„Haben tatsächlich Probleme“: Darum laufen die drei Windräder noch nicht regelmäßig
Mal dreht sich das eine, mal das andere. Mal stehen alle, mal nur eins oder zwei. Die drei Windräder der Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH laufen noch sehr unregelmäßig.
Otterfing – Aus allen Himmelsrichtungen ziehen die drei Windräder der Gemeinden Otterfing, Sauerlach und Aying kilometerweit die Blicke auf sich. Spätestens seit der feierlichen Eröffnung des Windparks im Juli – die drei Gemeinden haben sich in der Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH zusammengeschlossen – stehen die drei weit über die Baumwipfel ragenden Anlagen unter ständiger Beobachtung. Und viele fragen sich: Warum laufen nicht alle gleichzeitig? Speziell die Otterfinger Anlage macht oft längere Pausen.
„Haben tatsächlich Probleme“: Wartung in Otterfing steht an
„In Otterfing haben wir tatsächlich Probleme“, räumt GmbH-Geschäftsführer Martin Sterflinger auf Anfrage ein. Die Teams des Herstellers Enercon seien täglich vor Ort, um die hochkomplexe Technik oben in der Gondel zu stabilisieren. „Ist ein Draht falsch ange㈠klemmt, dann hakt‘s.“
Alle drei Rotoren seien aber schon gelaufen, betont Sterflinger. Die Ayinger Anlage machte bisher den besten Eindruck, auch das Sauerlacher Windrad liegt im Soll. „Otterfing hat bisher öfter Störungen“, sagt der Geschäftsführer, „aber das wird schon.“ Die erste Wartung nach 300 Betriebsstunden haben die beiden Schwester-Anlagen schon hinter sich, in Otterfing ist es demnächst soweit. Dafür schalten die Enercon-Teams eine Woche lang tagsüber den Rotor ab.
Noch immer befinde sich der Windpark in der Einlaufphase. „Die Windräder sind zwar keine Prototypen, aber neue Modelle“, erklärt Sterflinger. Die Technik sei so komplex, dass sich beim Anfahren schnell Fehler einschleichen könnten. Enercon sei dabei, diese Kinderkrankheiten zu heilen. „Das wird sukzessive besser“, stellt der GmbH-Chef fest.
Erst Mitte September steht die Abnahme an. Dann prüfen Gutachter, ob der Hersteller funktionierende Produkte zur Verfügung gestellt hat. „Erst dann gehen die Anlagen auch wirklich in unseren Besitz über“, betont Sterflinger.
„Das wollen wir natürlich vermeiden“
Enercon garantiert für den Regelbetrieb eine 98-prozentige Zuverlässigkeit. „Das würde vom Stromertrag her gut passen, weil im Herbst ja hoffentlich stärkere Winde wehen.“ Die Rotoren starten, wenn die Windgeschwindigkeit über 2,5 Meter pro Sekunde (m/s) steigt. Um Sturmschäden zu vermeiden, drehen die Anlagen ab 22 m/s (80 km/h) aus dem Wind. Verwundert hat Sterflinger festgestellt, dass an den drei Standorten trotz der räumlichen Nähe sehr unterschiedliche Windgeschwindigkeiten auftreten. „Bei dem einen sind es 3,9 m/s, beim anderen zur gleichen Zeit 6,9 m/s.“
Stehen die Räder still, liegt das nicht nur an stotternder Technik. Im Sommer kann der Fall eintreten, dass private Photovoltaikanlagen so viel Strom ins regionale Netz einspeisen, dass negative Preise entstehen. Andere Stromerzeuger müssten dann zahlen, wenn sie Energie liefern. „Das wollen wir natürlich vermeiden“, sagt Sterflinger.
Zwei oder drei Mal sei das schon passiert, betroffen sind auch große Freiflächen-PV-Anlagen. „So dramatisch ist das für uns aber nicht, weil in der Regel ja kein Wind weht, wenn die Sonne so scheint“, erklärt der Geschäftsführer. Theoretisch könnten auch die Bayernwerke als Netzbetreiber ein Abschalten anordnen, wenn eine Netzüberlastung droht. „Das ist aber bisher nicht passiert.“
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Abzuschalten sind die Anlagen im Hofoldinger Forst – laut Genehmigungsbescheid – auch bei Fledermaus-Aktivitäten. „Ist es trocken und nachts entsprechend warm, wird gestoppt“, sagt Sterflinger. An den Rotoren gebe es Messstellen, die den Vorbeiflug der kleinen Tiere registrieren. „Wir sammeln ein Jahr lang diese Daten und prüfen, ob wir das Fledermaus-Management anpassen müssen.“
Trotz der Einlaufphase mit dem vielen Stillstand ist der Geschäftsführer mit dem Ertrag bislang zufrieden. Im Juli, einem windschwachen Monat, wurden 200 000 Euro verdient. Der Wirtschaftsplan geht davon aus, dass jeden Monat durchschnittlich 300 000 Euro eingenommen werden. „Die windigen Monate kommen noch“, sagt Sterflinger.