Eine ganze Welt im Nebenzimmer: Neues Modell im „Buidleck“ befasst sich mit Bergbau
Claus Eder und Hans Nuffert haben ein Bergwerk-Modell erschaffen. Die Herstellung dauerte etwa sechs Monate. Besucher können das Kunstwerk in Lenggries bewundern.
Lenggries – Immer wieder gab es im Nebenzimmer vom „Buidleck“ an der Marktstraße sehenswerte Modelle zu entdecken. Doch was Claus Eder gemeinsam mit seinem Nachbarn Hans Nuffert jetzt erschaffen hat, lässt den Betrachter staunen. Man sollte sich aber Zeit nehmen, um das Bergwerk und die Szenerie, die drumherum entstanden ist, wirklich in allen Details entdecken zu können.
Endstücke von Sylvesterraketen wiederverwertet
Sechs Monate haben Eder und Nuffert an dem Modell, das den gesamten Raum einnimmt, gebaut. Herzstück ist das Bergwerk, das einige Stockwerke in die Tiefe reicht. Holzregale und bemaltes Styropor bilden den Rahmen. Im Inneren kann man Knappen bei der Arbeit sehen. Einer ist mit Schlegel und Eisen zugange. Gefertigt hat einige der Figuren Schnitzer Georg Willibald, der Aschenloher Schorsch, nach historischen Vorlagen. Andere Stücke stammen von Klaus Trischberger und Sepp Wasensteiner. Aber auch Eder schnitzte Figuren um. „Das ist beispielsweise eine Maria-Krippenfigur“, sagt er und zeigt einen Knappen. Das Kopftuch wurde kurzerhand zur Gugelhaube. Diese schützten die Knappen davor, dass Wasser in den Nacken tropfte, weiß Nuffert. Ergänzt wurde bei der Figur das typische „Arschleder“, das den Bergmann beim Sitzen vor Kälte und Nässe bewahrte. „Und die Füße hat der Aschenloher Schorsch ergänzt“, sagt Eder. Auch andere einstige Krippenfiguren haben in der weitläufigen Landschaft eine neue Verwendung gefunden. Statt Weihrauch und Myrre zu bringen, „ist einer der Heiligen Drei Könige jetzt ein Sackfüller“, sagt Eder und deutet auf eine Figur.

Auch der Stolleneingang verdient einen zweiten Blick. Die Balken, aus denen er besteht, waren vormals die Endstücke von Silvesterraketen. „Ich habe die aufgesammelt und zusammengeleimt“, sagt Nuffert. Auch sonst fanden Alltagsgegenstände eine vollkommen neue Verwendung. Türangeln und Fassringe bestehen beispielsweise aus dem Material einer alten Getränkedose.
Wer durchs Fenster schaut, entdeckt gemachte Betten und Sitzgelegenheiten
Auf der einen Seite schließen sich Schmelzofen und Gießerei an, ein Stück weiter wird gerade Holz aufgeschichtet, um Kohle herzustellen. Auf der anderen Seite befindet sich neben der Seilbahn das mit Wasserkraft betriebene Säge- und das Pochwerk. In Letzterem wird das Gestein zerkleinert. Unterhalb kann an der Floßlände verladen werden. In der Nähe darf man noch einen Blick ins Magazin werfen, wo Verschiedenes eingelagert ist.
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Aber weil das Leben eben nicht nur aus Arbeit besteht „und Bergleute lustige Leute waren“, wie Nuffert berichtet, gibt es auch ein Gasthaus. Der Name „Kramerwirt“ ist Programm, direkt daneben befindet sich der Kramerladen. Für den hat Nuffert die Ausstattung gefertigt. „Ich war für die kleinen Dinge zuständig“, sagt er. Aus erwärmtem Plastik wurden so beispielsweise Pfannen gemacht. Hinter der Schmiede – dort werden die stumpfen Meißel wieder geschärft – befindet sich die Knappenunterkunft. Wer durchs Fenster schaut, entdeckt gemachte Betten und Sitzgelegenheiten. Etwas hinterhalb schlängelt sich das „Goldbacherl“, in dem Gold gewaschen wird. Und oben auf der Anhöhe steht die Kapelle, die natürlich der heiligen Barbara gewidmet ist, der Schutzpatronin der Bergleute. Durch die halb geöffnete Tür sieht man die Kirchenbänke und das ewige Licht, auf dem Pult liegt die Bibel, dahinter zeigt ein Wandgemälde die Schutzpatronin.
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Leidenschaft für Mineralien
Wer sich die Landschaft genau anschaut, entdeckt auch die Leidenschaft, die Eder und Nuffert letztlich zusammengebracht hat. „Ich sammle seit 50 Jahren Steine“, berichtet Nuffert. Eders Vater lernte er über die Münchner Mineralienfreunde kennen. Claus Eder hat die Begeisterung offensichtlich geerbt. Dass er und Nuffert seit wenigen Jahren Nachbarn sind, war Zufall. Da Nuffert zudem begeisterter Modellbauer ist, wurde irgendwann das gemeinsame Projekt geboren. Einige Mineralienfunde wurden in die Szenerien eingebaut. Weitere gibt es in einem Schaukasten zu sehen. Nebenan kann man zudem noch die Entwicklung der Grubenlampen nachvollziehen.
Besichtigen kann man das Ganze zu den Öffnungszeiten des „Buidlecks“ in der Marktstraße, also Donnerstag bis Samstag von 9.30 bis 12 Uhr. Allerdings hat der Laden von 8. August bis 12. September Urlaub. Der Eintritt ist frei. Spenden werden gerne genommen und sollen einem wohltätigen Zweck zugutekommen. Für Gruppen oder auch Schulklassen können Besuchstermine mit Informationen zum Thema Bergbau organisiert werden. (va)