Hoffnung für Bluthochdruck-Patienten: Studie zeigt Potenzial von Spritze

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Der Wirkstoff Zilebesiran zeigte in der KARDIA-2-Studie Wirksamkeit als Zusatz zur Blutdrucktherapie. Weitere Untersuchungen sind nun geplant.

München – Zur Blutdrucksenkung werden üblicherweise blutdrucksenkende Medikamente eingesetzt. Obwohl verschiedene Wirkstoffe verfügbar sind, lässt sich im Voraus nicht sicher bestimmen, wie gut ein Medikament bei einer bestimmten Person wirkt. In der Praxis bedeutet dies, dass viele Patienten mehrere Präparate ausprobieren müssen, um die passende Therapie zu finden. Und bei einigen schlägt keines der Medikamente im gewünschten Ausmaß an. Besonders für diese Gruppe weckt eine neue Studie nun Hoffnung.

Positives Ergebnis der KARDIA-2-Studie: RNAi-Wirkstoff Zilebesiran führt zu deutlicher Blutdrucksenkung

Im Fachjournal Journal of the American Medical Association (JAMA) wurden die vollständigen Ergebnisse der Phase-II-Studie KARDIA-2 veröffentlicht. Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von Zilebesiran, einem innovativen RNAi-Wirkstoff, bei Patienten mit unkontrolliertem Bluthochdruck. Erste positive Ergebnisse hatte das Forschungsteam bereits vor der Veröffentlichung im Fachjournal auf dem Kongress des American College of Cardiology präsentiert.

Die aktuellen Studienergebnisse deuten auf eine signifikante und langanhaltende Blutdrucksenkung hin. Zwischen Januar 2022 und Juni 2023 nahmen an 150 Zentren in acht Ländern insgesamt 1.491 Patienten mit Bluthochdruck an der Studie teil. Alle hatten bereits mindestens vier Wochen lang eines der drei Standardmedikamente Indapamid, Amlodipin oder Olmesartan eingenommen. Bei 663 Teilnehmern blieb der systolische Blutdruck – der obere Wert einer Blutdruckmessung – trotz der Einnahme der Medikamente zwischen 130 und 160 mmHg erhöht. Diese Patienten erhielten daraufhin zusätzlich eine einmalige Injektion mit 600 Milligramm Zilebesiran oder einen Placebo.

Studie zeigt blutdrucksenkende Wirkung von Zilebesiran in Kombination mit Standardtherapien

Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 58,5 Jahre alt und zu etwa 57 Prozent männlich. 130 Personen nahmen Indapamid, 240 Amlodipin und 293 Olmesartan weiter ein. Drei Monate nach der Injektion zeigte sich: In der Indapamid-Gruppe senkte Zilebesiran den systolischen Blutdruck im Schnitt um 12,1 mmHg stärker als das Placebo. In den beiden anderen Gruppen war der Effekt ebenfalls messbar, aber etwas schwächer: In der Amlodipin-Gruppe lag die Differenz bei 9,7 mmHg, in der Olmesartan-Gruppe bei 4,5 mmHg. Diese Effekte hielten bis zum Ende des sechsmonatigen Beobachtungszeitraums nahezu stabil an.

Obwohl unter Zilebesiran häufiger Nebenwirkungen auftraten, waren diese überwiegend mild und klangen ohne Behandlung wieder ab, berichten die Forscher. Sie betonen, dass weitere Studien notwendig sind, um die Langzeitwirkung und Sicherheit des Medikaments besser beurteilen zu können. Zudem weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Studiendauer von sechs Monaten vergleichsweise kurz war und Patienten mit hohem Risiko von der Teilnahme ausgeschlossen wurden. Ob die Ergebnisse auch für diese Patientengruppen gelten, sollen weitere Studien zeigen. Die laufende KARDIA-3-Studie soll noch mehr Aufschlüsse über das Nutzen-Risiko-Verhältnis geben.

Blutdruckmessung
Regelmäßiges Blutdruckmessen ist für Menschen mit Bluthochdruck wichtig - gerade in Hitzeperioden. (Symbolbild) © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

„Diese Daten belegen das Potenzial von subkutan verabreichtem Zilebesiran als wirksame und gut verträgliche Therapie zur kontinuierlichen Kontrolle des Blutdrucks in Kombination mit gängigen oralen Erstlinien-Antihypertensiva“, zitiert die Online-Plattform Medscape die Studienautoren. Allerdings seien weitere Untersuchungen notwendig, um das langfristige Sicherheitsprofil von Zilebesiran abschließend zu beurteilen.

Neuer Wirkstoff gegen Bluthochdruck: So wirkt das RNAi-Arzneimittel Zilebesiran

Laut Humanforschung Schweiz ist Zilebesiran „eine in der Entwicklung befindliche neuartige Behandlung“ und „nutzt einen natürlichen Prozess namens RNA, kurz für Ribonukleinsäure, ein lebenswichtiges Molekül in unseren Zellen.“ Diese fungiert als Bote, der Anweisungen von unserer DNA entgegennimmt und sie zur Herstellung von Proteinen verwendet.

Auf ihrer Website erläutert Humanforschung Schweiz: „RNAi-Therapeutika zielen auf eine bestimmte RNA ab und brechen sie auf, bevor die Anweisungen verarbeitet werden können.“ Auf diese Weise könne die Produktion bestimmter Proteine gezielt reduziert werden. Im Fall von Zilebesiran richtet sich der Wirkstoff gegen das in der Leber gebildete Protein Angiotensinogen (AGT). Obwohl AGT ein körpereigenes und normales Protein ist, werde angenommen, dass ein Übermaß daran zur Entstehung von Bluthochdruck und weiteren Erkrankungen beiträgt. Der neue Therapieansatz zielt darauf ab, den Blutdruck wirksam zu senken und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren. (jal)

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