Tierschutz in Lengdorf: Eine zweite Chance für Hengst Heartbreaker
Schlechte Haltung, Hunger und Krankheit: Der Hengst Heartbreaker hatte es nicht leicht in seinen ersten Lebensjahren. Heute hat er ein glückliches Zuhause in Lengdorf gefunden.
Lengdorf - Über vier Millionen US-Dollar Preisgeld gewann sein Opa Hickstead. Damit gehörte er zu den „gewinnreichsten“ Springpferden aller Zeiten. Davon kann der Enkel Heartbreaker nur träumen. Die Erwartungen seiner Besitzer konnte er nie erfüllen. Denn der vierjährige Hengst ist nicht gesund. Er hat schon viel durchgemacht, erklärt Tanja Glasl, die Vorsitzende der Erdinger Tierschutzjugend. Der Verein hat ihn aus schlechter Haltung und letztlich vor dem Tod gerettet. Heute lebt er artgerecht auf einem Gnadenhof bei Lengdorf.
Wenn Glasl an Heartbreakers erste Lebensjahre denkt, bricht es ihr heute noch das Herz. Die zierliche Frau kämpft wie ein Tiger, wenn es um das Wohl von Tieren geht. Mitte 2022 erhielt sie den Hinweis auf einen eineinhalbjährigen Warmblut-Hengst in schlechter Haltung. Glasl begann zu recherchieren: Hearbreaker war als gesundes Fohlen bei einem Züchter in Simbach am Inn zur Welt gekommen.
Einschläferung war schon beschlossen
Doch im Alter von einem halben Jahr begann er immer wieder zu lahmen. Mal hinten, mal vorne. In der Uniklinik war er von oben bis unten untersucht und geröntgt worden. Aber man fand die Ursache nicht, so wurde eine neurologische Erkrankung vermutet. Heartbreakers Zustand verschlechterte sich. Bald konnte er nicht mal mehr aufstehen und musste zum Trinken gehalten werden. Der Termin zur Einschläferung war schon ausgemacht, als ein Pärchen davon erfuhr. „Da der Mann wohl eine Ausbildung zum Pferdetherapeuten machte, wurde ihnen Heartbreaker geschenkt“, berichtet Glasl. Über die darauffolgenden Monate konnte sie nichts mehr in Erfahrung bringen.

Es wurde vermutet, dass der Hengst an einer angeborenen Fehlstellung der Vorder- und Hinterhufe litt, erzählt Glasl. Als sie ihn das erste Mal sah, wurde das Pferd allein in einer Box gehalten. „Nach draußen konnte er nur allein auf ein zwei Quadratmeter großes Paddock – also eine graslose, eingezäunte Fläche – gehen, ein Auslauf war kaum möglich. Zudem bekam er für sein Alter zu wenig Futter, wirkte ungepflegt und hatte wahrscheinlich noch nie den Hufschmied gesehen“, sagt die 47-Jährige.
Sein jämmerlicher Zustand und seine Einsamkeit rührten die Tierschützer sehr. „Leider lehnten die Besitzer jegliche Hilfe ab.“ Also blieb Glasl nichts anderes übrig, als das Veterinäramt zu verständigen. Die Tierschutzjugend bot an, Heartbreaker zu übernehmen.
Seit November 2022 gehört der Hengst der Tierschutzjugend Erding. Da das Veterinäramt seine Kastration angeordnet hatte, war er die ersten Wochen in einer Pferdeklinik, erzählt die engagierte Tierschützerin. „Wir haben ihn dort fast täglich besucht, geputzt, gestreichelt und sind mit ihm spazieren gegangen.“ Der Hengst blühte auf und entwickelte sich zu einem „aufgeweckten, lebensfrohen, verspielten, sozialen, Menschen zugewandten und sehr freundlichen Pferd, das aber noch etwas Erziehung braucht“, sagt die Vorsitzende.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Als ein Tierarzt Röntgenaufnahmen von Heartbreaker machte, wurde sichtbar, dass er an einer hochgradigen Arthrose leidet, deshalb sollte er erneut eingeschläfert werden. „Ein großer Schock für uns alle!“ Doch Glasl und ihre Mitstreiter schickten vielen Gnadenhöfen die Röntgenbilder, mit der Bitte, Heartbreaker aufzunehmen. Doch: „Keiner konnte uns helfen.“
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Heiligabend einen Stallplatz gefunden
Über die Einschläferung sollte Ende Juni 2023 entschieden werden. „Es folgten nervenaufreibende Wochen“, erinnert sich Glasl. Heartbreakers Stall war nur eine Übergangslösung. Durch den Befund Arthrose in den Schultern wurde ein größerer Stall mit großer Box und Paddock gesucht, damit er sich regelmäßig bewegen konnte, was bei seiner Krankheit sehr wichtig sei.
„An Heiligabend 2022 hatte die Herbergssuche für Heartbreaker ein Ende und sein ganz persönliches Weihnachtswunder geschah. Wir haben einen ganz tollen Stall, Nähe Lengdorf für ihn gefunden, wo er eine große Box hat und sich immer auf einer großen Koppel bewegen kann“, erzählt Glasl. Dort ging es ihm zusehends besser. Heartbreaker entwickelte Lebensfreude und Lebenswillen.
Zur Freude aller konnte der Hengst hier endlich Freundschaften knüpfen, da auf dem Hof weitere Pferde leben. Auch die Tierschutzjugend besucht ihn dort regelmäßig.
Ein Happy-End mit zwei Freunden
Einer der jungen Tierschützer ist Aaron. „Ich finde seine Vorgeschichte sehr traurig. Was aber toll ist, dass er ein Happy-End erleben darf. Heartbreaker hatte zuerst das Gefühl in seinen Füßen verloren und konnte nicht mehr laufen. Jetzt hat sich alles für ihn gewendet.“ Den 13-Jährigen freut es, dass sich die Tierschutzjugend dafür einsetzt, dass es dem Hengst jetzt besser geht. Er war schon öfters bei ihm, half beim Ausmisten, brachte Stroh vorbei und putzte ihn. „Er zwickt immer“, grinst er.
Auch Aarons zwölfjähriger Bruder Nathan ist bestürzt über die tragische Vorgeschichte des Pferdes. „Heartbreaker strahlt Ruhe aus. Ich freue mich für ihn, dass er hier so aufgenommen wurde.“ Die beiden Buben sind wie Glasl davon überzeugt, dass er ein lebenswertes Leben führen kann. Dies wurde mittlerweile auch von Tierärzten bestätigt.
„Wir hoffen sehr, dass es Heartbreaker hier noch lange gut gehen wird und er noch eine lange Zeit sein Leben genießen kann“, sagt Glasl. Aber die Unterbringung kostet auch Geld. Der kleine Verein ist an seine finanziellen Grenzen gestoßen. Stallplatz, Pflege, Medizin, Futter, Tierarzt und Hufschmied – all das summiert sich auf. „Wir brauchen dringend Paten, die Heartbreaker regelmäßig monatlich mit einer Spende unterstützen“, sagt Glasl. Auch über Sachspenden und persönliche Hilfe wäre der Verein sehr dankbar. Glasl nennt Heu, Karotten, Futterzusatzpräparate für Arthrose, sowie Hilfe im Stall, Physiotherapie und Osteopathie.