Eitting – Wurzer Umwelt plant ein Bioenergiezentrum auf seinem Firmengelände. Allerdings bangt der Unternehmer jetzt um die FMG als Hauptabnehmer.
Ein vier Hektar großes Bioenergiezentrum (BEZ) plant die Firma Wurzer Umwelt auf ihrem Betriebsgelände. Dafür investiert das Eittinger Unternehmen rund 150 Millionen Euro. Auslöser für das Projekt waren Gespräche mit der Flughafen München GmbH (FMG). Der Gemeinderat hat dem Bebauungsplan zugestimmt, die Planungsunterlagen sind beim Landratsamt in Erding eingereicht.
Das Konzept sieht vor, CO2-neutrale Energie durch eine regionale Biogaserzeugung aus biogenen Abfallstoffen zu gewinnen. Strom und Wärme für die Bioabfallvergärung sollen durch den Betrieb eines Heizkraftwerks erzeugt werden. Die Erzeugung von Kompost und Biomethan soll in Erdgasqualität erfolgen.
Perspektivisch steht die Nutzung der CO2-Erzeugung von E-Kerosin sowie grünem Wasserstoff im Raum. Die in sich geschlossene und Abluft-gereinigte Anlage kann nach Angaben der Firmenleitung pro Jahr 8,7 Millionen Kubikmeter hochwertiges Biomethan in Erdgasqualität liefern.
Eigentlich ideal für einen Nachbarn wie den Flughafen München, der gerade einmal drei Kilometer entfernt ist. Das Projekt sei auf den Flughafen zugeschnitten, wie die Firmenleitung nach einer Besichtigung des bestehenden, 26 Hektar umfassenden Betriebsareals deutlich machte. Ende kommenden Jahres könnte die Anlage in Betrieb gehen. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern. Der Airport erteilte dem Projekt vergangenen November eine Absage. Jetzt will sich Landtagsabgeordneter Johannes Becher (Bündnis 90/Die Grünen) der Sache annehmen und mit FMG-Chef Jost Lammers das Gespräch suchen. Unter anderem, weil es dem vom Flughafen selbst ausgegeben Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, entspreche und entgegenkomme. Von daher gelte es jetzt, „die Ärmel hochzukrempeln“ und Nägel mit Köpfen zu machen, so Becher.
Becher will mit FMG-Chef sprechen
Bei einem Besuch von Becher und zahlreichen Vertretern der Partei stellten Inhaber Wolfgang Wurzer und der per Video zugeschaltete Michael Buchheit (Geschäftsführer Sius) das Projekt vor.
Hauptanlage ist die Bioabfallvergärungsanlage. Weitere Anlagen sind geplant. Dazu gehören ein Heizkraftwerk für Altholz und Siebreste aus der Kompostaufbereitung zur Erzeugung von Wärme und Strom zur Eigenversorgung der Vergärungsanlage. Hinzu kommen Anlagen zur Kompostierung, Gärrestetrocknung, Bioabfallaufbereitung, Abfallentsorgung sowie der Biogaslagerung. Die Flächen sind im Flächennutzungsplan der Kommune Eitting als Sondergebiet Kompostier-, Recycling- und Biogasanlage dargestellt. Trotzdem braucht es Becher zufolge „Natura-2000-Verträglichkeitsprüfungen für das Vogelschutzgebiet Nördliches Erdinger Moos“.
Wie die Firmenleitung einräumte, gibt es auch noch einen Plan B. Wurzer zufolge führt knapp 100 Meter an dem geplanten BEZ-Areal mit der Open Grid Europe die wohl deutschlandweit größte Gasleitung vorbei. Auch die Belieferung umliegender Stadtwerke oder Kommunen sei denkbar. Der Firmeninhaber stellte aber klar, dass der Abnehmer Flughafen nach wie vor der „Plan A“ der Unternehmensgruppe sei.
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Der Airport hat sich auf Anfrage wie folgt geäußert: Die Umstellung des flughafeneigenen Blockheizkraftwerks auf Biogas stellt im Rahmen der NetZero-Strategie einen wichtigen Baustein dar. NetZero bedeutet, dass der Flughafen München bis zum Jahr 2035 die vom Airport beeinflussbaren CO2-Emissionen um mindestens 90 Prozent reduzieren will. Die rund 10 Prozent Restemissionen müssen bei diesem Konzept aktiv und dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt werden.
Eine Entscheidung über die Art der Umsetzung des Einsatzes von Biogas, die zeitlichen Schritte sowie mögliche Partner und Lieferanten sei derzeit noch nicht gefallen. Hinzu komme, dass die Beschaffung von Biogas im Rahmen wettbewerblicher Vergabeverfahren erfolge.