Urlauber-Trend in deutschem Nachbarland sorgt für Ärger: „Flaschen voll Urin“
Vandalismus in einem deutschen Nachbarland empört Einheimische. Das respektlose Verhalten von Touristen fällt bei einem Urlaubstrend auf.
Paris – Während die Bewirtschaftungszeit in den französischen Berghütten beginnt, schlagen Hüttenwarte und Bergvereine Alarm: Die Vandalenakte und das respektlose Verhalten von Besuchern nehmen dramatisch zu. Was einst als Rückzugsort für erfahrene Bergsteiger galt, wird zunehmend von einem neuen Tourismus-Trend heimgesucht, der bei Einheimischen für Empörung sorgt.
Schockierende Entdeckungen: „Flaschen voller Urin“
Die Hütte Brèche de Roland, gelegen auf über 2.500 Meter Höhe im UNESCO-Welterbe-Zirkus von Gavarnie, ist zu einem Symbol für diese besorgniserregende Entwicklung geworden. Als Vivien Horcholle, Hüttenwart der legendären Berghütte, Mitte Mai mit Freiwilligen zur Vorbereitung der Saison aufstieg, bot sich ihnen ein verstörendes Bild. Auch in Bayern waren „schreckliche Zustände“ zu begutachten.
„Wir haben Flaschen voller Urin gefunden, Exkremente auf der Terrasse, sie sind sogar so weit gegangen, Trennwände einzuschlagen auf der Suche nach Wasserleitungen“, berichtet Horcholle bei Le Figaro fassungslos über die Zustände, die er antraf.
Die Schäden gehen weit über einfachen Vandalismus hinaus: Türgriffe wurden zerbrochen, Schimmel überzieht Wände und Decken, Müll liegt in den Schlafsälen verstreut, und Gasflaschen wurden achtlos zurückgelassen. Nach Frankreich fahren auch viele Urlauber aus Deutschland. IPPEN.MEDIA berichtete unlängst über den Airbnb-Wahnsinn in Marseille, einen Meer-Geheimtipp in der Bretagne und einem Dekret auf Korsika, das Touristen beeinträchtigte.
Tourismus-Trend ein landesweites Problem: Schäden sind ärgerlich und kostspielig
Das Problem beschränkt sich nicht auf eine einzelne Hütte. Pierre Casteigbou, Hüttenwart der nahegelegenen Espuguettes-Hütte, der seine 18. Saison antritt, beobachtet eine beunruhigende Entwicklung: „Ich sehe eher eine Demokratisierung der Berge, mit einer Bevölkerung, die mehr feiert, als bergsteigt. Sie kommen gerne am Wochenende zum Feiern und lassen mir ihre Flaschen als Andenken da, weil sie denken, dass ich daraus Kerzenständer mache.“
Die Schäden sind nicht nur ärgerlich, sondern auch kostspielig. Das zeigte auch ein Hüttenwirt in Österreich. In der vergangenen Saison entstanden allein durch zerbrochene Waschbecken und Spiegel in Badezimmern Reparaturkosten von 5.000 Euro, die von der Berufshaftpflichtversicherung abzüglich einer Selbstbeteiligung von 800 Euro übernommen werden mussten.
„Bergsteiger keine respektvolle Wesen“: Alpinverein von Urlaubern enttäuscht
Florent Roussy, Projektleiter für Bauarbeiten bei der Französischen Föderation der Alpinen Bergvereine (FFCAM), die 120 Berghütten verwaltet, zeigt sich „hilflos angesichts solcher Verhaltensweisen“. Die FFCAM verzeichnete im vergangenen Jahr einen Rekord von 315.000 Übernachtungen - ein Erfolg, der jedoch seinen Preis hat.

„Erstaunlicherweise ist der Bergsteiger nicht das respektvollste Wesen! Die Vandalenakte haben schon immer existiert, das ist nicht neu“, erklärt Roussy. „Manche Gebäude leiden mehr als andere, wie die Hütte Brèche de Roland, andere weniger. Wir haben Schwierigkeiten zu verstehen, warum gerade diese!“
Drastische Lösungsansätze und schlimmer Touristen-Verdacht wegen Nachbarland
Angesichts der anhaltenden Probleme erwägt der Club Alpin Français drastische Maßnahmen. „Seit der Wiedereröffnung der Hütte Brèche de Roland haben wir alles versucht. Im ersten Winter ließen wir den Zugang zu zwei Schlafsälen offen, aber die Besucher kochten darin. Im zweiten öffneten wir den Gemeinschaftsraum mit Trockentoiletten, aber sie zerbrachen das Mobiliar, um Feuer zu machen und sich zu wärmen. Wir erwägen nun eine radikalere Lösung: nur noch den Keller unter der Terrasse zugänglich zu lassen“, bedauert Roussy.
Frankreich: Ein beliebtes Reiseziel Deutscher
Frankreich gilt als viertbeliebteste Reiseziel der Deutschen. Am ehesten wird die Côte d‘Azur (Französische Riviera) angesteuert. Danach folgen Provence, Bretagne, Elsass und Paris mit Ile-de-France auf den Plätzen zwei bis fünf. Bewohner aus Nordrhein-Westfalen haben eine besondere Affinität zum Nachbarland Deutschlands. Durch die Nähe sind auch Kurzreisen möglich. Besonders beliebt scheint im Jahr 2025 der Naturtourismus und authentische Erlebnisse zu sein.
Quellen: www.lademeureduparc.fr, www.reisen-und-tipps.de, woerlitztourist.de,
Besonders brisant: Die Hütte Brèche de Roland wird hauptsächlich von spanischen Skifahrern und Bergsteigern frequentiert, da sie von französischer Seite schwerer zugänglich ist. „Ist es die Tatsache, in einem Nachbarland zu sein, die dazu verleitet, sich alle Freiheiten zu nehmen, oder sind sie so durchfroren, dass sie den gesunden Menschenverstand verlieren?“, fragt sich Roussy.
Urlauber-Trend Zukunft der Berghütten in Gefahr
Die Berghütten müssen laut französischem Tourismusgesetzbuch ganzjährig als Notunterkünfte zugänglich bleiben - eine Verpflichtung, die zunehmend missbraucht wird. Die Verantwortlichen sehen sich gezwungen, zwischen der ursprünglichen Mission der Hütten als Schutzräume und dem Schutz vor Vandalismus abzuwägen. Mit so einem Problem kämpfen auch die Österreicher.
Die Reparaturkosten für die aktuelle Wintersaison werden auf 3.000 bis 4.000 Euro geschätzt, wie Le Petit Journal berichtet - Geld, das eigentlich für Verbesserungen der Anlagen verwendet werden können. Während die Hütte Brèche de Roland Ende Mai wieder unter Bewirtschaftung gestellt wurde, sind für 2026 bereits Schutzmaßnahmen gegen Lawinen geplant.
Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt für die Zukunft der französischen Berghütten: zwischen der Notwendigkeit des Erhalts und der Aufrechterhaltung des freien Zugangs für alle Bergsteiger - ein Balanceakt, der angesichts des wachsenden Tourismus-Trends immer schwieriger wird.