Abkehr von den USA: Europa schmiedet neue Bündnisse – als Antwort auf Trump-Zölle
Um die Vormachtstellung im Transpazifik-Raum kämpfen USA, EU und China seit Jahren. Der US-Protektionismus drängt die EU nun zum Vorstoß und zur Stärkung von Handelsbeziehungen.
Brüssel – Der Handelskrieg von US-Präsident Donald Trump zwingt Wirtschaftszonen zu neuen zukunftsfähigen Lösungen und kann jetzt sogar unerwartet vernachlässigte Partnerschaften stärken. Im Zuge des US-Zollstreits möchte die Europäische Union, nach Aussagen von EU-Beamten und -Diplomaten, die Handelsbeziehungen zu Asien vertiefen, wie ein Bericht der Financial Times nahelegt. Auch China erwägt laut Medienrechten bereits einen Einstieg ins Asien-Pazifik-Abkommen CPTPP.
CPTPP-Partnerschaft mit EU: Trump-Zölle könnten Transpazifk-Region stärken
Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wolle man die aktuellen Turbulenzen nutzen, um zu prüfen, was in der Welthandelsorganisation verbessert werden müsse „und wie wir enger zusammenarbeiten können, um dies zu erreichen“. Auslöser für die verstärkte Konzentration auf die asiatischen Handelsbeziehungen des Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) war demnach die Zoll-Ankündigung des Republikaners am „Tag der Befreiung“ im April. Ein Beamter der EU-Kommission sagte, dass es sich zwar noch um eine sehr frühe Phase handele, dass aber beide Seiten bereit seien, „eine Art strukturierte Zusammenarbeit mit der CPTPP zu prüfen“, so der FT-Bericht.
Das Handelsabkommen CPTPP zählt bislang zwölf Mitglieder – darunter Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Neuseeland, Peru, Singapur, Vietnam – und wurde 2018 ins Leben gerufen. Insgesamt umfassen die teilnehmenden Staaten 15 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und zählen etwa 500 Millionen Menschen. Im April vergangenen Jahres wurde auch Großbritannien aufgenommen; Südkorea erwägt laut Medienberichten außerdem den Beitritt. Beobachter sehen daher in der Stärkung der Beziehung eine große Chance, den Isolations-Kurs der USA ausgleichen zu können – trotz der noch starken US-Präsenz im asiatischen Raum.

Trump-Protektionismus: China sieht Chance zum Machtausbau im Transpazifik
Mit der EU würde das Abkommen auf etwa 30 Prozent des globalen BIP wachsen. Europa schloss bereits bilaterale Abkommen mit einigen der CPTPP-Mitglieder. Neuseeland und Australien sprachen sich laut Nachrichtenagentur Reuters aus, den Freihandel im Pazifik-Raum als Antwort auf die US-Zollpolitik auszubauen. Auch mit der EU liefen entsprechende Gespräche, wie der neuseeländische Premierminister Christopher Luxon sagte. Zudem hat sich Singapur für engere Beziehung ausgesprochen. Dem FT-Bericht zufolge bestätigten Diplomaten auch die Unterstützung Japans. Kanada wolle seine Handelsbeziehung zur EU ebenso festigen. Es sei aber laut einem Sprecher der kanadischen Regierung „noch keine Entscheidungen oder Vereinbarungen getroffen“ worden.
Ökonomen sind der Ansicht, dass speziell auch China sich infolge der protektionistischen Trump-Politik strategisch neu ausrichten könnte. Die Volksrepublik zeigt Berichten zufolge ebenso Interesse am Beitritt zum CPTPP. „Es ist möglich, dass die CPTPP als neuer Rahmen für den Welthandel im Zeitalter der Globalisierung dienen wird“. Die „revolutionären Veränderungen“, die die Trump-Administration herbeigeführt hat, hätten ein günstiges Umfeld für Chinas Antrag auf Beitritt zum CPTPP geschaffen, so Wirtschaftsprofessor am National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio, Yuqing Xing laut South China Morning Post.
Schlüsselbedeutung im Welthandel: Ringen um Asien-Pazifik-Region
Dem Asien-Pazifik-Raum sprechen Ökonomen erhebliche Bedeutung im Welthandel zu. Von der Region gehen zentrale Handelsrouten aus. Außerdem nimmt sie in Bezug auf Kaufkraft und Marktgröße eine entscheidende Rolle im globalen Handel ein. Deswegen kämpfen Länder wie USA, China und EU seit Jahren um deren Vorherrschaft. Zunächst war der Einfluss der EU auf die Region ausschließlich von strategisch wichtiger Bedeutung, da man sich zunehmend von chinesischen Abhängigkeiten lösen wollte. Nun erhält der Asien-Pazifik-Raum infolge der protektionistischen US-Politik eine neue, strategische Bedeutung.
Laut Experten ist der Einfluss der USA auf die Region dennoch groß und die Beziehung könnte trotz Trumps Zoll-Politik weiterhin vertieft werden. Besonders wegen Chinas immenser Population ist die asiatische Supermacht und der Raum Asien von Energie- und Lebensmittelexporten der USA anhängig. Die Handelsrouten rund um den asiatischen Raum werden zudem auch von der USA dominiert. Vor allem im Indischen Ozean haben die Vereinigten Staaten eine geopolitische Überlegenheit, so Analysten.