„Meilenstein“ für Bad Tölz: Stadtrat gibt Startschuss für Moraltwerke – 20 Prozent geförderte Mietwohnungen
Der Stadtrat hat den Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans für das marode Moralt-Areal gefasst. Vermutlich wird es mehrere Bebauungspläne geben.
Bad Tölz – Rein formal ist der Beschluss nicht von Bedeutung. Michael Lindmair (FWG) sprach im Stadtrat gleichwohl von einem „Meilenstein“: Einstimmig wurde der Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplans Moraltwerke gefasst. „Damit geht’s jetzt in die handfeste Planung und wird konkret“, fasste es Bürgermeister Ingo Mehner zusammen. Vermutlich wird es mehrere Bebauungspläne geben.
Pläne für neues Stadtviertel in Bad Tölz: Auf den Moraltwerken entsteht Raum für Gewerbe und Wohnungen
Ob es sich um Lärmschutz, Wasser oder verkehrstechnische Erschließung handelt, es werden nun die Gutachten in Auftrag gegeben. Basierend auf den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie und der Eckpunktebeschlüsse des Stadtrats (wir berichteten) wird parallel auch ein Wettbewerbsverfahren für diverse Entwurfsvarianten des Mischgebiets mit Gewerbe, Wohnen, Gemeinbedarf und Kultur gestartet. Sie sind dann die Grundlagen für die Bauleitplanung. Die Planungskosten tragen die Grundstückseigentümer.
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Bei einem Pressegespräch am Mittwoch verdeutlichten Mehner und Thomas Scherer, Mitinhaber des Areals und Geschäftsführer von „denkmalneu“, wo die Knackpunkte des städtebaulichen Vertrags liegen, der inzwischen unterzeichnet wurde. Auf dem 6,5 Hektar großen Areal wird über rund 90 000 Quadratmeter Geschossfläche verhandelt. Etwa 41 000 sind als Gewerbe festgesetzt, was Scherer schon als harte Nuss bezeichnete. „Mit großem Glück erwirtschaften wir hier eine schwarze Null.“ Scherer denkt bei dem Gewerbe an Zukunftsthemen wie IT, etwa ein Rechenzentrum. Jedenfalls wünsche sich die Stadt keinen großen Logistiker, ergänzte Mehner.
Tagungshotel mit bis zu 100 Betten – Kompromisse beim bezahlbaren Wohnraum
Es soll etwa ein Tagungshotel mit rund 80 bis 110 Betten im denkmalgeschützten Altbestand entstehen. Gleich daneben ist ein großer Veranstaltungsplatz an der Isar angedacht, um den herum, so Scherer „viel traffic“ mit Geschäften, Gastro und Dienstleistung herrschen soll. Das Prinzip der kurzen Wege steht auf seinem Entwickler-Plan ganz oben. Das Hotel sieht er übrigens keineswegs als Konkurrenz zum möglichen Bockschützstraßen-Hotelprojekt. „Das ergänzt sich sogar.“ Bis Ende des Jahres hofft Mehner da übrigens endlich auf eine Entscheidung.
Was waren weitere Knackpunkte? Für die Stadträte war es zum Beispiel bezahlbarer Wohnraum, wie es Johanna Pfund in der Sitzung sagte und auch von Kompromissen sprach, „bei denen wir schweren Herzens mitgegangen sind“. Im Eckpunktepapier ist von „mindestens 20 Prozent preisgebundenem Wohnen“ die Rede. Was sich dahinter verbirgt, wollte Ingo Mehner nicht in Zahlen fassen. „Ich kann Ihnen aktuell noch keinen Mietpreis nennen.“ Aber es gibt einen Plan, der stark auf den Freistaat setzt, wie Scherer sagte. Der Freistaat und Ministerpräsident Markus Söder hätten sich nach dem Thema Bildung gleich die Förderung von Wohnungsbau verstärkt auf die Agenda geschrieben. Von den rund 400000 Quadratmetern Wohnungsbaufläche, die an der Isar entstehen sollen, sollen 8000 vom Freistaat mit dem Programm „Einkommensorientierte Förderung“ (EOF) bezuschusst werden.
Stadtrat wünscht sich Kreisverkehr am Moraltgelände
Der Fördertopf hat unterschiedliche Zielgruppen. Im untersten Einkommensbereich habe die Stadt, so Mehner, etwa auf der Flinthöhe ausreichend Wohnraum. Angepeilt sind Mieter im Einkommensbereich von 30 000 bis 70 000 Euro, sagte Scherer. „Wir sind da schon in Gesprächen mit der Regierung von Oberbayern.“ Angemeldet habe man den Anspruch ab 2026. Die Signale aus München seien vielversprechend. Apropos Zeitschiene: Bis 2032 soll schrittweise das ganze Areal fertig entwickelt sein, sagte Scherer.
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Thema Verkehr: „Wir wollen schon lange einen Kreisverkehr“, sagte der Bürgermeister. „Aber das ist eine Bundesstraße. Da sind wir nicht zuständig.“ Er hofft, dass durch die Entwicklung am Moraltgelände zusätzliche Dynamik entsteht. Im Stadtrat war von allen Fraktionen Lob für die bisher gemeinsame Arbeit geäußert worden. Anton Mayer (CSU) bat ausdrücklich darum, auch künftig bei den zahlreichen Entscheidungen, die anstehen, mitgenommen zu werden: „Damit aus dem Moraltareal ein Juwel für unsere Stadt wird.“ (cs)