Das China-Paradox: Wie der größte Schmutzfink unbemerkt das Klima rettet

China hat neue Klimaziele verkündet – und die EU reagierte enttäuscht. EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra kritisierte in Brüssel, dass die Pläne angesichts des immensen CO2-Fußabdrucks Chinas weit hinter dem zurückbleiben, was notwendig und erreichbar wäre.

Demnach sollen die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2035 um bis zu zehn Prozent gegenüber dem Höchststand gesenkt werden – ein Ziel, das vage bleibt, da unklar ist, wann genau der Höchststand erreicht wird.

Tatsächlich ist China der größte Klimaverschmutzer der Welt: Das Land stößt jährlich mehr CO2 aus als die USA und Europa zusammen, Kohlekraftwerke dominieren nach wie vor die Energieversorgung. Dazu kommen Emissionen von Methan, Stickstoffoxiden und anderen klimawirksamen Gasen.

Jährliche CO2-Emissionen der größten Verursacher-Länder
Jährliche CO2-Emissionen der größten Verursacher-Länder Our World in Data

Chinas paradoxe Doppelrolle im Klimawandel

Die Bilanz wirkt düster, doch die Klima-Rolle des Landes ist komplexer. Denn: China ist zugleich der mächtigste Treiber der globalen Energiewende. Solarzellen, Windkraftanlagen, Batterien, Elektroautos – durch Chinas massive Produktion werden grüne Technologien weltweit erschwinglich, auch für Europa.

Ganz unbemerkt verändert das Land so die Klimastrategie vieler Staaten. Denn die Energiewende hängt nicht von Moral ab, sondern von Geld. Länder steigen auf erneuerbare Energien um, sobald diese günstiger sind als Kohle oder Gas – und genau dort spielt China seine Stärken aus. 

Die Preise für Solarmodule fallen seit Jahren
Die Preise für Solarmodule fallen seit Jahren Our World in Data

Je mehr produziert wird, desto günstiger wird es. Bei Solarzellen, Batterien und Windturbinen zeigt sich dieser Effekt besonders deutlich. Früher senkte technische Forschung die Preise – heute sind es die riesigen Produktionsmengen.

Das hat China konsequent umgesetzt: Massive Fabriken, vernetzte Lieferketten, niedrige Produktionskosten. Das Ergebnis: Solarstrom ist in vielen Regionen günstiger als Kohle, Batterien werden erschwinglicher, Elektroautos massentauglich. Technologien, die einst exotisch waren, stehen nun weltweit zur Verfügung – und andere Länder profitieren direkt davon.

Auch die Preise für Batterien fallen seit Jahren
Auch die Preise für Batterien fallen seit Jahren. Our World in Data

Die Klima-Wirkung im eigenen Land

Chinas Strategie macht sich bemerkbar: Chinas Emissionen beginnen zu stagnieren. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix schießt nach oben. Laut der jüngsten Ember-Studie stammten 2024 bereits 18 Prozent des Stroms aus Solar- und Windkraft – doppelt so viel wie noch 2020. Im ersten Halbjahr 2025 legte Windstrom um 16 Prozent, Solarstrom sogar um 43 Prozent zu.

Erneuerbare Energien treiben das Wachstum: 84 Prozent des Wachstums im Strombedarf 2024 kamen von sauberen Quellen, und Anfang 2025 überstieg ihr Zuwachs sogar die Nachfrage. Chinas fossile Kraftwerke produzierten daher zwei Prozent weniger Strom als im Vorjahr. In sieben Provinzen liefern Wind- und Solarenergie bereits mehr als ein Viertel des Stroms, in 14 Provinzen liegt der Anteil über dem OECD-Durchschnitt von 19 Prozent.

Auch außerhalb der Stromerzeugung steigt der Stromanteil rasant: Industrie, Gebäude und Verkehr werden elektrifiziert. 2023 betrug der Stromanteil am Endenergieverbrauch 32 Prozent – in der EU und den USA stagniert er seit 2010 bei 24 Prozent. Strom ist längst die wichtigste Energiequelle in Gebäuden und hat in der Industrie 2023 erstmals Kohle überholt.

Der Einsatz von Wind-, Solar- und Batteriespeichern in China setzt seinen exponentiellen Anstieg fort.
Der Einsatz von Wind-, Solar- und Batteriespeichern in China setzt seinen exponentiellen Anstieg fort. Ember

Die Klima-Wirkung für die Welt

China exportiert Solarpanels, Windturbinen, Batterien und Elektroautos, besonders nach Afrika, Südostasien und Südamerika. Entwicklungsländer können so die „fossile Sprungphase“ überspringen: Sie müssen nicht erst auf Kohle setzen, sondern steigen direkt auf saubere Energie um.

Made-in-China-Technologien verdrängen fossile Energie weltweit und senken die Kosten erneuerbarer Energien massiv. Länder, die früher auf Kohle, Öl oder Gas angewiesen waren, haben nun eine Alternative zur Auswahl. Durch sinkende Preise entsteht eine selbstverstärkende Dynamik: Länder kaufen mehr grüne Technologien, die dadurch noch günstiger werden – und die Energiewende beschleunigt sich global.

Klima-Emissionen in China
Der Verlauf der CO2-Emissionen in China. e360

China bleibt das Paradox der Klimakrise: größter Klimaverschmutzer und heimlicher Motor der globalen Energiewende zugleich. Präsident Xi Jinping nennt den grünen Wandel „den Trend unserer Zeit“ – und setzt diesen mit massiven Investitionen in Solar, Wind und Batterien in die Praxis um.

Doch das Tempo reicht nicht, um die 1,5-Grad-Grenze zu sichern. Neue Kohlekraftwerke, energieintensive Industrien und moderate Emissionsziele bremsen den Klima-Erfolg. Gleichzeitig entfaltet Chinas Tempo eine globale Wirkung: sinkende Kosten, wachsende Nachfrage, beschleunigte Energiewende – ein Dominoeffekt, von dem der Rest der Welt profitiert.

Kleines Kraftwerk

  • Anzeige
    Kleines Kraftwerk

    Bildquelle: Kleines Kraftwerk

    Kleines Kraftwerk: Quattro (1800 Wp) + ANKER Solix Pro 3

    • Bis zu 2250 Wp Leistung
    • Neuester ANKER Speicher mit integriertem Wechselrichter
    • BLACKOUT-Funktion mit 1200W Ausgang und 2,7 kWh Kapazität
    • Inkl. kostenloser Smart Meter im Wert von 99 Euro
    Kleines Kraftwerk

    1279 € statt 2159 €

    Zum Angebot