
Bildquelle: Sebastian Wieschowski
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"Bullion-Bibel: Silber-Anlagemünzen: Die besten Silber-Unzen für Sammler und Anleger" von Sebastian Wieschowski.
Sie funkeln, sie glänzen, sie gelten als sichere Geldanlage in unsicheren Zeiten: Silbermünzen. Doch ausgerechnet auf diesen vermeintlich makellosen Wertstücken taucht immer wieder ein Schönheitsfehler auf, der Sammler zur Weißglut bringt – sogenannte Milchflecken. Was aussieht wie eingetrocknete Wasserreste, sorgt weltweit für hitzige Diskussionen.
Sebastian Wieschowski ist leidenschaftlicher Münzsammler und Fachmann für Numismatik und Edelmetalle. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Das Gemeine: Wer eine frische Silbermünze aus der Münzrolle oder der Kapsel nimmt, freut sich zunächst über spiegelnde Flächen und makelloses Relief. Doch Monate oder gar Jahre später zeigen sich auf einmal milchig-weiße Flecken, die sich wie kleine Wolken auf der Oberfläche ausbreiten. Sie wirken stumpf, nehmen dem Stück jede Eleganz – und lassen die Besitzer verzweifeln. Denn: Milchflecken lassen sich nicht entfernen, ohne die Münze zu beschädigen. Weder Polieren noch spezielle Bäder helfen. Der Fleck bleibt – für immer.
Wie entstehen diese unschönen Stellen? Eindeutig geklärt ist das nicht. In der Fachwelt kursieren verschiedene Theorien:
Fest steht: Selbst modernste Prägestätten wie die Royal Canadian Mint oder die Münze Österreich kämpfen mit dem Phänomen. Trotz technischer Verbesserungen kommt es immer wieder zu Beanstandungen.
Besonders häufig betroffen sind internationale Bestseller wie der kanadische Maple Leaf oder die österreichischen Wiener Philharmoniker. Diese Münzen werden in Millionenauflage geprägt und gelten eigentlich als „Brot-und-Butter-Investment“ für Anleger. Auch beim australischen Kookaburra oder beim chinesischen Panda wurden Milchflecken beobachtet. In Internetforen kursieren regelrechte „Schwarze Listen“ mit Jahrgängen, die besonders anfällig sein sollen.
Für klassische Sammler sind Milchflecken ein absolutes No-Go. Der Wert einer Münze bemisst sich nicht nur am Edelmetall, sondern auch an der optischen Perfektion. Ein Fleck bedeutet: Die Münze ist praktisch „versaut“ und im Wiederverkauf nur schwer loszuwerden. Auch wenn der Silberwert identisch bleibt, zahlen Sammler deutlich weniger für Stücke mit sichtbaren Makeln. Manche lehnen solche Münzen komplett ab – selbst wenn sie zum Schmelzpreis angeboten werden.
Auch viele Anleger reagieren empfindlich: Wer größere Summen in Silber steckt, möchte sich über ein glänzendes Investment freuen – und nicht über fleckige Stücke ärgern. Milchflecken haben deshalb den Ruf mancher Münzen nachhaltig beschädigt. Der Maple Leaf zum Beispiel ist zwar eine der beliebtesten Anlagemünzen der Welt, doch viele Investoren meiden bestimmte Jahrgänge wegen der hohen Fleckenquote.
Das Ironische: Der Materialwert bleibt völlig unberührt. Eine Münze mit Milchflecken enthält genauso eine Unze Feinsilber wie eine makellose. Wer Silber nur als „Sicherheitsanker“ im Depot sieht, verliert durch die Flecken keinen Cent. Die optische Enttäuschung wird hier zum psychologischen Problem – nicht zum finanziellen.
Manche Händler sehen in den ungeliebten Flecken sogar eine Chance. Hintergrund ist die steuerliche Behandlung: Während neue Silbermünzen in Deutschland mit 19 Prozent Mehrwertsteuer belegt werden, gilt für gebrauchte Münzen die sogenannte Differenzbesteuerung.
Das bedeutet: Steuer fällt nur auf die Handelsspanne an, nicht auf den gesamten Verkaufspreis. Und genau hier kommen Milchflecken ins Spiel: Händler kaufen fleckige Münzen günstig auf, deklarieren sie somit ganz legal als „gebraucht“ – und können sie anschließend differenzbesteuert weiterverkaufen. Für Anleger kann das wiederum ein Vorteil sein, weil der Endpreis deutlich niedriger ausfällt.
So absurd es klingt: Was für den Sammler ein Makel ist, kann für den reinen Edelmetall-Investor zum Schnäppchen führen. Wer sich nicht an der Optik stört, kann mit Milchflecken-Münzen günstiger ins Silber einsteigen. Trotzdem bleibt das Phänomen ein Ärgernis – schon weil es das Vertrauen in große Prägestätten erschüttert.
Milchflecken sind der Beweis dafür, dass selbst das „weiße Metall“ nicht immer makellos bleibt. Für Sammler ein Albtraum, für Anleger mitunter ein Ärgernis – und für Händler manchmal ein Geschäftsmodell. Am Ende gilt: Wer in Silber investiert, kauft nicht Schönheit, sondern Metall. Doch das Auge sammelt bekanntlich mit – und genau deshalb sind die Flecken ein Dauerbrenner in der Welt der Edelmetalle.
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