„Sieht einfach besser aus“: Restaurant-Trend aus den USA verbreitet sich in Deutschland
Junge Menschen bestellen sich beim Essengehen gern Vorspeisen und trinken keinen Alkohol. Eine Expertin erklärt die Gründe für dieses Verhalten.
Ein kleiner Teller gerösteter Wirsing, ein paar Stücke Rosmarin-Focaccia, ein Schälchen frittierte Oliven – und das alles in die Mitte des Tisches. Viele junge Menschen begeistern sich für Restaurants, in denen das Teilen von kleinen Gerichten im Vordergrund steht. „Gen Z geht anders Essen als andere Generationen und das hat verschiedene Gründe“, sagt Alexandra Sept BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Sie ist Soziologin und Expertin im Bereich Ernährung im Lebensverlauf. Ein Grund für den Trend weg von einem großen Hauptgericht sei Social Media: „Es sieht einfach besser aus, wenn mehr auf dem Tisch steht.“
Die Generation Z drücke sich gern in den sozialen Netzwerken aus und würde viel posten. Social Media habe deshalb auch einen großen Einfluss auf die Esskultur, erklärt die Expertin: „Viele junge Menschen informieren sich gezielt über TikTok oder Instagram, wenn es um Restaurantempfehlungen und Speisen geht.“ Wichtig sei, wie fotogen das Lokal und die Gerichte seien. „Viele Gastronomen haben mittlerweile erkannt, welchen Wert Social Media hat“, sagt Sept. Der Erfolg hänge jedoch stark von der Art des Restaurants ab: „Ein bayerisches Wirtshaus auf dem Land hat vielleicht eine ganz andere Zielgruppe als ein Tapas-Lokal in der Münchner Innenstadt“.
Restaurant-Trend zu kleinen Gerichten hat verschiedene Gründe
In den USA ist der Trend zu kleinen Portionen bereits zu beobachten. Wenn junge Menschen gemeinsam Essen gehen, teilen sie sich oft mehrere Vorspeisen. Um mehrere verschiedene Gerichte probieren zu können, aber auch aus finanziellen Gründen. Laut eines Berichts der „National Restaurant Association“ wünschen sich 75 Prozent der Gäste lieber kleinere Gerichte für weniger Geld. Auch in deutschen Großstädten sind solche sogenannten „Small Plate Restaurants“ unter jungen Menschen beliebt.
„Kleinere Gerichte sind günstiger, und im Vergleich zu anderen Generationen gibt die Gen Z weniger Geld fürs Essen aus“, sagt Sept BuzzFeed News Deutschland. Auch das Sozialisieren stehe im Fokus, „gerade bei Vorspeisen. Diese sind nicht so teuer, man kann sich dabei unterhalten, ohne ein komplettes 3-Gänge-Menü zu bestellen“. Die junge Generation achte zwar auf ihre Ausgaben, doch für „Erlebnisse“, wie ein besonderes Essen, investiere sie Geld. „Essen in der Gemeinschaft hatte schon immer einen hohen Stellenwert“, erklärt die Expertin. Junge Menschen, die in eine andere Stadt ziehen, erleben durch das gemeinsame Essen gehen mit Freunden ein Gefühl von Gemeinschaft und Geselligkeit, das zuvor im familiären Kontext stattfand.

Die Generation Z snackt mehr – und trinkt weniger Alkohol
Junge Menschen trinken deutlich weniger Alkohol als die Generationen vor ihnen. „Sparsamkeit ist auf jeden Fall ein Faktor, denn die Lebenshaltungskosten und Preise für Essen und Trinken steigen“, sagt die Expertin. Die Generation Z sei zudem auch besonders gesundheitsbewusst – und zeige dies auch gern: „Der soziale Druck, sich nach außen hin gut zu präsentieren, spielt eine wesentliche Rolle.“
Ein weiteres Merkmal, das der Gen Z eigen ist, ist der Trend zu Snacks, die über den Tag verteilt gegessen werden. „Das liegt an flexiblen Tagesstrukturen, zum Beispiel Homeoffice oder remote work. Man sitzt nicht mehr von morgens bis abends im Büro, sondern kann Pausen selbst einteilen und unterwegs essen“, sagt Sept. Zudem nutze die Generation Ernährung-Apps, um ihre Essgewohnheiten zu tracken und würde Gebrauch von Bonusprogrammen bei Lieferdiensten machen: „Solche spielerischen Nutzererfahrungen sind sehr gefragt.“