Bekannter Hersteller von Babynahrung ist insolvent
Vor ein paar Jahren machte ein Schweizer Babynahrungshersteller durch einen Streit mit Hipp von sich Reden. Jetzt schlug die Finanzierung fehl. Yamo wirft das Handtuch.
Zürich – Kein Lebensmittel ist so schwer reguliert wie Babynahrung. Neue Akteure haben es am Markt schwer. Yamo, ein Schweizer Start-up, hatte daher mit markigen Werbesprüchen und einer neuen Taktik von sich Reden gemacht. Noch größere Bekanntheit erlangte Yamo allerdings durch einen Rechtsstreit mit dem Branchenschwergewicht Hipp. Zwar gewann Yamo damals einige Schlachten – den Krieg jedoch nicht. Dem Start-up ist das Geld ausgegangen.
Insolvenz von Babynahrungs-Start-up: Yamo geht die Finanzierung aus
Yamo existierte seit 2016. Gegründet von drei jungen Männern in Luzern, hatte es sich auf die Flaggen geschrieben, mit gesunden Bio-Lebensmitteln die Konkurrenz auszustechen. Die meisten Hersteller pasteurisieren ihre Babynahrung, um sie haltbar zu machen, bei Yamo allerdings kam ein anderes Verfahren zum Einsatz. Statt Erhitzung fand hier eine Kaltpressung statt, weswegen Yamos Breie im Kühlregal landeten. Laut Yamo führte das dazu, dass die Vitamine, Aroma- und Farbstoffe des verarbeiteten Obst und Gemüses besser erhalten bleiben.

Leider hatte das nicht gereicht. „Der Pfad zur Profitabilität war schwerer als erwartet“, schrieb Tobias Gunzenhauser, Co-Gründer und CEO von Yamo, am Donnerstagabend (11. April) in einem Beitrag im sozialen Netzwerk LinkedIn. „Trotz unseres Einsatzes war es uns nicht möglich, die nötige Finanzierung zu erhalten, um unsere Reise fortzusetzen.“
David gegen Goliath – Yamo legt sich mit Hipp an
Erst im Sommer 2018 hatte Yamo den Sprung nach Deutschland gewagt und seine Produkte auch hierzulande angeboten. Schon kurz darauf begann ein langwieriger Rechtsstreit mit dem Branchentitan Hipp – einige von Yamo getätigte Werbeaussagen, verbreitet über Instagram, waren Hipp übel aufgestoßen. „Uns kannte da noch kein Mensch“, zitierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung Luca Michas, einen der drei Gründer. „Die Abmahnung kam, bevor wir uns überhaupt in Deutschland entfalten konnten.“
Zum Beispiel hatte Yamo geschrieben: „Wenn man herkömmlichen Babybrei probiert, weiß man, wieso Babys ihn immer ausspucken.“ In einem anderen Posting hatte das Start-up eine Spitze gegen „bräunlich verfärbte“ Gläser von Babybrei-Herstellern losgelassen. Hipp fühlte sich attackiert und begann einen Rechtsstreit, in dessen Verlauf sechs Abmahnungen und zwei Klagen von Hipp gegen Yamo erfolgten. „Man kann schon auf den Gedanken kommen, dass man hier eine Entwicklung am Markt verhindern will“, sagte Michas dazu. Hipp sprach dagegen von „unlauteren Vergleichen“ und „unzutreffende Behauptungen“.
Am Ende griff Hipp gerichtlich auch das spezielle Pressverfahren von Yamo an. Es sei nicht sicher genug. Im Jahr 2021 konnte Yamo sich vor dem Landgericht Hamburg durchsetzen und brachte Hipp eine PR-Schlappe ein. Die Investoren konnte das langfristig dennoch nicht überzeugen. Laut dem Schweizer Start-up-Ticker konnte das Unternehmen die benötigte Finanzierung nicht sichern. Das habe Yamo in einer Mail an Kunden mitgeteilt. Händler werden Yamo-Produkte noch so lange im Angebot führen, wie das Angebot reiche, aber die bestehenden Abos seien gecancelt und es würde kein Geld mehr abgebucht.
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Pleitewelle rollt über Deutschland
Auch in Deutschland müssen aktuell immer mehr Unternehmen die Segel streichen. Erst kürzlich gab der Süßigkeitenhersteller Hussel seine Insolvenz bekannt, im Wohnungsbau droht gar ein massiver Stellenabbau und seit März ist das Heizungsunternehmen Windhager Zentralheizung GmbH insolvent. Gestiegene Zinsen, hohe Energiepreise und der Fachkräftemangel belasten deutsche Firmen.
Das ging zuletzt so weit, dass die Anzahl der Firmenpleiten im März einen Höchststand erreichte. Das ging aus einer Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) hervor. Mindestens 11.000 Arbeitsplätze sollen davon betroffen sein.