In anderen Ländern normal: Daran scheitern Deutsche im Restaurant

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Wenn Deutsche in anderen Ländern Urlaub machen, stressen sie sich oft wegen einer besonderen Gewohnheit in Restaurants. Eine Expertin erklärt, wieso andere entspannter sind.

Für viele Menschen ist es gesellig, sich beim Essengehen Gerichte zu teilen, bei anderen scheint an diesem Punkt die Freundschaft jedoch aufzuhören. Konzepte wie Mezze oder Tapas sind in anderen Ländern sehr beliebt oder teils sogar der Standard in Restaurants. Viele Deutsche tun sich damit jedoch schwer und bevorzugen oft, dass jeder sein eigenes Gericht bestellt und auch nur dieses zahlt. Auf Social Media wird über diese deutsche Eigenheit diskutiert.

In einem TikTok-Video parodiert eine Creatorin, wie unwohl sich einige Deutsche fühlen, wenn sie ihr Essen teilen. In den Kommentaren bestätigen viele dieses Gefühl: „Ich versuche immer, es mir nicht anmerken zu lassen, aber ich hasse es, Essen zu teilen“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer kommentiert: „Ich will nur das essen, was ich mir aussuche. Und davon auch alles.“ Und ein weiterer User findet die Abneigung gegen das Teilen „schrecklich traurig, aber so unglaublich deutsch.“ Für einige kommt es auf die Gerichte an: „Pizza und Pommes sind okay, aber alles andere absolut nicht“.

Expertin: Teilen von Essen im Retsaurant ist in anderen Ländern kulturell verankert

Insgesamt scheint es mehrere Störfaktoren beim Teilen zu geben: Einige Menschen haben die Sorge, zu wenig Essen zu bekommen und am Ende hungrig nach Hause gehen zu müssen. Andere wiederum können sich nicht entspannen, da sie darauf achten, nicht „zu viel“ zu essen. Auch die Hygiene scheint für einige Menschen ein Nachteil beim Teilen zu sein: „Sobald jemand mit seinem Besteck in mein Essen will, ist’s vorbei“, schreibt jemand bei TikTok. Auch das Aufteilen der Rechnung wird durch das Teilen von Gerichten komplizierter.

Wir haben die Soziologin und Expertin für Ernährung im Lebensverlauf, Alexandra Sept, gefragt, ob es stimmt, dass wir uns in Deutschland mit mehreren Gerichten „in der Mitte“ schwertun. „Das ist auf jeden Fall so“, sagt sie BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA, „in Deutschland teilt man nicht so gern Gerichte“. Vergleicht man die deutsche Esskultur zum Beispiel mit der in südeuropäischen Ländern, falle der Unterschied deutlich auf: „In Frankreich, Italien oder Spanien ist das Teilen von Gerichten kulturell stärker verankert“, sagt Sept.

Bei jungen Menschen der Gen Z in Deutschland seien Restaurants, in denen Gerichte geteilt werden, zwar zunehmend beliebt. Dass sich diese Esskultur grundsätzlich stärker etabliert, würde jedoch mehr als eine Generation dauern, erklärt die Expertin.

Paar isst draußen im Restaurant
In Deutschland hat am liebsten jeder sein eigenes Gericht. © IMAGO / Depositphotos

Menschen in anderen Kulturen geben mehr Geld für Essen und Restaurantbesuche aus

Teilen sei nicht nur in Südeuropa, sondern auch in anderen Kulturen weltweit üblich: „In asiatischen Ländern bestellen die Menschen oft Essen, das in der Mitte des Tisches steht, sodass sich jeder nehmen kann, was er oder sie mag.“ Sind Deutsche im Urlaub in diesen Ländern, fällt es ihnen teilweise schwer, sich an die Esskultur des Teilens zu gewöhnen. Hierzulande sei es in „vielen Köpfen noch so verankert, dass jeder für sich bestellt, was er oder sie am liebsten mag“, sagt Sept. „Das ist eine typisch deutsche Marotte.“

Dies sei historisch und kulturell so gewachsen, denn vieles finde hier eher im Privaten statt. „Deutschland ist weniger café-orientiert als andere Kulturen. Das merkt man vor allem, wenn man ins Ausland reist“, erklärt Sept. Dort seien die Cafés voller und es gebe mehr gastronomische Betriebe. Zudem würden Menschen in anderen Kulturen generell mehr Geld für Essen ausgeben und häufiger Essen gehen. Die Expertin weist aber auch darauf hin, dass dies in anderen Ländern zwar im Durchschnitt ausgeprägter sei, es jedoch auch über all „regional und sozial unterschiedliche Esskulturen“ gebe.

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