Die Apotheke in Wertach ist plötzlich geschlossen − Wie geht es weiter?
Plötzlich standen die Kunden vor verschlossenen Türen: Von einem Tag auf den anderen war die Apotheke St. Ulrich in Wertach geschlossen. Ihre Zukunft ist ungewiss.
Wertach – Auf dem Zettel, der seit Ende vergangener Woche an der Tür der Wertacher Apotheke hängt, steht es schwarz auf weiß: „Unsere Apotheke bleibt bis auf Weiteres geschlossen.“ Kunden werden gebeten, sich an die umliegenden Apotheken zu wenden. Die nächsten sind in Nesselwang und Oy-Mittelberg – also ohne Auto nicht zu erreichen.
Hintergrund der plötzlichen Schließung ist eine drohende Insolvenz. „Wir bereiten gerade alle Unterlagen für einen Insolvenzantrag vor“, bestätigt Inhaberin Susanne Frensch auf Nachfrage. Sie betont dabei auch: „Man kann also in keiner Weise davon reden, dass wir insolvent sind.“ Da sie sich gerade in einer sehr schwierigen Phase des Gesamtablaufs befinde, könne sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr zu den Hintergründen sagen, erklärt Frensch.
Erst 2021 umgezogen
Fakt ist: Die St.-Ulrich-Apotheke ist erst im Jahr 2021 in das neue Gebäude in der Grüntenseestraße umgezogen. Susanne Frensch ist seit 2001 die Inhaberin, sie führt außerdem noch die Cornelius-Apotheke in Dietmannsried. Auch die ist aktuell geschlossen. Bei den Wertachern war Susanne Frensch eine geschätzte Unternehmerin: Im Jahr 2013 wurde sie mit dem Bürgerpreis im Bereich Gewerbe ausgezeichnet.
Seit September vergangenen Jahres leitet Andreas Braun die Apotheke St. Ulrich. Für ihn und die anderen Mitarbeiter kam die Schließung offenbar überraschend. „Wir haben den Kunden und Ärzten Bescheid gesagt, dass sie auf die umliegenden Apotheken ausweichen müssen“, sagt Braun. Er sagt auch: „Wir wissen nicht, wie es weiter geht.“ Deshalb stehe auf dem Zettel an der Tür auch die Formulierung „...bis auf Weiteres geschlossen“. Andreas Braun eingerechnet, arbeiten seiner Auskunft nach acht Angestellte in der St.- Ulrich-Apotheke.
Viele Fragezeichen bleiben also zunächst. Wie es nach einem Insolvenzantrag weitergeht? „Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens wird geprüft, ob der Betrieb zu retten ist und die Schulden abzubauen sind, oder ob eine Schließung als einziger Ausweg bleibt“, heißt es auf einer Internetseite der IHK.
Dass es Apotheken derzeit generell nicht leicht haben, ist dem Apothekenwirtschaftsbericht zu entnehmen, der ganz aktuell diese Woche veröffentlicht wurde: „Die wirtschaftliche Lage in den Apotheken bleibt extrem angespannt“ heißt es darin, und: Im ersten Quartal 2024 ging die Apothekenzahl bundesweit von 17.571 um 142 auf 17.429 Apotheken zurück − ein neuer Tiefstand“. Die Apothekendichte liegt demnach mit 21 Apotheken pro 100.000 Einwohnern mittlerweile weit unter dem europäischen Durchschnitt. Als Grund werden unter anderem rasant steigende Personal- und Sachkosten angeführt.
Auch Susanne Frensch hat in den vergangenen Tagen Anrufe von Kollegen bekommen, die ihr erzählt haben, dass die wirtschaftliche Situation alles andere als leicht sei. „Das ist einfach erschreckend“, findet sie.