Seltene Erkrankung des Knochenmarks: Angelina hofft auf Hilfe

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Fürstenfeldbruck
  4. Olching

Kommentare

Ein Bild aus glücklichen Tagen: Angelina war gerne unterwegs. © Privat

Während andere Kinder sich vor Weihnachten alles mögliche wünschen, träumt Angelina nur von einem: Wieder gesund werden. Doch dazu braucht die Zwölfjährige fremde Hilfe.

Olching - Angelina Cesco Betta ist ein fröhliches Mädchen. Mit Begeisterung fährt sie Achterbahn oder studiert Tik Tok Tänze ein. Doch im Herbst nahm die unbeschwerte Jugend der zwölfjährigen Olchingerin ein abruptes Ende. Die bei jungen Menschen äußerst seltenen Knochenmarkserkrankung MDS wurde diagnostiziert. Das stellt das Leben der Realschülerin und ihrer Familie völlig auf den Kopf.

Die Folgen

Beim Myelodysplastische Syndrom (MDS) kommt es durch genetische Veränderungen zu Fehlbildungen in den Blut-Stammzellen. „Das Knochenmark kann keine gesunden Zellen mehr produzieren. Das ist keine Leukämie, kann aber zu Leukämie führen“, sagt Angelinas Mutter. Normalerweise trete der Defekt bei Menschen über 75 Jahren auf. „Mit einer Chemotherapie kann man hier nicht behandeln. Heilung geht nur mit einer Stammzellentransplantation“, erklärt die Mutter.

Leichte Infekte

Eigentlich fing zunächst alles ganz harmlos an. Angelina hatte immer wieder leichte Infekte mit Fieber. „Wir haben dann gesagt, sie soll sich warm anziehen“, erinnert sich Mutter Stefanie Lindner, die zunächst auf einfache Hausmittel zurückgriff. Als ihre Tochter dann nach einer Klassenfahrt immer blasser wurde, Schwächeanfälle erlitt und im Sportunterricht sogar zusammenklappte, brachte die Familie sie zur Blutuntersuchung.

Angelina Cesco Betta aus Olching braucht eine Knochenmarkspende. Mit ihrer Mutter. Foto bitte nicht verwenden
Angelina Cesco Betta aus Olching braucht eine Knochenmarkspende. Mit ihrer Mutter. © privat

Das Ergebnis war verheerend: MDS. Es folgten zahlreiche Untersuchungen, ein kurzer Klinikaufenthalt und regelmäßige Bluttransfusionen. „Unmittelbar nach der Diagnose des Hausarztes kam gleich der Rettungswagen und in derselben Nacht hat sie eine Bluttransfusion bekommen“, so die Mutter.

Weitgehend isoliert

Seither lebt das junge Mädchen von ihrer Umwelt weitgehend isoliert. Zwar kann sie zu Hause in Olching bleiben, darf aber weder zur Schule noch unter Menschen gehen. Das Risiko einer Infektion ist zu groß. Einzelne Freundinnen kann das lebensfrohe Mädchen, das kleine Kinder liebt und einmal Erzieherin werden möchte, nun nur noch mit Maske zu Hause empfangen - wenn sicher ist, dass diese gesund sind. Auch auf die liebgewonnen Gassi-Runden mit dem Nachbarhund muss Angelina vorerst verzichten. Am Schulunterricht kann die Realschülerin über den Roboter Avatar von zu Hause partiell teilnehmen.

Die getrennt lebenden Eltern sind verzweifelt und in größter Sorge. Angelina ist ihr einziges Kind. Vater Adriano Cesco Betta betreibt die Estinger Eisdiele „Mister Eis“ und hat in seiner Heimat Italien bereits zwei Typisierungen initiiert.

Angelina Cesco Betta aus Olching braucht eine Knochenmarkspende. Mit ihrem Vater. Foto bitte nicht verwenden
Angelina Cesco Betta aus Olching braucht eine Knochenmarkspende. Mit ihrem Vater. © privat

„In Italien dürfen das nur bis zu 35-Jährige machen. Bei uns geht das bis zu einem Alter von 55 Jahren.“ Allerdings gehen die Italiener mit Blutabnahmen der Bewerber direkter vor. In Deutschland wird zunächst eine Speichelprobe vom Bewerber entnommen – ist die geeignet, folgt erst die Blutprobe.

Typisierung

Derweil habe auch die Betreiber des mit der Familie befreundeten Gasthof Hainzinger in Rottbach bei Maisach via Internet bereits zur Typisierung in Sachen Angelina aufgerufen. Auf solche Aktionen gründet die ganze Hoffnung von Mutter Stephanie Lindner. Auch in Deutschland sollen sich möglichst viele Menschen bei der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei)  registrieren lassen. „Man kann das online tun und bekommt das Registrierungsset samt Test-Stäbchen per Post zugeschickt.“

Aus Sorge um ihre Tochter kann Stephanie Lindner ihren Beruf in einer Radiologie-Verwaltung vorerst nicht mehr ausüben – zu hoch das Risiko, dass es Angelina zu Hause plötzlich schlechter geht und niemand da ist. „Wir brauchen auch psychologische Betreuung“, so die Mutter.

Auch interessant

Kommentare