Milch weiterhin sehr gefragt: Genossenschaft zieht Bilanz
Die Tölzer Milchliefergenossenschaft hat ihre Liefermenge erneut gesteigert, wie nun bei der Generalversammlung aufgezeigt wurde. Die Landwirte sorgen sich jedoch um ihre Zukunft und übten heftige Kritik an der Politik in Berlin.
Lenggries – Wer A sagt, muss auch B sagen, heißt ein alter Spruch, den Georg Demmel, Aufsichtsratsvorsitzender der Tölzer Milchliefergenossenschaft, jüngst in der Generalversammlung der Lieferanten im Lenggrieser Alpenfestsaal anführte. Wobei er „A“ mit „anschaffen“ definierte und „B“ mit „bezahlen“. Dass derjenige, der anschafft, auch entsprechend bezahlen muss, sollte selbstverständlich sein. Doch speziell bei den landwirtschaftlichen Produkten klaffe das Verhältnis von Auflagen und Bezahlung bei hohen Erzeugungskosten weit auseinander, so Demmels Feststellung über die Vorgehensweise des Lebensmitteleinzelhandels.
Sorge vor Förderstopp
Mit der „unsäglichen“ Politik der Ampelregierung gingen Bernhard Pointner, Geschäftsführer der von den Isarwinkler Bauern belieferten Milchwerke Berchtesgadener Land in Piding, sowie der Lenggrieser Bürgermeister Stefan Klaffenbacher hart ins Gericht. Ideologische Vorstellungen sowie abrupte Förderstopps und ebenso abrupte neue Abgaben-Lasten seien für Wirtschaft und Kommunen ein Unwägbarkeits-Kurs, der vorausschauendes Planen ad absurdum und an die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit führe.
Von den Bauern im Saal bekamen diese Ausführungen zustimmendes Nicken – umso mehr, als gerade zuvor bekannt geworden war, dass die Regierung bei ihrer erforderlichen Haushaltskorrektur das Aus der Agrardiesel-Beihilfe und der Steuerbefreiung von land- und forstwirtschaftlichen Fahrzeugen beschlossen hatte.
Bilanz bezieht sich auf 2022
Die Bilanz der Tölzer Liefergenossenschaft stellten deren Vorsitzender Jakob Wasensteiner und Geschäftsführerin Monika März vor. Der seit Langem vorherrschende Trend der Produktionssteigerung hatte sich demnach auch im Jahr 2022 fortgesetzt. Die Gesamt-Anlieferung von knapp 40 Millionen Kilogramm Milch übertraf die Anlieferung von 2021 um 1,2 Millionen Kilogramm. Man erkenne hier schon die Handschrift der inzwischen nachgerückten jungen Betriebsleiter, die in allen Bereichen optimieren, stellte Wasensteiner fest. Zugleich macht die Liefermenge aus dem Isarwinkel 9,9 Prozent der in Piding verarbeiteten Gesamtmenge aus. Zwei Mitgliedsbetriebe haben im Jahr 2022 die Milcherzeugung aufgegeben, aktuell sind 210 aktive Betriebe eingetragen. Die durchschnittliche Jahresanlieferung je Betrieb wurde um rund 12 000 Kilogramm gesteigert auf 180 000 Kilogramm. „Und die Milchqualität unserer Genossenschaft ist nach wie vor hervorragend“, so der Vorsitzende.
Bio-Produkte verkaufen sich nicht mehr so gut
Das Thema Preisgestaltung griff neben Wasensteiner auch Molkereichef Pointner auf. Die 2022 weltweit rückläufige Milchproduktion, eine gute Nachfrage aus China und der Ukraine-Krieg hätten dazu geführt, dass auch Molkereien ohne Markengeschäft mit Standardprodukten und Milchpulver plötzlich eine höhere Wertschöpfung und somit höhere Auszahlungspreise erreichen konnten.
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Gleichzeitig sei der Absatz von Marken- und Bioprodukten durch die von der Inflation hervorgerufene Sparsamkeit der Verbraucher immer schwieriger geworden, so Wasensteiner. Piding habe von den teils ausufernden Preissteigerungen Abstand genommen, seine Preise bewusst maßvoll angehoben und ein selbst gesetztes Limit nicht überschritten. „Denn es gibt immer auch eine Zeit danach, wo die Bedingungen wieder anders sind und man wieder auf normalem Niveau mit den Handelsketten reden muss.“
Milchwerke planen PV-Anlage
Mittlerweile sei diese Situation eingetreten, vom wenig ruhmreichen Schlusslicht beim Auszahlungspreis-Vergleich sei man inzwischen wieder im oberen Viertel angekommen, während manche Preistreiber ausgelistet worden seien. Dass der Molkerei durch die Plastiksteuer bei gleichzeitig für ein halbes Jahr festgelegten Handelsmargen jetzt die nötige Umlage-Möglichkeit fehle, sei nur ein Beispiel für die von der Ampel verursachten Probleme, schilderte Pointner.
Generell seien die Milchwerke gut aufgestellt. Man habe kontinuierlich investiert und rationalisiert, plane nun die Anschaffung einer PV-Anlage und wolle sparsam wirtschaften. Erfreulich seien immerhin die erneute Auszeichnung mit dem Nachhaltigkeitspreis und der aufgrund ihres hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren erzielte Testsieg der Bergbauernbutter bei der Stiftung Warentest. (Rosi Bauer)
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