„Eine brutale Stunde“: Trump ruft zu Gewalt gegen Kriminelle auf
Trump will mit Gewalt gegen Kriminelle vorgehen – und erntet scharfe Kritik. Die Trump-Kampagne will zurückrudern, doch der Schaden ist getan.
Erie – Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump will in den USA Feuer mit Feuer bekämpfen. In einer Wahlkampfrede im Swing State Pennsylvania sagte er, der Umgang mit Ladendieben und anderen Kriminellen sei zu lasch. Es brauche „nur einen gewalttätigen Tag“ oder „eine brutale Stunde – und ich meine wirklich brutal – und es spricht sich herum“.
Konkret solle vor allem die Polizei Gewalt freier nutzen dürfen, was die Linke in den USA laut Trump verbiete. „Man sagt ihnen: Wenn du etwas tust, verlierst du deine Rente, deine Familie, dein Haus, dein Auto“, sagte der Republikaner in seiner Rede. Während der Vorschlag im Publikum mit Jubel begrüßt wurde, erntete der Vorschlag in den sozialen Medien eher Kritik und wurde mit der Horrorreihe „The Purge“ verglichen. In den Filmen gibt es eine rechtsfreie Nacht, in der alle Straftaten erlaubt sind.

Trump und die Gewalt: Anhänger könnten auch zur US-Wahl 2024 wieder Ausschreitungen herbeiführen
Der Vorschlag, der nur 36 Tage vor der Wahl kam, erinnert auch an den Sturm auf das Kapitol im Jahr 2021. Einige der Angeklagten sagten nach den Geschehnissen, sie glaubten, sie hätten auf Trumps Befehl gehandelt. Auch bei den Gerichtsverfahren des Republikaners wurden zahlreiche Nachrichtensperren für Trump verhangen, weil seine Anhänger Drohungen wiederholten. Es sind nur zwei Beispiele für die Gewalt- und Konfrontationsbereitschaft der Trump-Anhänger. So ist die Angst da, dass es um die US-Wahl 2024 herum wieder zu gewaltvollen Ausschreitungen kommt.
Auch ist es nicht das erste Mal, dass Trump solch ein hartes Vorgehen gegen Ladendiebe fordert. „Wenn man einen Laden ausraubt, kann man völlig erwarten, erschossen zu werden, wenn man den Laden verlässt“, so hatte der 78-Jährige laut der US-Nachrichtenseite USA Today bereits Ende 2023 seine Lösung präsentiert. „Wir werden sofort alle Plünderungen und Diebstähle einstellen“, versprach der Trump damals bei einer Rede an die kalifornischen Republikaner.
Kritik an Harris: Trump-Kampagne dreht Aussagen des Republikaners
Hinsichtlich der Kritik zu seinen kürzlichen Aussagen versuchte das Team der Trump-Kampagne zurückzurudern. Die Polizeigewalt sei „klar im Scherz vorgeschlagen worden“, erklärte der Trump-Sprecher Steven Cheung gegenüber Politico. „Präsident Trump war immer der Präsident für Recht und Ordnung und er betont nun weiter die Wichtigkeit, die bestehenden Gesetze durchzusetzen“, sagte er weiter.
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Dann versuchte er, den Patzer in Richtung Kritik an der demokratischen Gegenkandidatin Kamala Harris zu richten: „Andernfalls herrscht pure Anarchie, und genau das hat Kamala Harris in einigen dieser Gemeinden in ganz Amerika geschaffen.“ Die Harris-Kampagne teilte den Redenausschnitt auf der Onlineplattform X ohne großen Kommentar. Es wurde wohl davon ausgegangen, dass Trumps Worte für sich sprechen.
Trump bezog sich in dem Teil der Rede auf die kalifornische Regelung, dass Ladendiebstahl bis 950 US-Dollar nicht als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit gilt. Er behauptete jedoch fälschlicherweise, dass es gar keine Konsequenz für Ladendiebstahl dieser Größe gebe. Harris war Attorney General in Kalifornien, als die kalifornische Wählerschaft der Initiative zustimmte, doch sie blieb neutral. Die Dollargrenze wurde im Übrigen bereits unter dem republikanischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger unterzeichnet.
Pennsylvania könnte das Zünglein auf der Waage sein – Kriminalität ist ein wichtiges Thema
Eine Umfrage für CBS News zeigte, dass 63 Prozent der befragten Wahlberechtigten angaben, das Thema Kriminalität sei ein großer Faktor für die Wahlentscheidung zur US-Wahl 2024. Das könnte auch besonders in dem Swing State Pennsylvania von Bedeutung sein, wo im Jahr 2016 Trump, aber im Jahr 2020 der jetzige US-Präsident Joe Biden gewonnen hatte. „Wenn wir Pennsylvania gewinnen, haben wir gewonnen“, so Trump am Sonntag in seiner Rede.
Aktuell liegt Harris in Umfragen in den Swing States leicht vor Trump. Das mag wohl zum Teil auch an der kürzlich erschienen Bilanz zur Kriminalität liegen, die sich innerhalb der Biden-Amtszeit, in der Harris als Vizepräsidentin amtierte, verbessert hatte. Innerhalb des letzten Jahres soll die Eigentumskriminalität laut FBI-Statistiken, über die NBC News berichtete, im letzten Jahr um 2,4 Prozent zurückgegangen sein. (lismah)