Künstlich oder echt? - „Das kommt nicht gut an“: Experten warnen vor neuem Bewerbungstrend
Der Trend zu KI-generierten Bewerbungsfotos sorgt für hitzige Diskussionen in den sozialen Medien. Junge Frauen werben auf Plattformen wie Instagram und TikTok für KI-Bild-Generatoren, die aus Selfies professionelle Bewerbungsfotos erstellen sollen.
Influencer werben für KI-Bilder für Bewerbungen
„Mit diesen Bewerbungsfotos wirst du zu 100 Prozent angenommen“, schreiben sie häufig dazu. Doch die Recruiterin Melanie Trommer warnt gegenüber der „Frankfurter Rundschau“ vor diesem Trend.
Laut Trommer erkennt man manche KI-Bilder leicht, da sie zu perfekt und glatt wirken. „Das kommt auch bei einem Recruiter nicht gut an“, erklärt die Expertin. Sie betont, dass spätestens im Bewerbungsgespräch die wahre Erscheinung der Person sichtbar wird.

In einigen Ländern wie den USA sei es üblich, gar kein Foto in der Bewerbung mitzuschicken, um den Recruiter nicht zu beeinflussen. Trotzdem plädiert Trommer für Bewerbungsfotos: „Eine Bewerbung bleibt eher im Gedächtnis, wenn man sie mit einem visuellen Eindruck verbindet, anstatt nur eine Reihe standardisierter Lebensläufe ohne Fotos vor sich zu haben.“
Unprofessionelle Bewerbungsfotos schaden laut Expertin eher
Unprofessionelle Bewerbungsfotos würden allerdings eher schaden. Die Expertin habe laut „Frankfurter Rundschau“ schon Fotos von Kandidaten erhalten, die im Restaurant mit einer Pizza posierten, oder die statt eines Bilds von sich selbst eins ihrer Katze mitgeschickt haben. Das sei nicht von Vorteil.
Den Einsatz von KI allgemein im Bewerbungsprozess sieht die Expertin nicht grundsätzlich problematisch. Viele Kandidaten nutzten KI bei Motivationsschreiben, Lebensläufen, oder Probeaufgaben. „Ich verurteile es nicht“, sagt sie. Sie rät jedoch, dabei den eigenen, menschlichen Stil beizubehalten, da KI-Texte oft zu glatt und allgemein wirken.
Revolution im Recruiting: So überzeugt ihr eine KI von eurer Bewerbung
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bewerbungsprozess wird immer häufiger. Sie wird jedoch nicht nur von den Bewerbern, sondern auch von den Recruitern eingesetzt. Annika von Mutius, Gründerin eines HR-Tech-Startups, erklärt, dass KI theoretisch den gesamten Recruiting-Prozess durchführen kann.
Bereits jetzt übernehmen KI-Systeme Aufgaben wie die Identifizierung idealer Bewerber, die Kommunikation über Chatbots und das Filtern der besten Bewerbungen. Um eine KI von einer Bewerbung zu überzeugen, gibt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) diese Tipps:
- Schlüsselwörter aus der Stellenanzeige im Anschreiben verwenden
- Präzise und aktive Formulierungen nutzen
- Einfache Sätze schreiben
- Aussagen mit konkreten Beispielen untermauern
- Informationen klar gliedern
Nicht nur durch KI versuchen Bewerber, sich Vorteile zu verschaffen, manche lügen auch über ihr Geschlecht, um ihre Jobchancen zu erhöhen. Die Reddit-Nutzerin Kristin, 34, änderte für eine Woche ihren Vornamen im Lebenslauf von Kristin zu Kristian. Jetzt steht sie vor der Entscheidung, ob sie die Wahrheit sagen oder ihre Maskerade aufrechterhalten soll.
Aber auch bei Bewerbungsgesprächen setzen Personaler auf Tricks, um den perfekten Kandidaten herauszufiltern. Zuletzt wurde der "Kugelschreibertest" bekannt, bei dem der Personalverantwortliche die Geduld des Bewerbers testet, indem er mit einem Kugelschreiber auf den Tisch klopft.