China testet riesigen Airbag-Zeppelin, der Wüstenwind in 1,5 Kilometern Höhe einfängt

In der Wüste Gobi in Xinjiang wurde das weltweit erste kommerzielle Windkraftsystem im Megawattbereich erfolgreich erprobt. Die Turbine absolvierte Montage, Drucktests sowie den Betrieb bei starkem Wind. 

„Wir freuen uns darauf, die Windkraft aus der Luft zu einem wichtigen Bestandteil erschwinglicher Ökostromversorgung zu machen“, sagte Dun Tianrui, CEO und Chefdesigner von Beijing Linyi Yunchuan Energy Technology, gegenüber „china.org“.

Wie sieht die S1500 aus? Ein Zeppelin mit Hightech-Herz

Mit 60 Metern Länge, 40 Metern Breite und 40 Metern Höhe ähnelt die S1500 einem futuristischen Luftschiff. Sie ist etwa so groß wie ein Basketballfeld und so hoch wie ein 13-stöckiges Gebäude. 

Ihr Kern besteht aus einem heliumgefüllten Hauptgassack, der mit einem ringförmigen Flügel verbunden ist. Dieser Flügel formt einen gigantischen Kanal, der die starken Höhenwinde einfängt – ein bisschen wie ein Airbag, der stabil in der Luft schwebt, aber die Kraft der Winde gezielt nutzt. 

Die Turbine kann bis zu 1,5 Kilometer hoch steigen, wo die Winde besonders konstant und kraftvoll wehen. „Wenn sich die Windgeschwindigkeit verdoppelt, erhöht sich die von ihm transportierte Energie um das Achtfache, bei der dreifachen Geschwindigkeit erhöht sich die Energie auf das 27-Fache“, sagte Gong Zeqi, ein Forscher vom Aerospace Information Research Institut im Interview mit der „ChinaDaily“.

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Was steckt drin? Die Technik hinter der Turbine

Im Inneren der S1500 arbeiten zwölf 100-Kilowatt-Windturbinen, die zusammen eine Gesamtleistung von 1,2 Megawatt erreichen. Diese Generatoren sind in den ringförmigen Kanal integriert, wo sie von den Rotoren angetrieben werden, die die Höhenwinde nutzen. Über kilometerlange Haltekabel wird der erzeugte Strom zur Erde geleitet. 

Entwickelt in Zusammenarbeit mit der Tsinghua-Universität und dem Aerospace Information Research Institute, setzt die S1500 auf hochmoderne Aerostat-Technologie und ultraleichte Materialien. Zwar erzeugt die Turbine deutlich weniger Megawatt als Offshore-Windkraftanlagen, die etwa zehnmal leistungsstärker sind, doch sie bietet deutliche Vorteile. Denn: Das System verzichtet auf die schweren Türme traditioneller Windräder.

S1500 bringt Strom in Krisengebiete

Klassische Windräder brauchen massive Stahlkonstruktionen und Fundamente, die teuer und aufwendig sind. Die S1500 hingegen spart rund 40 Prozent Material und senkt die Kosten pro Kilowattstunde um 30 Prozent. „Das System lässt sich in Stunden auf- und abbauen“, erklärt Weng Hanke, Technischer Leiter. Das macht es perfekt für Wüsten, Inseln oder Bergbaugebiete – und sogar für die Katastrophenhilfe. Nach Erdbeben oder Überschwemmungen könnte die Turbine schnell Licht, Funk oder lebenswichtige Geräte mit Strom versorgen.

S1500 Windturbine im Einsatz
Der Kern der Turbine besteht aus einem Helium-Sack. Im Inneren der S1500 arbeiten zwölf 100-Kilowatt-Windturbinen. Tsinghua University

Kann die S1500 die globale Energiewende antreiben?

Die Zukunft der S1500 könnte vielversprechend aussehen. Nach dem erfolgreichen Test in der Wüste plant Beijing Linyi Yunchuan, die Technologie in verschiedenen Regionen Chinas weiter zu validieren, um sie an unterschiedliche Umgebungen anzupassen. Ziel: Bis 2026 soll die Massenproduktion anlaufen – und die ersten Einheiten werden dann ans Stromnetz angeschlossen. 

Doch es gibt auch Herausforderungen. Windenergieexperte Bram Claeys vom Thinktank RAP sieht zwar Potenzial für entlegene Regionen wie die Sahelzone oder Australien, weniger aber für dicht besiedelte Gegenden wie Mitteleuropa. Sicherheitsfragen stehen ebenfalls im Raum: Lange Haltekabel könnten Flugzeuge gefährden, und Sabotage sei ein Risiko. „Ich kann mir vorstellen, dass man in China mehr Platz hat, um diese Turbinen an superlangen Kabeln zu montieren“, meint Claeys gegenüber der Rundfunkanstalt „VRT“. In Mitteleuropa hätte er aber auch aus geopolitischer Sicht aktuell Angst, dass Kabel, etwa durch Drohnen, sabotiert werden könnten.