„Majestätisch kuren: Bayerns Hofbäder“ heißt ein neues Buch, in dem es auch ausführlich um die Geschichte der Wittelsbacher in Bad Heilbrunn geht. Wer sich in die Entwicklung der höfischen Badekur und -kultur in Bayern vertiefen möchte, findet darin umfangreiche Informationen.
Bad Heilbrunn – Im Jahr 2024 jährt es sich zum 365. Mal, dass Bad Heilbrunn – das kleine Dorf hieß damals noch Steinbach – in den Mittelpunkt der Adelswelt rückte. Das örtliche Jodwasser sollte Kurfürstin Henriette Adelheid helfen, schwanger zu werden. Ein riesiger Hofstaat rückte im Juni 1659 zum Luxus-Aufenthalt an – schließlich ging es um nichts Geringeres als um den Fortbestand der Wittelsbacher. Dass das bevorstehende „Jubiläum“ mit der Veröffentlichung des neuen Buchs von Historiker Bernhard Graf zusammenfällt, ist Zufall, für die Gemeinde Bad Heilbrunn allerdings ein Glücksfall. In dem umfangreichen Buch geht Graf detailliert auf die Geschichte und Entwicklung der zahlreichen Hofbäder in Bayern ein. Bad Heilbrunn ist eine ausführliche Beschreibung gewidmet.
Hofstaat bestand aus 200 Dienern, Edelknaben und Musikern
Der „miraculose Heilbronnen bey Benedictbeuren“ gehörte damals zum Kloster Benediktbeuern. Schon seit Langem gab es Berichte von wundersamen Heilungen, und bereits 1530 soll eine Badekur der Gattin von Herzog Wilhelm IV. geholfen haben, Kinder zu bekommen. Die Badekur von Kurfürstin Henriette Adelheid 1659 war jedoch ein Aufenthalt der Superlative. Sie rückte mit einem Hofstaat, bestehend aus 200 Dienern, Edelknaben, Musikern und Barbieren sowie 350 Pferden an. Zuvor war laut Graf „in Rekordzeit“ ein zweistöckiger Vierseithof gebaut worden, in dem sich 20 Wohn- und Schlafräume für die Kurfürstin und ihre Hofgesellschaft befanden. Zudem waren Leitungen von der Quelle in die Badestuben errichtet worden, ebenso ein Wandelgang und Ställe für die Pferde. Die Diener schliefen bei den Bauern im Dorf.
Graf berichtet detailreich über den nur fünf Wochen dauernden Aufenthalt der Kurfürstin in Bad Heilbrunn und beleuchtet auch zeithistorisch die Entwicklungen und das Umfeld – das macht dieses Buch so reizvoll.
Klöster in der Umgebung mussten Verpflegung bereitstellen
Nicht nur die Mönche in Benediktbeuern, sondern auch andere Klöster wurden zur Verpflegung des Hofstaats herangezogen. Dieser benötigte allein jeden Tag 400 Stück Brot. In den fünf Wochen Aufenthalt wurden zudem vier Ochsen, 18 Kühe, 131 Kälber, 108 Lämmer, drei Kitze, vier Hirsche, zwei Gämsen und ein Reh verspeist, hat Graf recherchiert. Auch Konversation und höfisches Leben durften in dieser Zeit nicht zu kurz kommen. Zur „Unterhaltung“ wurde das große Silberschiff („Bucentaur“), das die Wittelsbacher im Starnberger See (damals hieß er Würmsee) verankert hatten, über Land zum Lettner Weiher bei Heilbrunn gezogen. Dort verlustierten sich die Adeligen und schossen vom Schiff aus das Wild am Ufer. Überliefert ist auch, dass die Kurfürstin die Anastasia-Kapelle in Benediktbeuern zum Gebet aufsuchte. Kurfürst Ferdinand Maria besuchte seine Gattin einige Tage in Heilbrunn. Bevor das Paar im Juli abreiste, stattete es dem Kloster Tegernsee noch einen Besuch ab.
Das Buch
Bernhard Graf: „Majestätisch kuren. Bayerns Hofbäder“, erschienen im Oktober 2023 im Allitera-Verlag. Es umfasst 200 Seiten und kostet 35 Euro. Es ist überall im Buchhandel erhältlich.
Kinderwunsch erfüllte sich 1660
Nach Beendigung des Kuraufenthalts stellte sich der erhoffte Kindersegen jedoch nicht sofort ein. Erst im November 1660 kam Tochter Maria Anna Christina zur Welt, 1662 folgte Thronfolger Max II. Emanuel. Acht Kinder brachte Henriette Adelheid insgesamt zur Welt, allerdings starben vier davon bereits im Säuglingsalter. Zum Dank für die Geburt des Thronfolgers wurde übrigens die Theatinerkirche in München errichtet, und der Kurfürst schenkte seiner Frau ein Stück Land, auf dem sie später Schloss Nymphenburg errichten ließ, eine Sommerresidenz in Erinnerung an ihre italienische Heimat. Henriette Adelheid starb 1676 mit 39 Jahren. Graf geht auch auf die Gerüchte ein, die Kinder würden nicht vom Kurfürsten stammen. Diese Behauptung hatte eine Verwandte 1718 aufgestellt. Für Graf sind das „Unterstellungen“, denn die Prinzessin habe „Hass auf die bayerischen Wittelsbacher“ gehegt.
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Viele Beschreibung aus Heilbrunner Pfarrkirche
Zahlreiche Bilder und Stiche illustrieren Grafs Schilderungen aus Bad Heilbrunn. Einen Ausflug auf dem Silberschiff „Bucentaur“, berichtet er weiter, mussten Teile der Familie 1666 auf dem Starnberger See fast mit dem Leben bezahlen. Ein Gewitter brach los, das Schiff wurde hinausgetrieben und drohte zu kentern. Ein anderes Boot rettete sie, die Kurfürstin und ihre beiden ältesten Kinder kamen bei einem Bauern in der Nacht unter. Um ihr Gelübde einzulösen, wurde der Gnadenmutter von Altötting ein Modell des „Bucentaur“ gespendet, berichtet Graf.
Schön ist auch, dass sich der Autor zum Schluss der Heilbrunner Pfarrkirche widmet. Weil das Dorf nach dem Kuraufenthalt einen Aufschwung erlebte, wurde die alte Kirche abgerissen und nach den Entwürfen des Benediktbeurer Klosterbaumeisters Michael Ötschmann neu erbaut. Stuckiert hat sie Josef Hain aus Bichl. Graf beschreibt nicht nur Fresken in Zusammenhang mit dem Heilwasser, sondern sie sind auch abgebildet.