Jürgen Stolz aus Penzing ist Weltmeister im Schlittenhunderennen – nächste WM in Österreich

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Mit seinen Hunden Vollgas gegeben: Jürgen Stolz hat sich bei den Dryland World Championships in der Königsklasse den Titel geholt. © Stolz

Penzing - Der Gewinner der WSA Dryland World Championships 2023 kommt aus Penzing: Jürgen Stolz hat sich seinen sechsten Weltmeistertitel im Schlittenhunderennen mit seinen Huskys geholt. Warum der Sport „süchtig“ macht und wie sich Stolz auf die Meisterschaften vorbereitet.

Die Geschichte von Jürgen Stolz und den Schlittenhunderennen begann vor 30 Jahren, wie er erzählt. Stolz wohnte damals in München und ein Hund musste her. Ein Husky sollte es sein, so der Wunsch der Freundin. Dafür fuhr Stolz an die tschechische Grenze und hat sich dort einige Schlittenhunde angeschaut. „Ich hatte damals von einem Husky null Ahnung“, sagt er heute. Damals war sein Kaufkriterium das Aussehen des Hundes.

Wieder zuhause angekommen, erkannte Stolz schnell, dass der Hund nicht leicht zu händeln ist. Zwar ist der Husky ein Familienhund, aber „man musste schon sehr viel Sport mit ihm machen.“ Nach einiger Zeit traf Stolz einen Hundehalter im Pasinger Stadtpark, der fünf Huskys hatte. „Er hat mich dann ein bisschen unter seine Fittiche genommen.“ Stolz lernte fortan, wie man mit den Hunden umgeht und sie trainiert. Seitdem hat ihn die Sucht, wie er es nennt, gepackt. Er holte sich immer mehr Huskys und startete bei den ersten Rennen in Schweden. „Es macht wahnsinnig Spaß, mit Hunden im Schnee Sport zu machen.“

Paradies in Penzing

Seit 20 Jahren wohnt Stolz mit seiner Frau Oksana in Penzing auf einem alten Bauernhof – perfekt zum Trainieren und ein Paradies für die Hunde. Auch der Tierschutz und das Veterinäramt waren schon auf dem Hof und hätten das als „spitzen Sache“ bezeichnet. „Die Hauptsache ist, dass es den Hunden gut geht“, betont Stolz immer wieder. Das Training für die vielen Meisterschaften macht den aktiven Huskys besonders viel Spaß: „Im September fangen wir mit dem Training an und ab Weihnachten schauen wir, dass wir auf Schnee kommen“, erklärt Stolz. Erst ab Mitte September, wenn es unter 15 Grad hat, geht es los, damit es für die Hunde nicht zu warm ist. Das Training beginnt mit vier Kilometern auf einem schweren Rollwagen. „Wir trainieren dann viermal die Woche und steigern uns jede Woche um einen Kilometer, sodass wir im Dezember ungefähr bei 14 Kilometern sind.“ Dann geht‘s auf Schnee. Dafür gibt es extra Trainingslager, einige davon in Schweden. Danach, meist im Januar, beginnen die Rennen auf Schnee. Normalerweise zumindest, denn dieses Jahr gab es eine Ausnahme. „Dieses Dryland-Rennen, wofür wir auf Weltmeisterschaft waren, war unglaublich!“, so Stolz. Normalerweise nimmt er diese Wagenrennen nicht so ernst. „Aber diesmal sind 23 Nationen gekommen, 800 Hunde und 260 Starter. Allein in meiner Kategorie gab es 23 Starter.“ Damit meint der Penzinger die Königsklasse, mit bis zu acht Hunden.

Jürgen Stolz‘ Frau Oksana holte sich bei der Meisterschaft in der Klasse Canicross Frauen die Silbermedaille.
Jürgen Stolz‘ Frau Oksana holte sich bei der Meisterschaft in der Klasse Canicross Frauen die Silbermedaille. © Stolz

Schwierige Strecke

Bei der WM in Mühlberg Drei Gleichen in Thüringen gab es mehrere Kategorien. Bei der Kleinsten, Laufen mit Hund, wurde Stolz‘ Frau Oksana Vizeweltmeisterin. Weitere Möglichkeiten sind Scootern und Fahrradfahren mit Hund. Alles Weitere wird im Volksmund als „Schlittenhunderennen“ bezeichnet. „Dann gibt‘s noch vier, sechs, oder acht Hunde am Wagen“, erklärt Stolz. Die Strecke, die er als Schnellster mit über einer Minute Vorsprung fuhr, war ein Rundkurs. Am Samstag und Sonntag gab es jeweils einen Start, Stolz war bei beiden dabei. Die Strecke war schwierig zu fahren, viel Schotter und noch mehr Matsch. Wichtig sei nach jedem Rennen, die Gelenke der Tiere zu überprüfen. „Da war alles in Ordnung“, erinnert sich Stolz. Aber als er die Hunde am zweiten Renntag wieder aus der Box gelassen hat, hinkte einer seiner Huskys. „Dann konnte ich nur mit sieben Hunden fahren. Da war ich dann schon nervös. Aber die anderen haben mitgearbeitet.“ Und Jürgen Stolz wurde auf der 6,8 Kilometer langen Strecke erneut Weltmeister.

Die WSA Dryland World Championships 2023 waren aber nicht das einzige Rennen, das Stolz mit seinen Vierbeinern gemeistert hat. „Im Januar waren wir einen Monat in Schweden. Dann sind wir zurückgekommen und in Italien die Weltmeisterschaft gefahren.“ Hier belegte Stolz den dritten Platz. Vor rund einem Monat war die Deutsche Meisterschaft in Hamburg. „Da bin ich dann Deutscher Meister geworden und meine Frau Deutsche Meisterin im Laufen.“ Die ersten Rennen im nächsten Jahr finden Mitte Januar in Unterjoch im Allgäu statt. Hier müssen Stolz und seine Hunde rund 17 Kilometer bewältigen.

Anfang März nächsten Jahres soll es zur Weltmeisterschaft in Sportgastein nach Österreich gehen. Danach fährt Stolz voraussichtlich nach Schweden zu einem 300 Kilometer langen Etappen-Rennen, bei dem mehrere Teams einzelne Streckenabschnitte meistern.

Das Tierwohl im Blick

Auch wenn sich Stolz über seine vielen Erfolge freut, hat eine Sache für ihn die höchste Priorität. „Ganz wichtig ist, dass es dem Hund gut geht und dass er sich wohlfühlt“, bekräftigt er. Auch bei den Meisterschaften steht das Wohl der Tiere ganz oben. Rund 20 Tierärzte seien bei der jüngsten Weltmeisterschaft dabei gewesen. Außerdem habe man vor einem gründlichen Tierarzt-Check gar nicht teilnehmen dürfen. „Das war wie eine Waschstraße“, erklärt Stolz. „Die Impfausweise und Stammbäume wurden kontrolliert, dann wurden die Gelenke und das Herz überprüft und erst danach durfte man aufs Gelände fahren.“ Auch Dopingkontrollen gebe es bei den Meisterschaften.

Auch zuhause achtet der Tierliebhaber auf das Wohl seiner Fellnasen. Während die jungen Hunde in einem großen Gehege mit Überdachung schlafen, dürfen die alten im Haus übernachten. Die Huskys, die nicht mehr laufen, werden nicht weggegeben. Wenn ein Hund nicht so gut läuft, kommt er ins zweite Team oder läuft mit Stolz‘ Frau. „Da ist sehr viel Liebe und Herzblut dahinter.“

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