„In ein Loch gefallen“: Löw lässt mit Aussagen tief blicken

  1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Kommentare

Joachim Löw wurde 2014 mit Deutschland Weltmeister – und stand anschließend vor einer Herausforderung. Dass er vier Jahre später nicht zurücktrat, bereut er.

Frankfurt – Joachim Löw beendete seine Karriere als Bundestrainer nach der Europameisterschaft 2021. Nach 15 Jahren entschloss er sich, beim DFB zurückzutreten. Sein größter Erfolg war der Weltmeistertitel 2014. Bereits nach diesem Triumph zurückzutreten, „hatte ich nach dem Endspiel in Rio nicht in Erwägung gezogen“, blickt Löw im Gespräch mit dem kicker zurück.

Löw seine Gefühlslage nach dem WM-Titel 2014

„Alle unsere Ziele waren erreicht worden. Und auch in den EM- und WM-Turnieren haben wir ja bereits viel erreicht und sind weit gekommen, oft bis ins Halbfinale“, so Löw. Man sei „in der Weltspitze und einige Jahre lang die Benchmark für andere“ gewesen. „Das war natürlich erst mal befriedigend, ich musste das Ganze aber verarbeiten“, gesteht er ein.

02 06 2018 Fussball Deutsche Nationalmannschaft Testspiel Deutschland Österreich im Wörthersee
Joachim Löw fungierte 15 Jahre lang als Bundestrainer. © IMAGO / MIS

Er habe intensiv „reflektiert“, doch sei „in der Woche nach der Euphorie in ein Loch gefallen“, gibt Löw Einblicke in seine damalige Gefühlswelt. „Ich habe mich gefragt: Brenne ich noch? Mir fehlten zu dem Zeitpunkt zunächst neue Impulse, neue Ideen. Ich hatte jahrelang auf eine Philosophie hingearbeitet, und wir, das ganze Trainerteam und Oliver Bierhoff, sind uns gegen alle Widerstände treu geblieben.“

Nach dem Erfolg 2014 stand er vor der Herausforderung, „auf einmal neue Wege gehen, neue Reize setzen“ zu müssen. „Auf dem Höhepunkt habe ich mich damit aber schwergetan. Ich hatte den Ehrgeiz, den Erfolg zu bestätigen, aber mir fehlte die zündende Idee“, gibt Löw zu. „Deswegen bekam ich Selbstzweifel. Die positive Energie und der Anspruch, das Team auf diesem Niveau zu halten, waren aber immer vorhanden.“

Warum Löw trotz des WM-Debakels 2018 weitermachte

Bei der Europameisterschaft 2016 führte Löw die deutsche Nationalmannschaft bis ins Halbfinale, doch bei der Weltmeisterschaft 2018 kam das frühe Aus in der Gruppenphase. „Nach der WM 2018 wäre der Rücktritt der richtige Schritt gewesen. Das Vorrunden-Aus in Russland war ein Tiefschlag, aber diese Schmach wollten Oliver Bierhoff und ich ausmerzen“, erklärt Löw.

Damals habe man „eine Jetzt-erst-recht-Einstellung und ein Schuss Wut, den wir in positive Energie umsetzen wollten“, verspürt. „Zwei, drei Jahre später habe ich erkannt, dass es der richtige Zeitpunkt gewesen wäre. So ein negatives Erlebnis mitzunehmen, ist nicht gut. Ich hätte den Weg freimachen sollen für jemanden, der mit neuen Ideen kommt und mit der goldenen Generation einen klaren Schnitt vollzieht“, sagt Löw rückblickend.

Kehrt Löw auf die Trainerbank zurück?

Seit seinem Abschied vom DFB hat Löw keine neue Trainerposition übernommen. Eine Rückkehr in den Beruf schließt er jedoch nicht aus. „Es gab in den vergangenen zwei Jahren einige Angebote, aber ich hatte nicht das Gefühl, dafür zu brennen“, sagt er. „Mit spannenden Optionen werde ich mich aber beschäftigen. Ich habe Erfahrung mit Nationalmannschaften und darin, ein Team mit einer Vision über zwei Jahre auf ein Turnier vorzubereiten.“

Ob Löw bei der WM 2026 eine Nationalmannschaft betreuen wird, bleibt abzuwarten. Die Möglichkeit besteht.

Auch interessant

Kommentare