Deutsche Skispringer brillieren vor Vierschanzentournee und lassen Erwartungen steigen
Region – Alle Jahre wieder findet am 1. Januar das Neujahrsskispringen im Olympiastadion von Partenkirchen statt. Es ist das Highlight der Vierschanzentournee, die bereits zum 72. Mal ausgetragen wird. Doch diesmal gibt es eine Premiere.
.Erstmals treten nicht nur die besten Skispringer in Partenkirchen an, sondern auch die besten Skispringerinnen. Sie bestreiten eine „halbe“ Vierschanzentournee. Gesprungen wird an den beiden deutschen Tourneeorten im Rahmen der Two-Nights-Tour.
Den Auftakt macht der Wettbewerb in Partenkirchen am 30. Dezember. Am Neujahrstag wird dann in Oberstdorf gesprungen und eine Gesamtwertung errechnet. „Es gibt für die Two-Nights-Tour auch einen extra Pokal“, berichtet Michael Maurer, der Präsident des SC Partenkirchen sowie des Organisationskomitees. Danach geht es allerdings mit zwei Wettkämpfen auf der Kleinschanze in Villach (3./4. Januar) weiter, statt wie bei den Männern in Innsbruck und Bischofshofen.
In Partenkirchen findet am Samstag, 30. Dezember, um 10 Uhr das Training statt, um 16.15 Uhr startet die Qualifikation und der Wettkampf beginnt um 17.45 Uhr. Es ist also ein Nachtspringen bei Flutlicht. Das ZDF überträgt live. „Das bestbesuchte Damenspringen fand in Slowenien vor 5.000 Fans statt. Unser Wunsch ist es, dahin zu kommen“, sagt Maurer.
Wer sich ein Ticket für die Herrenspringen kauft, erhält 50 Prozent Rabatt für das der Damen. Eine komplette Vierschanzentournee der Frauen kommt frühestens im Winter 2024/25. Noch gebe es viele zu berücksichtigende Faktoren, die eine frühere Einführung nicht ermöglichen, sagte die Präsidentin des Österreichischen Skiverbandes, Roswitha Stadlober. Eigentlich war eine Tournee für Skispringerinnen bereits für diesen Winter geplant. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Springen auszutragen, wir wollen eine komplette Tournee für die Frauen“, betont Maurer. Seit 2011 gibt es einen Weltcup für Frauen, Skispringen für Frauen ist seit 2014 in Sotschi olympisch. Das Frauenskispringen ist im Aufwind: Im März dieses Jahres durften die 15 besten Springerinnen im Weltcup erstmals Skifliegen. Und siehe da: Die Slowenin Ema Klinec lag bei ihrem Weltrekord auf 226 Meter nur etwas weniger als 25 Meter hinter der Bestmarke des Österreichers Stefan Kraft.
Der Unterschied vom Aufwand für den Veranstalter ist bei den Damen und Herren nicht besonders groß. 16 Nationen sind bei den Damen dabei, 18 bei den Herren. „Die Sprünge werden in etwa gleich weit gehen“, erklärt Maurer. „Die Damen springen aus einer höheren Luke und haben mehr Anlauf.“ Der Modus ist unterschiedlich: Während die Damen im normalen Weltcupmodus springen und die besten 30 in den zweiten Durchgang kommen, wird bei den Herren im K.o.-System gesprungen. Im ersten Durchgang eines Tourneespringens treten dann jeweils zwei Springer gegeneinander an: der 26. der Qualifikation gegen den 25, der 27. gegen den 24., der 28. gegen den 23. bis hin zum 50. gegen den Ersten. Die 25 Sieger und die fünf besten Verlierer kommen in den Finaldurchgang, in welchem ein zweites Mal auf Punktejagd gegangen
wird.
Die Herren starten mit dem ersten Wertungsdurchgang am 1. Januar 2024 um 14 Uhr. Anschließend finden das Finale und die Siegerehrung statt. Der Probedurchgang startet am Neujahrstag um 12.30 Uhr. An Silvester beginnt das Training um 11.45 Uhr und die Qualifikation um 14 Uhr. Es wird auch in diesem Jahr wieder ein ganz spannender Wettbewerb werden.

Meine news
Die deutschen Skisprungfans hoffen darauf, dass nach zig Jahren Pause endlich einer der nationalen Adler in die Fußstapfen von Sven Hannawald treten kann. Mit seinem historischen Tournee-Grandslam in der Saison 2001/2002 ist Hannawald der bislang letzte deutsche Titelträger der prestigeträchtigen Skisprung-Veranstaltung. 2017/18 schaffte es Kamil Stoch, das Kunststück zu wiederholen. 2018/19 gelang das gleiche dem Japaner Ryoyu Kobayashi. Er siegte auch 2022 in Partenkirchen vor Markus Eisenbichler. 2023 gewann der Norweger Halvor Egner Granerud. Anže Lanišek aus Slowenien reihte sich mit 6,4 Punkten Rückstand hinter dem Norweger auf Platz zwei ein. Der Pole Dawid Kubacki wurde Dritter. Damit unterstrich die Schanze in der Marktgemeinde erneut, dass kein Springen so abwechslungsreich wie das hier ist: In den vergangenen 27 Jahren gab es hier 21 verschiedene Sieger: Kazuyoshi Funaki, Martin
Schmitt, Andreas Wiedhölzl, Noriaki Kasai, Sven Hannawald, Primoz Peterka, Sigurd Pettersen, Janne Ahonen, Jakub Janda, Andreas Küttel Gregor Schlierenzauer, Wolfgang Loitzl, Simon Ammann, Anders Jacobsen, Thomas Diethart, Peter Prevc, Daniel-André Tande, Kamil Stoch, Ryoyu Kobayashi, Marius Lindvik, Dawid Kubacki und eben Halvor Egner Granerud.
Die deutschen Springer wollen nun ein Wort um den Sieg mitsprechen: Karl Geier siegte in dieser Saison schon zweimal, Pius Paschke einmal. Der große Favorit ist Stefan Kraft, der die Weltcupwertung anführt. Der Österreicher gewann die Tournee 2015. Da siegte er in Oberstdorf. In Partenkirchen wurde er damals Sechster.
Auch in diesem Jahr ist der Run auf die Tickets groß: Für Partenkirchen gibt es derzeit noch eine begrenzte Anzahl an Resttickets sowohl für den Wettkampftag als auch für die Qualifikation. Nach wie vor weisen die Organisatoren explizit darauf hin, nur Tickets über die offizielle Webseite tickets.vierschanzentournee.com zu erwerben. „Leider haben zuletzt immer wieder unseriöse Anbieter mit total überteuerten Angeboten für Unmut bei den Skisprungfans gesorgt“, sagt Maximilian Obergruber, Leiter des Organisationskomitees, beim Bergisel-Springen in Innsbruck.