Viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer wären bereit, in Solartechnik zu investieren – wenn die politischen Rahmenbedingungen endlich Klarheit schaffen würden. Doch statt Stabilität herrscht Unsicherheit: Förderprogramme wechseln, Vorgaben ändern sich, Prozesse sind kompliziert. Der aktuelle Monitoringbericht zur Energiewende liefert deshalb nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern auch eine Warnung. Die Energiewende steht an einem kritischen Punkt.
Die Solarbranche, Investorinnen und Eigentümer brauchen jetzt vor allem eines: Verlässlichkeit. Die Politik muss dafür sorgen, dass Förderbedingungen über Jahre hinweg planbar bleiben statt regelmäßig neue Hürden aufzubauen. Denn das Vertrauen in die Rahmenbedingungen ist die Grundlage jeder Investition.
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Ein fragiles Fundament für private Investitionen
Eine Umfrage des Bundesverbands Solarwirtschaft zeigt exemplarisch, wie empfindlich der Solarmarkt auf politische Unsicherheit reagiert: Würde die EEG-Förderung entfallen, würden nur noch vier von zehn Haushalten eine Photovoltaik-Anlage in Betracht ziehen. Schon heute zählt die garantierte Förderung für viele Hauseigentümer:innen zur Kalkulationsgrundlage. Wird diese Verlässlichkeit in Frage gestellt, verlieren wir genau jene Menschen, die bereit sind, in Solartechnik, Speicher und Wärmepumpe zu investieren.
Auch die Diskussion um verpflichtende Direktvermarktung für kleine Anlagen sorgt für Verunsicherung. Für typische Einfamilienhäuser ist das in der Regel unwirtschaftlich – zu hoher Aufwand, zu wenig Ertrag. Der Bundesverband Solarwirtschaft warnt vor einem Rückgang der Investitionen im Kleinanlagensegment. Zwar sieht das EEG vor, dass Netzbetreiber die Direktvermarktung übernehmen können, doch für dezentrale Anlagen schafft das häufig neue Hürden
Jannis Mischke ist seit zwei Jahren Experte für „Energieeffizientes Wohnen“ bei Aroundhome und hilft Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern, die richtigen Fachfirmen für jedes Projekt zu finden – von der Energieberatung bis zur Solaranlage.
Was jetzt zählt, ist eine pragmatische Förderstrategie
Erstens: Planbare Investitionsbedingungen. Wer heute eine Solaranlage plant, muss sich darauf verlassen können, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch morgen noch gelten. Fördermechanismen sollten langfristig ausgelegt und nicht jährlich angepasst werden.
Zweitens: Stufenweise Direktvermarktung. Statt alle kleinen PV-Anlagen pauschal zur Direktvermarktung zu verpflichten, sollte ein gestuftes Modell eingeführt werden: mit digitalen Tools zur Ertragsüberwachung und optionaler Vermarktung über Netzbetreiber, die zentral koordinieren. Finanzielle Anreize wie reduzierte Plattformgebühren oder Zuschüsse für Monitoring-Technik könnten helfen, Einstiegshürden zu senken.
Drittens: Förderung an Systemintegration koppeln. Ein Haushalt, der PV-Anlage, Wärmepumpe und Speicher kombiniert, sollte stärker gefördert werden als einer, der nur eine einzelne Maßnahme umsetzt. Das belohnt nicht nur Technik, sondern den konkreten Beitrag zur Energiewende und Netzstabilität.
Viertens: Prozesse verschlanken und digitalisieren. Uneinheitliche Anforderungen und langsame Abläufe bremsen Investitionen. Förder- und Genehmigungsverfahren müssen digital, einheitlich und effizient gestaltet sein – mit klaren Zuständigkeiten und kurzen Bearbeitungszeiten.
Bei Aroundhome beobachten wir, dass viele Hauseigentümer:innen grundsätzlich bereit wären, in innovative Lösungen, wie PV-Anlagen, zu investieren – sofern sie verständlich, verlässlich und praktikabel umgesetzt sind.
Die Zeit für Klarheit ist jetzt
Der Monitoringbericht warnt zu Recht vor einer Phase des Zögerns. Jetzt ist der Moment, in dem die Politik mit kluger Gestaltung statt neuer Hürden reagieren muss. Die vorgeschlagenen Maßnahmen würden nicht nur Investitionen erleichtern, sondern auch den konkreten Beitrag privater Gebäude zur Energiewende sichtbar machen. Der Ausbau erneuerbarer Energien im privaten Bereich gelingt nur, wenn der Staat Verlässlichkeit garantiert. Verliert er das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, droht der Rückzug vieler potenzieller Investorinnen und Investoren – und mit ihm ein zentraler Baustein der Energiewende.