Viehscheid in Seeg: Das Ende einer Tradition

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Diesen schönen Anblick wird es nicht mehr geben: Der Viehscheid in Seeg gehört der Vergangenheit an. © Tourist Info Seeg

In Seeg wird es heuer keinen Viehscheid geben. Denn der Schützenverein wird die Traditionsveranstaltung nicht mehr organisieren. Das sind die Gründe.

Landkreis – Mehr als 40 Jahre lang hat der Schützenverein St. Ulrich den Viehscheid in Seeg organisiert. Doch jetzt ist Schluss. Die Schützen haben bekannt gegeben, dass sie diese Aufgabe nicht mehr übernehmen werden. „Für den Verein ist das Fest zu umfangreich geworden“, erklärt Vorstand Jochen Loscher. Die immer strengeren Auflagen und der enorme Aufwand, der hinter der Organisation und Durchführung steckt, seien in der heutigen Zeit den Vereinsmitgliedern nicht mehr zuzumuten.

„Man kann nicht verlangen, dass alle Vereinsmitglieder eine Woche lang im September ehrenamtlich eingespannt sind“, sagt Loscher. Zumal der Viehscheid ja im Grunde nichts mit dem eigentlichen Sinn und Zweck eines Schützenvereins zu tun hat, auf den man sich künftig wieder stärker konzentrieren will.

Wie es einst dazu kam, dass gerade die Schützen die Organisation der Feierlichkeiten rund um den Alpabtrieb übernommen haben, kann der heutige Vorstand gar nicht mehr genau nachvollziehen. „Es hat mit ein paar Bierbänken in einem Hinterhof angefangen“, meint er. Irgendwann wurde ein Festzelt daraus mit einem abwechslungsreichen Programm.

Kurz vor Corona hatten sich die Seeger Schützen ein neues Konzept überlegt, mit Holzhütten statt eines großen Festzelts. Das kam bei den Besuchern zwar super an – „aber der Aufwand ist nicht geringer, wie wenn man in einem Zelt bewirtet“, erklärt Jochen Loscher. Hinzu kamen immer neue Auflagen zum Beispiel beim Tierschutz und viel Papierarbeit.

Leicht gefallen sei den Schützen die Entscheidung nicht, schließlich sei das Austragen dieses Fests eine lange Tradition im Verein gewesen. Und auch von den Seeger Bürgern komme die Rückmeldung, dass es sehr schade sei, dass die Traditionsveranstaltung so nicht mehr stattfinden wird, erzählt Jochen Loscher. „Aber jeder hat auch Verständnis dafür, wenn man es nicht mehr machen will.“

Kein offizieller Termin in Schwangau

In Schwangau wird der Termin des Alpabtriebs nicht mehr offiziell bekannt gegeben, wie die stellvertretende Tourismusdirektorin Kerstin Schneekloth mitteilt. Es sei natürlich jeder willkommen, aber der Viehscheid in Schwangau sei keine öffentliche Veranstaltung, die beworben wird.

Das liege daran, dass es kein Rahmenprogramm und kein Zelt mit Bewirtung gibt. „Unser Viehscheid war schon immer viel kleiner als zum Beispiel der in Pfronten“, sagt Schneekloth. Aktuell stehe der genaue Termin noch nicht einmal fest, aber auch nach der Festlegung werde er nicht offiziell kommuniziert.

In Pfronten ist die Viehscheid – hier wird die weibliche Form verwendet – eine wichtige Veranstaltung im Jahresverlauf, die im großen Stil organisiert wird und zahlreiche Besucher anzieht. Jedes Jahr am zweiten Samstag im September kommt das Vieh von sieben Alpen ins Tal und wird geschieden. Die Pfrontener Viehscheid gilt als der größte Ostallgäuer Alpabtrieb. Dazu gibt es ein Festzelt und einen Krämermarkt, der nach Auskunft von Julian Knacker von Pfronten Tourismus heuer wieder wie gewohnt statt finden wird, nachdem er zuletzt etwas kleiner war.

Der Wertacher Viehscheid, der immer am 18. September stattfindet (außer dieser fällt auf einen Sonntag), gilt als einer der ältesten Viehscheide in der Region. Hier kommt das Vieh von sechs Alpen ins Tal. Seit jeher verbindet sich mit dem Viehscheid in Wertach auch ein Krämermarkt und das gemeinsame Feiern.

Mit dem traditionell aufgestellten Festzelt gab es in jüngster Vergangenheit allerdings einige Probleme: Die Gemeinde konnte keinen Betreiber mehr finden. Im vergangenen Jahr gab es eine „kleine Lösung“ mit einem Zelt am Feuerwehrhaus, das von Felix Widenmayer von der Brauerei Engelbräu und Lubica Riedmiller betrieben wurde.

Wieder ein größeres Zelt in Wertach

Heuer wird das Zelt nun wieder um einiges größer ausfallen, wie Bürgermeisterin Gertrud Knoll auf Anfrage mitteilt. Mit Felix Widenmayer als Festwirt und den beiden Partnern Lubica Riedmiller und Sepp Krönauer von der Schönegger Käsealm freut sich die Gemeinde eine Lösung gefunden zu haben, um wieder etwas größer feiern zu können.

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