Bayernweit erster Sozial Roboter bei Johannitern in Herrsching
Region – „Hallo, ich bin Johanni Navel“, so stellte sich der soziale KI-Roboter kürzlich im Johanniter-Haus in Herrsching den älteren Mitbewohnern vor. Er trägt eine blaue Mütze und hat ein orange-farbenes Plastikgewand an. Mit seinen großen, blauen Augen schafft er auch, eine gewisse Mimik in sein Gesicht zu zaubern. Seine Größe und Stimme erinnern an ein kleines, dreijähriges Kind. „Unser Ziel ist es aber nicht, den Roboter so menschlich wie möglich zu gestalten, sondern eher wie eine Disney-Figur aussehen zu lassen. Wir reduzieren ihn auf das Wesentliche: Augen, Brauen und Mund“, erklärt „Navel-Papa“ Claude Toussaint von der Firma navel robotics aus München.
Künstliche Intelligenz (KI) ist inzwischen in aller Munde. Doch wie passt dieses technische Thema in ein soziales Umfeld? Das möchte die Firma „navel robotics“ zusammen mit den Bewohnern des Herrschinger Johanniter Hauses ausprobieren. „In unserem Pilotprojekt, welches seit Dezember läuft, werden wir hier alle voneinander lernen. Das Projekt wird auch von der TU München begleitet“, erklärt Haus-Leiterin Martina Eßbach.
Johanni Navel ist ein sozialer Roboter. Er ist innovativ und nutzt die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz. Das Besondere an Johanni Navel ist seine Reaktionsfähigkeit und Interaktion mit Menschen. Er deutet Gesichter, Stimmen oder Bewegungen und reagiert darauf. Die Kommunikation mit den Bewohnern ist also menschenähnlich und daher sehr intuitiv. Er wird sich Damen sowie Herren und ihre Namen merken und mit ihnen Gespräche führen, Witze erzählen oder auch Gedichte aufsagen, wenn sich das ein Bewohner wünscht. „Wichtig ist allerdings, dass Johanni Navel kein Pflegeroboter ist, sondern an erster Stelle unseren Sozialen Dienst bereichert“, sagt Eßbach bei der Vorstellung. Er versteht nicht nur gesprochene Sprache, sondern auch nonverbale Signale wie Mimik und Gestik, baut vor einem Gespräch Blickkontakt auf und zeigt durch Mimik und eine emotionale Stimme Empathie.

Er lernt laufen und merkt sich Namen
Da der Roboter noch ganz am Anfang seiner beruflichen Laufbahn steht, als Prototyp der Firma, helfen alle zusammen, damit er sich fortbildet. „Er kommt überall mit – wie ein Azubi. So erlernt er alles und merkt es sich“, erklärt Toussaint, der auch CEO von navel robotics ist. Auf diese Weise kann er für seine Arbeit in Herrsching fit gemacht werden und wünschenswerter Weise seine Kollegen ein wenig entlasten. Zudem könnte er positiv auf die Atmosphäre im Haus einwirken und die Lebensqualität erhöhen. „Natürlich alles im Zusammenspiel mit seinen menschlichen Kolleginnen und Kollegen, denn sie sind für die soziale Arbeit unersetzbar“, so Toussaint weiter. Eßbach freut sich sehr auf den sozialen Roboter: „Wir sind uns sicher, dass sich Johanni Navel positiv auf unsere Gemeinschaft auswirkt und gemeinsame Erinnerungen mit den Besuchern schaffen kann, an die alle gern zurückdenken.“ Sie seien alle sehr froh, dass Johanni Navel da ist, „es ist einfach mal etwas anderes in unserem Pflegealltag – und damit meine ich die Bewohner und uns als Mitarbeiter“, lächelt sie.
Soziale Intelligenz als Unterscheidungsmerkmal
„Wir plädieren dafür, die Definition für Soziale Roboter allein auf die Fähigkeit zu stützen, aktiv eine soziale Beziehung zum Nutzer aufbauen zu können. Dieses Ziel differenziert soziale Roboter eindeutig von jeder anderen Produktkategorie“, sagt Claude Toussaint. Aber, welche Wirkung hat ein Sozial Roboter auf pflegebedürftige Menschen und wie wird er mit seinen menschlichen Kollegen interagieren? Dazu finden in regelmäßigen Abständen freiwillige Befragungen statt. Zudem werden auch die Mitarbeiter der Firma navel robotics GmbH ins Haus kommen und bei Fragen rund um Navel zur Verfügung stehen und die Mitarbeiter schulen. Schon nach der ersten Vorstellung in Herrsching waren sich viele Bewohner einig: „Es ist sehr interessant, mit ihm zu sprechen!“ Es habe ihnen sichtlich Spaß gemacht, mit Johanni Navel zu interagieren.
Start-Up aus München
Die navel robotics GmbH ist ein 2017 gegründetes Start-Up mit Sitz in München. Es möchte die Potenziale von Robotern und künstlicher Intelligenz für Jedermann verfügbar machen. Gründer Claude Toussaint arbeitete vorher 20 Jahre lang am Thema der Mensch-Maschine Interaktion. Als sehr interdisziplinäres Team wollen sie alle das Beste aus den verschiedenen Welten Deep Tech, Design und Psychologie vereinen.
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Das Unternehmen ist nun in der zweiten Finanzierungsrunde angekommen und sucht deswegen noch Investoren für die Serienproduktion. Mehr Infos gibt es unter https://navelrobotics.com/.