Über 14 Millionen Euro: Kosten der Bädersanierung in Kaufbeuren steigen noch weiter
Die Kosten für die Bädersanierung im Jordanbadepark Kaufbeuren steigen erneut. Aktuell rechnet die Stadt mit 14,5 Millionen Euro, berichtete die Abteilung Hochbau vorgestern im Bauausschuss.
Kaufbeuren – Die Aufregung unter den Stadträten im Bauausschuss vergangene Woche war groß: Nicht neuneinhalb Millionen Euro (wie ursprünglich veranschlagt) soll die Sanierung des Kaufbeurer Badeparks, kosten, auch nicht 11,6 Millionen, wie vor einem Jahr konstatiert – 14,5 Millionen Euro werden nach jetzigem Stand die Wertach hinuntergegangen sein, wenn das neue Bad fertig ist. „Da geht mir schon der Kamm hoch“, entfuhr es der Dritten Bürgermeisterin Dr. Erika Rössler (CSU). „Ich finde die Situation bedrohlich“, erklärte Bernadette Glückmann (FW). Dennoch wurde das Vorhaben ohne Gegenstimmen an den Stadtrat zur Fortschreibung empfohlen.
Asbestfunde, der Bau einer Siloanlage zum Filtern des Badewassers, Dachbinder und eine Sanierung im Kleinkindbereich hatten die Kosten der Maßnahme im letzten Jahr von 9,6 Millionen Euro auf 11,6 Millionen anwachsen lassen. Daraufhin hatten sich die Stadträte entschlossen, alles Verzichtbare zu streichen, wie zum Beispiel einen Gastronomiebereich, eine PV-Anlage sowie eine Fußbodenheizung. Die Heizung wurde eine Woche später dann doch wieder mit aufgenommen, und schon war man (mit vorbereitenden Arbeiten zum späteren Einbau einer Gastro) bei 11,66 Millionen Euro gelandet.
Kosten für Bädersanierung steigen weiter – Aufwendige Haustechnik
Rund 20 Mitarbeiter arbeiten während der baulich bedingten Schließzeit (in kommunaler Eigenleistung bei der Ertüchtigung der Haustechnik mit, versicherte Abteilungsleiter Christian Mandl vom Hochbauamt den Stadträten. Doch die Haustechnik in einem Hallenbad sei enorm und schlägt entsprechend zu Buche: Armaturen, Leitungen für Trinkwasser und Strom, eine Lüftungsanlage, die Sanierung von Schwallwasserbehältern, Brandschutz, Heizkessel, Pufferspeicher, die Hebeanlagen für das Freibadbecken, um nur einiges aufzuzählen – all das beläuft sich auf rund 1,36 Millionen Euro zusätzlich.
Kosten für Bädersanierung über 14 Millionen – Sanierungsstau und „Weitere Arbeiten“
Obendrauf kommen nun noch, wie es in der Beschlussvorlage heißt, „weitere Arbeiten, die in der bisherigen Maßnahmengenehmigung nicht enthalten waren“. Wie im Ausschuss berichtet wurde, sind da noch Reparaturen und Wartung an der sehr umfangreichen Haustechnik des Bades (128.500 Euro), die Sanierung der Stromversorgung und der Badewassertechnik der Warmbecken (175.000 Euro), die Sanierung der Brandmeldeanlage (100.000 Euro), die im Brandfall auch Hinweise zur Evakuierung über chlorresistente Lautsprecher geben kann, die doppelt so teuer sind wie normale Lautsprecher. Erweiterung der Heiztechnik (50.000 Euro), Austausch von Außentüren und einigen Fenstern (35.000 Euro), Schwimmbeckenabdeckungen im Freibad (50.000 Euro), und die Sanierung beziehungsweise die Erneuerung der Abwasserleitung und des Pflasterbelags im Freibad.
All das läuft somit auf eine Gesamtsumme von rund 14,5 Millionen Euro hinaus, was einer Kostensteigerung von nochmals 25 Prozent entspricht. Doch das ist noch nicht alles: Wie bereits berichtet, ist die Verglasung an der Fassade des Rutschengebäudes und der des Ruhebereichs abgesackt. Dafür ist derzeit ein Gutachter zur Erstellung eines Sanierungskonzeptes bestellt. Kosten der Maßnahme: unklar.
