Der nächste Schritt zum neuen Stadtquartier im Meindl-Areal: Der Stadtrat Dorfen hat den Städtebaulichen Entwurf gebilligt. Diskutiert wurde aber vor allem über Parkplätze.
Dorfen – Wie mobil ist der moderne Dorfener? Oder: Wie ist der moderne Dorfener mobil? Diese Fragen standen am Mittwoch im Mittelpunkt der Diskussion um das künftige Stadtquartier auf dem Meindl-Areal. Es geht um die Konversion der früheren Ziegelei südlich der Bahn zu einem Viertel mit Wohnraum für 1650 Menschen und weiteren Nutzungen. Das alles möglichst klimaneutral und mit hoher Lebensqualität. Es hätte wohl vieles zu diskutieren gegeben. Doch die Stadträte bissen sich fast vier Stunden lang an der Stellplatzfrage fest.
Am Ende stand ein einstimmiger Stadtratsbeschluss, der einerseits die allgemeine Zufriedenheit mit dem städtebaulichen Entwurf dokumentiert, aber andererseits noch etwas Spielraum für mehr Parkplätze einfordert. Die beteiligten Büros werden beauftragt, „hinsichtlich der Schaffung zusätzlicher Stellplätze weitere Planungsvarianten vorzulegen“, formulierte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU).
„Schöngerechnet“ oder „innovativ“?
Konkret geht es um mögliche Längsparkplätze, die zumindest zum Halten von Lieferanten genutzt werden könnten, und vielleicht sogar eine Aufstockung der zwei Quartiersgaragen, die ohnehin schon fünfstöckig geplant sind.
Denn vor allem wegen der Nachbarschaft zur Bahn setzt der Entwurf auf einen reduzierten Stellplatzschlüssel. Die Dorfener Satzung sieht eigentlich pro Wohneinheit zwei Parkplätze plus einen für Besucher vor. Für den Städtebaulichen Entwurf war zunächst ein Schlüssel von 1,5 inklusive Besucherparkplatz beschlossen worden.
Verkehrsplaner Tobias Giehl vom Fachbüro Schlothauer und Wauer warf nun sogar die Zahl 1,0 als Zielmarke in den Raum. Hier wurde Kritik laut. Es sei „faszinierend, wie man Zahlen interpretieren kann“, stichelte Michael Oberhofer (CSU). „Natürlich gibt es die Bahn in der Nähe, es gibt aber auch die Autobahn“, erklärte er und bat um die Prüfung weiterer oberirdischer Parkplätze. „Nochmal überirdisch denken“, forderte er.
„Das Mobilitätsverhalten richtet sich auch danach, was man vorfindet“, konterte Verkehrsplaner Giehl, das würden Studien belegen. Stadtplaner Peter Scheller wies auch auf die hohen Kosten für die Herstellung eines Tiefgaragenstellplatzes hin: 30 000 Euro. Das widerspreche auch ein Stück weit der Forderung nach bezahlbarem Wohnen.
„Es ist viel schöngerechnet“, meinte Barbara Lanzinger (CSU). Sie bezweifle, dass fehlende Stellplätze und hohe Anschaffungs- und Energiekosten für Autos den Trend brechen, sagte sie mit Verweis auf Statistiken, die Giehl selbst präsentierte hatte: Die Zahl der Autos stieg in Dorfen 2018 bis 2024 stärker als die der Einwohner.
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Der Stadtrat erteilte Investor Robert Decker Rederecht. Er plädierte dafür, den Erkenntnissen aus dem Mobilitätskonzept auch zu folgen. Insbesondere die Quartiersgaragen seien „eine sehr intelligente Lösung“. „Wir müssen auch mal zeigen, dass wir nicht immer das Auto so begünstigen. Sonst wird sich nie etwas ändern“, erklärte Michaela Meister (SPD).
Dezente Drohung der Behördenvertreterin
„Sie sind hier ziemlich innovativ an den Start gegangen, was genau zum Modellvorhaben LandStadt Bayern passt“, sagte Nicola Kipp von der Regierung von Oberbayern. Wenn der Stadtrat nun eine signifikante Erhöhung der Stellplatzzahl beschließen würde, „dann würde das eine Änderung des Planungskonzepts bedeuten“, betonte sie als Vertreterin „des Fördergebers“.
Deutlicher musste sie nicht werden, um sich Unmut zuzuziehen. Die Behördenvertreterin deute hier an, dass der Stadtrat hier gar nichts zu entscheiden habe, interpretierte Oberhofer. „Des mog i gar ned!“ Susanne Streibl (GAL) passte wiederum gar nicht, dass überhaupt in Richtung weiterer Parkplätze überlegt wird. „Wir haben eine durchmischte Siedlung mit unterschiedlichen Angeboten für Alt und Jung und vielen verkehrsberuhigten Zonen. Es ist doch komisch, Lebensqualität nur an Stellplatzzahlen festzumachen.“
Josef Wagenlechner (TEG) wies auf die lange Bauphase hin. In dieser Zeit werde auch wegen der Handwerkerfahrzeuge alles anders sein. „Wir werden über viele Jahre mit dem bösen Pkw rechnen müssen, der dort auch übernachtet.“ Diesen Gedanken nahm Scheller als Hausaufgabe mit. Sein Büro werde Phasen-Pläne erstellen, damit sich die Stadträte auch von Zwischenschritten ein Bild machen könnten.