Nach Euroboden-Insolvenz: Gemeinde Bayrischzell hat kein Kaufinteresse für Bahnhofsareal

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Trostlose Brache: der Lokschuppen in Bayrischzell. © THOMAS PLETTENBERG

Das nördliche Bahnhofsareal in Bayrischzell liegt nach der Euroboden-Insolvenz weiter brach. Die Gemeinde hat kein Kaufinteresse. Wegen der Altlasten sind die Kosten ein unkalkulierbares Risiko.

Bayrischzell – Der Putz bröckelt am Gemäuer, die Fenster fest vernagelt: Seit Jahrzehnten liegt das nördliche Bahnhofsareal mit dem ramponierten denkmalgeschützten Lokschuppen brach. Am Wildwuchs und der Optik wird sich dort auch weiterhin erst einmal nichts ändern und alles beim Alten bleiben. Hatte doch einst die Euroboden GmbH hier Großes vor, ist der Plan für eine massive Wohnbebauung längst versandet. In der jüngsten Gemeinderatsitzung wurde über den aktuellen Stand berichtet.

Bekanntermaßen wollte der seit August 2023 insolvente Immobilienentwickler aus Grünwald auf dem nördlichen Bahnhofsareal Wohnraum für 100 Menschen verteilt auf mehrere mehrgeschossige Gebäude auf 5200 Quadratmetern schaffen. Das war aber bereits der zweite Schritt. Zu Beginn der Geschichte war die angestrebte Baudimension sogar noch größer. Das gefiel der Gemeinde aber nicht. „Zu dicht, zu städtisch, zu groß“, waren die Meinungen. Der Plan wurde überarbeitet, etwa die Geschosshöhe der geplanten Mehrfamilienhäuser von vier auf drei reduziert, man wollte wenigstens den Wendelstein noch sehen können.

Gemeinde Bayrischzell will bezahlbaren Wohnraum schaffen

Neuen Wohnraum in der Wendelsteingemeinde zu schaffen, ist der Gemeinde wichtig, was Bürgermeister Georg Kittenrainer (CSU) zuletzt bei der Bürgerversammlung betonte. So stehe der Verwaltung etwa das Spielplatzgrundstück am Schwimmbad zur Verfügung. Ebenso das Böhmfeld an der Wendelsteinsteinstraße am Larchbach. Wie berichtet, hat Bayrischzell das rund ein Hektar große Grundstück Ende 2021 erworben und auch schon verschiedene Varianten für ein dortiges Wohnquartier im Gemeinderat vorgestellt.

Dass bezahlbarer Wohnraum nicht um jeden Preis geschaffen werden kann, stellte die Kommune aber auch klar. Vor allem dann nicht, wenn sie diesen nicht selbst anbietet. In der Bürgerversammlung erklärte der Bürgermeister nämlich auch, dass der Mietpreis pro Quadratmeter höher ausfällt, wenn ein Bauträger ohne Förderung baut. Daher bemühte sich die Gemeinde vor Jahren auch um den Erwerb des Bahnhofareals Nord von der Bundeseisenbahnvermögen – wurde damals aber von Euroboden ums Doppelte überboten, die dafür über eine Million Euro investierte.

Altlasten-Risiko für Gemeinde zu groß

Im laufenden Insolvenzverfahren der Euroboden GmbH sollen die rund 1,4 Hektar großen Flächen nördlich des Bahnhofs mit Lokschuppen nun veräußert werden. „Wir waren auch in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter“, berichtete der Rathauschef jüngst in der Gemeinderatssitzung. „Es besteht natürlich ein grundsätzliches Interesse daran, diese Fläche zu erwerben.“ Allerdings müsste die Gemeinde beim Kauf das bereits bekannte Altlastenrisiko (Stichwort: alte Schmiergrube) in voller Höhe übernehmen.

Deshalb wurde im Vorfeld von der Gemeinde ein Geologe hinzugezogen, um die Altlastenproblematik auf der Fläche zu beurteilen. „Ergebnis dieser Einschätzung war, dass vor einem Ankauf in jedem Fall ein detailliertes Gutachten beauftragt werden müsste, in dem die voraussichtlichen Entsorgungskosten gesichert darzustellen sind“, teilte Geschäftsleiter Josef Acher mit. „Wir erwarten hier Kosten in siebenstelliger Höhe“, betonte Kittenrainer.

Die Fassade am Lockschoppen wird wohl erst einmal weiter vor sich hin bröckeln und die Fenster bleiben zu. Denn aufgrund der unkalkulierbaren finanziellen Risiken nimmt die Gemeinde derzeit erst einmal Abstand von einem Kauf des nördlichen Bahnhofareals. Kittenrainer: „Derzeit kommt ein Erwerb mit Übernahme alle Altlasten nicht infrage.“

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