Wallfahrtsort unter Schutz: Birkenstein soll als Ensemble in Denkmalliste eingetragen werden

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Herzstück des Ensembles: Die Wallfahrtskapelle Birkenstein ist selbst zwar bereits als Einzeldenkmal geschützt. Doch zum Gesamtbild als schützenswertes Ensemble gehören aus Sicht von Kreisbaumeister Christian Boiger auch umliegende Gebäude, die nicht als Denkmäler eingetragen sind. © THOMAS PLETTENBERG

Um das Erscheinungsbild von Birkenstein für künftige Generationen zu sichern, soll der Wallfahrtsbezirk als Ensemble in die Denkmalliste eingetragen werden. Dafür hat sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit entschieden, nachdem Kreisbaumeister Christian Boiger die Eintragung vorgeschlagen hatte.

Birkenstein – Als Marienwallfahrtsort ist Birkenstein weit über die Region hinaus bekannt – und auch in der Gemeinde Fischbachau zählt das Ortsbild zu einem der schönsten überhaupt, wie Bürgermeister Stefan Deingruber (CSU) betonte. Um dieses Bild für künftige Generationen zu bewahren, stimmte der Gemeinderat nun mehrheitlich dafür, einen Teilbereich Birkensteins als Ensemble in die Denkmalliste einzutragen. „Das ist eine Art Lebensversicherung für das, was wir alle kennen, lieben und behalten wollen“, fasste Kreisbaumeister Christian Boiger zusammen, der die Eintragung beantragt und im Gremium um Zustimmung geworben hatte. Konkret geschützt werden damit zusätzlich zu den bestehenden Einzeldenkmälern auch die Gebäudehüllen im betroffen Bereich – nicht aber deren Innneres.

Dass die Eintragung gerade jetzt erfolgen soll, liegt an dem nach Boigers Auffassung günstigen Zeitpunkt. Schließlich seien die Behörden in allen Bereichen konfrontiert mit „guten und manchmal auch diskussionsbedürftigen“ Bauvorhaben, sagte der Kreisbaumeister. Birkenstein macht dabei keine Ausnahme. „Zu sagen, dass sich nichts verändert, wäre illusorisch.“ Der geplante Neubau eines Exerzitienhauses, den Boiger selbst befürwortet, ist ein Beispiel dafür. Aber auch eine Veränderung in Form eines Abrisses könnte eine Eintragung Birkensteins als Ensemble zu einem späteren Zeitpunkt bereits gefährden. „Jetzt ist der Zustand nahe an der Geschichte“, erklärte der Kreisbaumeister, nachdem sich Bernhard Padeller (FaB) „nicht begeistert“ vom Umgriff gezeigt und auch die Notwendigkeit für die Eintragung hinterfragt hatte. Sobald Fremdkörper innerhalb des Bereichs gebaut wurden, sei es fraglich, ob noch ein Ensemble vorliege, fasste Boiger zusammen.

Geplanter Umgriff: Das Ensemble soll – grob skizziert – rund um die Birkensteinstraße und südlich des Kapellenwegs eingetragen werden. Die rot markierten Gebäude bilden die größten Einzeldenkmäler, einige kleinere Gebäude sind in der Ansicht nicht zu sehen.
Geplanter Umgriff: Das Ensemble soll – grob skizziert – rund um die Birkensteinstraße und südlich des Kapellenwegs eingetragen werden. Die rot markierten Gebäude bilden die größten Einzeldenkmäler, einige kleinere Gebäude sind in der Ansicht nicht zu sehen. © MM

Während Padeller dafür warb, sich durch eine Eintragung nichts zu verbauen, betonte der Kreisbaumeister, es gehe nicht darum, eine Käseglocke über Birkenstein zu stülpen. „Es kann auch ein neues Gebäude entstehen, wenn es sich in das Bild einfügt“, erklärte er. Als fiktives Beispiel führte er etwa den Bauwunsch nach einem vierstöckigen Gebäude mit Metallfassade an. In der Nähe eines Einzeldenkmals wäre wegen dessen Wirkungskreises eine Metallfassade wohl nicht zulässig. Mit Holz könnte ein vierstöckiges Gebäude ohne Ensembleschutz aber durchaus zulässig sein – wenn es den Vorgaben des Baugesetzbuchs entspricht. Eine Eintragung als Ensemble könne solche „Ausreißer“, wie Boiger erklärte, indes verhindern. Änderungen seien zwar noch möglich, aber eben nur, wenn sie sich ortsüblich und denkmalfachlich ins Gesamterscheinungsbild einfügen.

Estner: Birkenstein „kulturhistorisch für ganzen Landkreis wichtig“

Einen Unterstützer dafür fand Boiger unter anderem in Andreas Estner (FWG). „Ich würde euch bitten, dass ihr zustimmt“, appellierte er an seine Ratskollegen. „Birkenstein ist kulturhistorisch für den ganzen Landkreis wichtig.“ Die von ihm vorgeschlagene Variante, einen noch größeren Umgriff einzubeziehen, musste Boiger aber ablehnen. „Es ist nur begrenzt möglich, Bauwerke einzubeziehen, die nicht historisch sind“, erklärte Boiger. Auch auf angrenzende Nachbarn habe das Ensemble keinen Einfluss, sagte der Kreisbaumeister auf eine Nachfrage Padellers.

Am Ende entschied sich das Gremium aber zumindest für den größtmöglichen Umgriff: Die von Boiger vorgeschlagene Variante setzte sich gegen die Stimmen von Padeller und Lothar Prack (NL) mit großer Mehrheit durch. Ein von der Verwaltung ausgearbeiteter, etwas abgespeckter Alternativvorschlag, stand damit nicht mehr zur Wahl.

Mit der Abstimmung ist die vorletzte Hürde für die Eintragung Birkensteins als Ensemble genommen. Wie der Kreisbaumeister erklärte, beinhaltet das Verfahren dafür vier Schritte. Zunächst hatte Boiger als Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde die Eintragung vorgeschlagen – begründet unter anderem damit, dass Birkenstein „sowohl als religiöser als auch aus heimatkundlicher, kunsthistorischer und volkskundlicher Sicht zu den bedeutendsten Orten ganz Oberbayerns“ gehöre. Im zweiten Schritt, der in mehreren Ortsterminen bereits abgearbeitet wurde, hat sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München ein Bild in Birkenstein gemacht – und sich der Auffassung angeschlossen, dass der Wallfahrtsbezirk ein Ensemble darstellt. Nach der Zustimmung des Gemeinderats als drittem Schritt beschäftigt sich nun noch der Landesdenkmalrat mit der Eintragung, bevor Birkenstein tatsächlich als Ensemble gelistet wird.

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Im Landkreis bildet Birkenstein schon das dritte Ensemble in nur zwei Jahren, das neu hinzukommen soll. Positive Beschlüsse gibt es bereits aus den Gemeinden Schliersee, wo die Baugruppe rund um das Forsthaus Valepp als Ensemble gelistet werden soll, und aus der Gemeinde Weyarn, die den Klosterbezirk auf diese Weise schützen will. Als prominente Beispiele für bestehende Ensembles im Landkreis nannte Boiger etwa die Rosenstraße in Tegernsee, Wildbad Kreuth und den historischen Stadtkern von Miesbach. nap

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