auf den Plan: Sie rufen für diesen Samstag, 3. Mai, für 13.30 Uhr zu einer Demonstration auf. Die Demonstranten werden mit eigens für die Veranstaltung organisierten Bussen anreisen – und dies gleich aus mehreren bayerischen Städten.

Die Kundgebung steht unter dem Motto „Neue Gasbohrungen stoppen – am Ammersee und anderswo”. Veranstaltet wird die Demonstration von der Organisation „Fridays for Future“ mit Unterstützung der örtlichen „Bürgerinitiative Reichling-Ludenhausen“, dem Bund Naturschutz in Bayern, „Greenpeace“ in Bayern und „Protect the Planet“. „Jetzt und hier nach Gas bohren zu wollen, ist ein schwerwiegender klimapolitischer Fehler”, sagt Franziska Wild von „Fridays for Future“ in Bayern im Vorfeld der Demo. „Jede neue Gas-Förderung beschleunigt die Erderhitzung.“

„Infrastrukturell abgeschnitten“, klagt der Bürgermeister

Unterdessen laufen in der Gemeinde Reichling die Vorbereitungen für die Sicherheitsvorkehrungen für die Großveranstaltung. Am Tag der Demonstration wird die Zufahrt nach Reichling über mehrere Stunden komplett gesperrt. Bürgermeister Johannes Hintersberger beklagt: „Im Zeitraum der Demonstration von etwa 11 bis 15 Uhr ist unsere Ortschaft infrastrukturell von der Außenwelt abgeschnitten.“ Um mögliche Amokfahrten zu verhindern, müsse die Gemeinde zum Schutz der Demo-Teilnehmer entsprechende Schutzbarrieren errichten.

Außerdem müsse der in der Untergasse stationierte Krankenwagen des BRK verlegt werden, erklärt Hintersberger. Auch die Freiwillige Feuerwehr sei in dieser Zeit nur bedingt einsatzfähig, gibt er zu bedenken.

„Warum nicht nur am Bohrplatz?“

Dem Reichlinger Bürgermeister ist die Großdemo ein Dorn im Auge, sagt er offen. Er wirft den Verantwortlichen mangelnde Kooperation vor: Die Veranstalter seien nicht bereit gewesen, die Kundgebung allein auf den geplanten Bohrplatz zu beschränken, kritisiert der Gemeindechef. Es hätten diesbezüglich Gespräche im Vorfeld stattgefunden, erklärt er. Doch „leider konnte die Belastung für unsere Gemeinde nicht verhindert werden“.

Zudem stört den Bürgermeister, dass wegen der Demonstration eine geplante Veranstaltung im Ort, nämlich der Pflanzentausch des Gartenbauvereins, der zusammen mit der Jubiläumsfeier der Bücherei stattfinden sollte, auf den 10. Mai verschoben werden musste. „Dies nehmen die Veranstalter der Demo billigend in Kauf“, moniert Hintersberger. Er wirft den Verantwortlichen vor, dass es den Umweltschutzorganisationen nicht um das Wohl der Gemeinde Reichling gehe, sondern nur um deren eigene PR.

Kein Verkehr von 11 bis 17 Uhr

Um die Sicherheit der Demonstranten zu gewährleisten, werden am 3. Mai bereits ab 11 Uhr bis zirka 15.30 Uhr die St. Nikolaus-Straße und die Untergasse sowie die Zufahrtsstraßen nach Reichling gesperrt. Von der Sperre betroffen sind folgende Zufahrtsstraßen: Die Kreisstraße LL 8 von Epfach kommend, die Kreisstraße LL 15 von Vilgertshofen kommend, die Zufahrtsstraße von Issing ab der Staatsstraße 2057, die Zufahrtsstraße von Pessenhausen/Ludenhausen ab der Staatsstraße 2057 und die Kreisstraße LL 15 von Rott kommend ab dem Kreisverkehr. Die LL 15 von der Seitenstraße nach Pessenhausen bis zum Kreisverkehr bleibt bis zum Ende der Demonstration um 18 Uhr gesperrt.

Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Reichling mehrere Stunden lang nicht erreichbar: In der Zeit von 11 bis 17 Uhr werden weder Linienbusse noch Anruf-Sammel-Taxis fahren, kündigt das Landratsamt Landsberg an

Kommt Bohrturm Anfang Juni?

Beginn der Demonstration ist um zirka 13.30 Uhr vor der Pfarrkirche in Reichling. Die Teilnehmer werden sich an der St. Nikolaus-Straße aufstellen und sich dann die Untergasse entlang Richtung Bohrstelle bewegen. Am Bohrplatz werden dann Vertreter der teilnehmenden Vereine sprechen. Live-Musik von „Pustekuchen” untermalt den Protest musikalisch.

„Greenpeace Bayern“ geht davon aus, dass die Aufstellung des Bohrturms spätestens in der ersten Juni-Woche erfolgen solle. Pressesprecher Georg Thanscheidt teilte mit, dass Unterlagen vorlägen, wonach eine Rechtsanwaltskanzlei aus Düsseldorf bereits am 8. April beim Bergamt einen „Antrag auf Anordnung der sofortigen Vollziehung“ des bereits genehmigten Betriebsplans gestellt habe. Das darin angeführte „überwiegende Interesse“ mache einen sofortigen Bohrbeginn nach dem 8. Mai möglich, so der Pressesprecher.

Bohrungen schon im zweiten Quartal?

An diesem Tag finde die „vor Aufstellung der Bohranlage“ vorgesehene „gemeinsame Befahrung“ des Geländes durch Verantwortliche des Bergamts Südbayern und der „Energieprojekt Lech Kinsau 1 GmbH“ (vormals Genexco Gas) statt, erklärte Thanscheidt. Die Bohrarbeiten seien laut Schreiben für das „zweite und dritte Quartal 2025“ vorgesehen.

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