Putins Propaganda-Show: Was der Kreml-Chef bei seiner Pressekonferenz plant

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Einmal im Jahr stellt sich Putin den Fragen der russischen Bevölkerung und Journalisten. Eine kritische Auseinandersetzung ist aber nicht zu erwarten.

Moskau – Wladimir Putin lädt, wie bereits im vergangenen Jahr, zur großen Pressekonferenz in Moskau. Dabei will sich der Kreml-Chef Fragen von Journalisten und russischen Bürgerinnen und Bürgern stellen. Unter dem Namen „Ergebnisse des Jahres“ plant der russische Machthaber, Offenheit zu demonstrieren. Dabei sollen nicht nur die Fragen russischer Journalisten, sondern auch internationaler Medienvertreter beantwortet werden, wie Putins Sprecher Dimitri Peskow laut der unabhängigen Online-Zeitung The Moskoc Times bereits im November ankündigte. Alle Entwicklungen zu Putins Pressekonferenz finden Sie in unserem News-Ticker.

Putin leitet Treffen mit jungen Wissenschaftlern nahe Moskau
Wladimir Putin inszeniert auch in diesem Jahr wieder seine große Pressekonferenz. © Vyacheslav Prokofyev/dpa

Putins große Pressekonferenz – Kreml-Chef machte bereits Westen für den Ukraine-Krieg verantwortlich

Was bei der anstehenden Pressekonferenz von Putin zu erwarten sein wird, könnte ein Blick ins vergangene Jahr zeigen. Denn wie auch damals soll der Ukraine-Krieg eine zentrale Rolle bei der Veranstaltung spielen. So bezeichnete er 2023 den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als einen Bürgerkrieg „zwischen Brüdern“. Außerdem wies er jede Schuld für den Beginn des Krieges von sich und machte stattdessen westliche Länder dafür verantwortlich. Diese hätten Russland keine Chance gelassen, eine Beziehung zum Nachbarland aufzubauen.

Vielmehr gab sich Russland auch damals als Befreier eines vermeintlich von Nationalsozialisten beherrschten Landes. Ziel der „militärischen Spezialoperation“, wie der Überfall auf die Ukraine seitens des Kremls verharmlost wird, sei die „Entnazifizierung und Entmilitarisierung“ der Ukraine. Frieden werde es demnach erst geben, „wenn wir unsere Ziele erreichen“, so Putin.

Name der Veranstaltung Ergebnisse des Jahres
Wann beginnt die Pressekonferenz? 12 Uhr Ortszeit (10 Uhr MEZ)
An welchem Tag findet die Pressekonferenz statt? Donnerstag (19. Dezember)

Dass sich die Meinung darüber in einem Jahr geändert haben könnte, ist unwahrscheinlich. Erst vergangenen Monat stellte Peskow bei einem Pressegespräch fest, dass „ein Einfrieren dieses Konfliktes für uns keine Option ist“. Die Kriegsziele Russlands stünden weiterhin fest, wobei Putin sich laut seinem Sprecher mehrfach gesprächsbereit gezeigt hat. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zumindest die teilweise Abgabe von Gebieten an Russland für einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg ins Spiel gebracht.

Putins „direkter Draht“: Über eine Million Fragen zur Pressekonferenz in Moskau

Putin lässt sich bei seiner Pressekonferenz nicht nur auf die Fragen von Journalistinnen und Journalisten ein. Russlands Präsident verbindet den Auftritt wie im vergangenen Jahr mit einer Publikumsbefragung mit dem Namen „Direkter Draht“. Mehr als eine Million Fragen sollen laut russischer Medienberichte im vergangenen Jahr eingegangen sein. Und auch in diesem Jahr scheint das Interesse groß zu sein.

So berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS, dass bereits mehr als 1,5 Millionen Fragen an den Kreml-Chef bei der Gesamtrussischen Volksfront, einem von Putin gegründeten Zusammenschluss nationalistisch-konservativer Organisationen in Russland, eingegangen seien. Eine Auswahl der Fragen will Putin live in der Sendung beantworten. Außerdem sollen verschiedene Personen live in die Pressekonferenz geschaltet werden.

Da die Einsendungen im Vorfeld bearbeitet werden, muss Putin wohl kaum mit kritischen Fragen rechnen. Kritiker werfen dem Präsidenten schon länger vor, immer ähnliche Fragen zu beantworten, ohne für eine tatsächliche Verbesserung der Lage der russischen Bevölkerung zu sorgen. Putin kann sich so aber als Problemlöser und Kümmerer darstellen. Die in Russland aufgewachsene Slawistin und Medienexpertin Daria Krushcheva sagte dazu im Gespräch mit IPPEN.MEDIA: „Das ist ein Spektakel, alles wird vorgespielt, das ist ganz klar.“

Putins Pressekonferenz: Welche Themen im Mittelpunkt stehen sollen

Nicht nur der Krieg in der Ukraine soll ein zentrales Thema bei Putins Pressekonferenz am Donnerstag (19. Dezember) sein. „Gesundheitsversorgung, Straßen, Wohnraum und Versorgungsleistungen sowie Sozialleistungen“, seien ebenfalls Kern des Termins, schreibt Tass. Zumindest im vergangenen Jahr sei die drängendste Frage der russischen Bevölkerung allerdings gewesen, wann der Krieg in der Ukraine enden wird, berichtete die Berliner Morgenpost unter Berufung auf eine Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsintituts Lewada.

Für die Pressekonferenz von Putin planen die russischen Sender, die das Event übertragen, etwa drei Stunden ein. Wie vergangene Pressekonferenzen gezeigt haben, kann das Format aber auch deutlich länger ausfallen. Damals erstreckte sich die Fragerunde über mehr als vier Stunden. (nhi)

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