Kosten über 14 Millionen – Pragmatischer Beschluss trotz Kritik
Von „bitteren Pillen“ sprach Bauamtsleiter Helge Carl, als er im Anschluss um eine förmliche Nachgenehmigung und Fortschreibung der Maßnahme bat. Ihm war sichtlich bewusst, was diese Eröffnungen in so manchem Stadtratsmitglied bewirkten. Die nahmen ihrerseits kein Blatt vor den Mund – es gab aber auch differenzierte Töne und einen einmütig pragmatischen Empfehlungsbeschluss.
Meine news
„War es in den Voruntersuchungen nicht abzusehen?“, wollte Ernst Schönhaar (CSU) wissen. „Erst unter zehn Millionen und jetzt sind wir bei 14,5 Millionen Euro – Wie viel denn noch? Wir bauen hier doch nicht die Elbphilharmonie!“
„Es wäre unseriös zu sagen, mehr wird‘s nicht“, gestand Carl. „Aber wir haben jetzt sehr wahrscheinlich ein gutes Bild vom Zustand des Gebäudes.“ Die Sanierung der abgesackten Glasfassaden werde kein siebenstelliger Betrag werden, so der Bauamtsleiter.
„Man stellt uns hier vor vollendete Tatsachen“, schnaubte Dr. Erika Rössler, und Bernadette Glückmann (FW) sprang ihr bei: „Dass man die Technik warten und ertüchtigen muss, weiß man aber doch!“, versetzte sie. „Wir wurden nicht informiert!“
Catrin Riedl (SPD) wollte das so nicht stehen lassen: „Wir wurden informiert“, so die SPD-Fraktionssprecherin, „aber unzureichend.“ Dabei sprach sie der Verwaltung nach wie vor ihr Vertrauen aus und plädierte dafür als Reaktion nicht an allen Standards zu sparen, sonst ginge alles schnell wieder kaputt und käme am Ende noch teurer.
„Bei Bestandssanierungen kommt vieles immer erst nach und nach ans Licht“, wusste Robert Klauer (KI). Er sprach sich für eine Senkung der Baustandards aus, warb aber für eine qualitätvolle Ausführung um Folgekosten zu vermeiden. „Bestandssanierungen werden immer teurer als erwartet“, fand auch Johannes Böckler (CSU). „Wir haben viel hinausgeschoben, das fällt uns jetzt auf die Füße.“ Nicht alle Schuld sei hier beim Bauamt zu suchen.
Am Ende waren sich die Stadträte einig, die Kröte zu schlucken und empfahlen die Fortschreibung der Maßnahme ohne Gegenstimmen an den Stadtrat. Am selben Tag übrigens, an dem Finanzreferent Markus Pferner und OB Stefan Bosse die Haushaltssperre verkündeten. Vom Stadtrat beschlossene freiwillige Leistungen sind von der Sperre nämlich nicht betroffen.
Kommentar: Da müssen wir jetzt durch
Hinterher ist man ja immer schlauer – und dennoch: Eines hätte der Stadtverwaltung (und vielleicht auch dem ein oder anderen Stadtrat) aus Erfahrung klar sein können: Wenn man ein 40 Jahre altes Gebäude saniert, stößt man fast zwangsläufig auf Asbest – nicht nur in Bauteilen und Brandschutzelementen. Asbest wurde damals in so gut wie allen Teppich- und Fliesenklebern verbaut. In die Bauplanung eine Art Asbest-Moratorium einzubauen, dürfte schwierig sein, man könnte aber aufgrund von Erfahrungswerten vorsorglich ein Polster dafür im Etat einkalkulieren.
In jedem Fall ist es richtig, dass die Stadträte an der Sanierung festhalten. Bäder sind seit dem Altertum ein zentraler Bestandteil des Soziallebens und wichtig für die Gesundheit. Das ist in der heutigen Zeit nicht anders. Bäder sind ein kostbares und erschwingliches Angebot für alle. Einen richtigen Wellness-Urlaub im Spa-Hotel können sich heute immer weniger Menschen leisten, das Hallenbad schon eher. Nicht vergessen darf man auch die Schwimmförderung der Kinder und den Spaß an der Bewegung im Winter, sowie die Möglichkeit für Menschen mit Gelenkproblemen, sich durch Wassersport schmerzfrei fit zu halten. Kaufbeuren tut recht, daran festzuhalten. Also: Zähne zusammenbeißen und durch!
Felix Gattinger