Kommt er heraus – oder bleibt er doch drin? Diese Frage war für rund 250 Startbahngegner am Dienstagabend auf dem Freisinger Marienplatz eine durchaus zentrale. Für den Neujahrsempfang der Freisinger CSU im Asam hatte sich Bayerns Innenminister Joachim Herrmann als Ehrengast angekündet – und dem wollten die Demonstranten trotz Kälte und Nieselregen in puncto ewiges Baurecht für die dritte Start- und Landebahn mal gehörig die Meinung sagen.
Flughafen/Freising – „Das ist ja wie das Warten aufs Christkindl“, meinte Aufgemuckt-Chef Christian Magerl lachend, wenngleich ihm so gar nicht nach lachen zumute war. Letztlich überredete Staatsminister Florian Herrmann den Innenminister dann doch noch, sich den lautstarken Aktivisten zu stellen.
Buh-Rufe für Gäste des CSU-Empfangs
Pünktlich um 18 Uhr hatten sich die 250 Demonstranten eingefunden, ausgerüstet mit Bannern, Plakaten, Ratschen und Trillerpfeifen. „Damit hätte ich nicht gerechnet bei diesem Sauwetter“, betonte Magerl, dessen Bündnis zur Demo aufgerufen hatte. Für ihn zeige das aber eines: Der Abwehrkampf gegen die Dritte sei ungebrochen, ja, flamme seit dem ewigen Baurecht wieder auf.
Begeistert von den Protesten waren die rund 400 Besucher des Neujahrsempfangs nicht, denn jeder einzelne Gast, der durch den Asam-Bogen in den Innenhof schritt, wurde von lauten Buh-Rufen begleitet. Aber auch anderes war zu hören, etwa „Pfui!“ oder „Schamt‘s ihr euch denn gar ned?“
Eine wichtige Frage für die Startbahngegner und freilich vor allem für Magerl: Würde der Innenminister vor der Veranstaltung für ein Gespräch bereit sein? Hoffnung schürte Staatsminister Florian Herrmann, der Magerl versprach, sich um ein Gespräch zwischen den beiden zu bemühen, und zugleich erneut das Moratorium als Sicherheit anführte, dass die dritte Start- und Landebahn nicht komme. „Damit bin ich nicht zufrieden, ich weiß ja nicht, was in zehn Jahren oder morgen ist. Streicht sie halt einfach mal raus“, konterte Magerl, der dem Staatsminister mit auf den Weg gab: „Wir kämpfen weiter, so lange, bis die Startbahn beerdigt ist.“ Danach meinte er zu unserer Zeitung: „Zu dem, was wir wollen, gibt‘s einfach nie eine g‘scheite Aussage.“
Pochen auf Rechtssicherheit
Und die gab es auch nicht vom Innenminister, der um 19 Uhr dann tatsächlich vor die Demonstranten trat und sich Magerls Ausführungen anhörte. „Wir wollen jetzt endlich eine Rechtssicherheit – und die Leute wollen endlich ihre Ruhe haben, das geht ja schon seit 20 Jahren so. Und das ist verdammt lang“, so Magerl, während eine Aktivistin ergänzte: „Schon ein ganzes Leben lang ziehen wir das Thema rum, hört‘s endlich auf damit.“
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Der Innenminister allerdings ging nicht auf ein Streitgespräch ein, sondern erklärte lächelnd, dass er in seiner Position das gar nicht entscheiden könne, aber das Thema mitnehmen wolle. Da platzte dann Widerstandsurgestein Hartmut Binner der Kragen. Er rief in Richtung Joachim Herrmann: „Warum lachen Sie jetzt? Nehmen Sie uns ernst, Sie haben gar keinen Grund zum lachen!“ Und so war nach nur wenigen Minuten das lang ersehnte Gespräch auch schon wieder zu Ende.
Das Fazit Magerls, der danach die Demonstration auflöste: „Das war jetzt ziemlich enttäuschend – er nimmt es zur Kenntnis. Das war jetzt glei gar nix.“
Durchgefrorene Demonstranten
Während die durchgefrorenen Abwehrkämpfer zusammenpackten, blieb die Demonstration auf der Asam-Bühne nicht unkommentiert. Jürgen Mieskes, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands und Moderator des Abends, meinte augenzwinkernd: „Das wäre auch komisch, wenn beim Neujahrsempfang mal nicht gepfiffen werden würde – aber heute war es schon sehr ruhig da draußen.“
Der Innenminister selbst beurteilte die Demo eher positiv: „Man muss ja nicht immer gleicher Meinung sein, wichtig ist, dass wir vernünftig miteinander umgehen und Respekt zeigen.“ Dabei verriet er auch, weshalb er doch noch mit Magerl gesprochen hatte. „Florian Herrmann hat mir vorgeschlagen, bei den Demonstranten vorbeizuschauen, und das habe ich dann auch gemacht“, so der Innenminister, der beim Neujahrsempfang 45 Minuten lang ausführlich über jene Probleme sprach, die von der CSU angepackt werden sollen – darunter Bürgergeld-Anpassungen, Stärkung der Polizei und Bundeswehr, Migrationsrückführungen und Eindämmung von illegaler Migration.