Kinderhospiz: Besondere Spendenaktion für 90 000 Euro teuren Fahrstuhl

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Werben für Spenden: Simone Krause, Förderverein „Zwei Hospize in Polling – Erwachsenenhospiz und Kinderhospiz“, und Jakob Schaetz, „Stiftung Hospizverein im Pfaffenwinkel“. © Wilfried Nass

Mit einer besonderen Spendenaktion soll ein neuer Fahrstuhl für das geplante Kinderhospiz in Polling finanziert werden: Für jeden gespendeten Euro legt die Bethe-Stiftung einen Euro drauf – maximal 45 000 Euro.

„Wir Menschen sind in den ersten und letzten Wochen unseres Lebens auf unsere Mitmenschen angewiesen.“ Entsprechend hoch sei die Belastung für die Angehörigen, die nicht nur mit ihren eigenen Gefühlen zurechtkommen müssten, sondern auch eine große Verantwortung trügen, sagt Jakob Schaetz, Vorstand der „Stiftung Hospizverein im Pfaffenwinkel“.

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Seit 2002 bietet das Hospiz in Polling todkranken Menschen einen einzigartigen Rückzugsort hinter Klostermauern, wo nicht „im Akkord“, sondern mit guter Stimmung und mit professioneller und persönlicher Betreuung geholfen wird, so Schaetz weiter. Ein solches Angebot soll es künftig auch speziell für schwer kranke Kinder geben.

Professionelle und persönliche Betreuung

Dazu soll „auf den alten Klostermauern“, genauer gesagt auf der Ruine eines abgerissenen Flügels, ein schlichter Neubau entstehen, in dem neben einer zweiten Erwachsenengruppe erstmals auch ein eigenes Kinderhospiz eingerichtet werden soll, erklärt Simone Krause vom Förderverein „Zwei Hospize in Polling – Erwachsenenhospiz und Kinderhospiz“.

„Muck“, der Hospizclown, in Aktion: Wie der Alltag im Hospiz aussieht, davon konnten sich die Besucher beim „Tag der offenen Tür“ selbst ein Bild machen.
„Muck“, der Hospizclown, in Aktion: Wie der Alltag im Hospiz aussieht, davon konnten sich die Besucher beim „Tag der offenen Tür“ selbst ein Bild machen. © Wilfried Nass

Als „Entlastungsort für die ganze Familie“ können Kinder mit einer lebensverkürzenden Erkrankung dort eine Art Kurzurlaub mit entsprechender Betreuung „buchen“. Im Gegensatz zum Erwachsenenhospiz wird das Kinderhospiz aber kein „Ort des Versterbens“ werden, sondern ein Ort, an dem Kinder und ihre Angehörigen neue Kraft schöpfen können. Denn gerade die „Kinder haben noch Hunger nach Leben“ und wollen diesen auch ausleben können, so Schaetz.

Doch das ist im krankheitsbelasteten Alltag zwischen Krankenhausbesuchen und körperlichen Einschränkungen nicht immer möglich. Und auch für die Geschwister und Eltern der Patienten ist es oft eine extreme Herausforderung – körperlich, seelisch und finanziell. Allein „die Kinder auch mal abgeben zu können“ und sie trotzdem gut aufgehoben zu wissen, sei daher schon „unbezahlbar“, sagt Schaetz.

Der Bedarf ist groß

Im Kinderhospiz Polling soll das nun möglich werden, und zwar kostenlos für die Angehörigen. Gemeinsam mit ihrem Kind können die Familien dann bis zu zehn Tage im Hospiz verbringen, ohne zusätzliche finanzielle Belastung über die Versicherung hinaus. Und das alles bei bester medizinischer Betreuung und mit genügend Freiraum für sich selbst. Der Bedarf jedenfalls ist groß: Das nächste Kinderhospiz liegt in Bad Grönenbach im Allgäu, wo man mit Wartezeiten von bis zu zwei Jahren rechnen muss.

Mit einem „Tag der offenen Tür“ startete auch die spezielle Spendenaktion für den 90 000 Euro teuren bettengängigen Fahrstuhl, mit dem die Kinder im neuen Hospizgebäude sicher transportiert werden können. Die Hälfte davon würde die Bethe-Stiftung übernehmen, wenn in den nächsten drei Monaten die anderen 45 000 Euro gespendet werden.

Bettengängiger Fahrstuhl kostet 90 000 Euro

Wer sich an der Verdoppelungsaktion beteiligen möchte, kann online, vor Ort oder per Überweisung Geld für das Projekt spenden. Der Betrag ist frei wählbar und wird dann von der Bethe-Stiftung verdoppelt. Weitere Informationen gibt es auf der Website https://zwei-hospize-polling.de/#SPENDE.

Auch Unternehmen und Kommunen können sich an der Spendenaktion beteiligen, indem sie kostenlos Spendendosen mit einem QR-Link zur Hospiz-Website bestellen und aufstellen. Die Bedürftigen jedenfalls werden sich über die Hilfe ihrer Mitmenschen freuen.

So wie eine Frau aus Bad Heilbrunn, deren Mann derzeit mit einem schweren Hirntumor im Pollinger Hospiz liegt. Nach einer schweren Zeit, in der sie die Verantwortung allein tragen musste und damit zunehmend überfordert war, zeigte sie sich nach einem Besuch im Hospiz sehr dankbar: Das Hospiz und seine Mitarbeiter seien „einzigartig“, so ihr Fazit.

VON WILFRIED NASS

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