Kinder, Küche, Kirche – das war einmal
Dorfen - Sabine Berger führt einen Hof in Pemberg und ist als Stadträtin auch in der Politik aktiv.
„Heute sind Bäuerinnen Unternehmerinnen“, sagt Sabine Berger. Sie leitet den landwirtschaftlichen Betrieb in Pemberg in der vierten Generation. Ihr Sohn Andreas, der Landwirtschaftsmeister ist, steht ihr dabei zur Seite. Deshalb habe sie nun auch mehr Zeit, sich politisch einzubringen, sagt die Mutter von vier erwachsenen Kindern.
Egal ob im Stadtrat oder im Kreistag, die 53-jährige CSU-Lokalpolitikerin macht immer eine gute Figur: Elegante Kleidung, selbstbewusstes Auftreten und fundierte Kenntnisse – das ist ihre Art, Klischees abzubauen. Früher sei die Rolle der Landwirtin wohl „mehr bei Kindern, Kuchenbacken, Kirche“ gesehen worden, meint die erste Ortsobfrau im Landkreis Erding.
Berger ist in Pemberg aufgewachsen, sie ist gelernte Landwirtin und Bäuerin aus Leidenschaft. „Der schönste Beruf, den es gibt“, schwärmt sie. „Mit den Viechern zu arbeiten, zu sehen, wie die Pflanzen wachsen und zu ernten, das macht narrisch viel Spaß.“ Zudem müsse sie sich nicht mit Vorgesetzten und Kollegen auseinandersetzen, habe ihre Freiheit. 2005 hat sie den Hof von ihren Eltern übernommen.
Smart-Farming ist das Zauberwort
Insgesamt 100 Hektar Land bewirtschaftet Berger, jeweils ein Viertel sind Gerste, Raps, Mais sowie Weizen. Außerdem habe sie Schweine. „Genau so viele, wie ich versorgen kann“, sagt die Landwirtin, eine Zahl will sie nicht nennen. „Wir kaufen kein Futter dazu, sondern bauen es selber an, die Gülle wird auch wieder auf den Flächen verwertet, das ist eine Kreislaufwirtschaft.“
Die Digitalisierung macht auch vor der Landwirtschaft nicht Halt, Smart-Farming heißt das Zauberwort der Zukunft. „Wenn ich mir heute unsere Schlepper anschaue, die sind GPS-gesteuert und mit Satelliten verbunden, sie fahren Zentimeter genau, ohne dass ich lenke.“
Den Schweinen wird das Futter durch Computer zugeteilt, dank Drohnen kann sich der Ackerbauer ein exaktes Bild vom Zustand der Pflanzen und Böden machen. „Die ganze Technik kostet allerdings enorm viel Geld“, weiß Berger. Von idyllischen Märchenbuch-Bauernhöfen, wo mit Mistgabeln der Stall ausgemistet wird und sich die Tiere im Stroh rekeln, müsse man sich verabschieden: „Wir brauchen keine Rück- sondern Fortschritte.“
Bioanbau hat Berger aktuell nicht im Bestand. „Die Entscheidung liegt beim Verbraucher, wenn der Markt da ist, kann ich aber sofort umstellen“, erklärt die Landwirtin, die ausschließlich macht, was sich rechnet. „Ich hänge nicht an meinen Schweinen, ich liebe sie zwar, aber ich kann theoretisch auch Insekten produzieren“, fügt sie an. „Am Ende des Tages muss ich mit dem Betrieb meine Familie ernähren.“
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Für 100 Kilo Weizen bekommt ein Landwirt 16 Euro, für ein Schwein 210 Euro. „Wir kaufen das Ferkel für 100 Euro“, rechnet Berger vor. Die Umweltauflagen potenzieren sich, ebenso die politischen Vorgaben. Zudem steigen die Betriebskosten: Energie, Sprit, Düngemittel und Saatkörner kosten immer mehr. Die Erlöse seien hingegen unterdurchschnittlich. „Man muss sehr fleißig sein und zu den Besten gehören, um in der Landwirtschaft Geld zu verdienen.“
Im Frühjahr, Sommer und Herbst, zur den Stoßzeiten, arbeiten Berger und ihr Sohn bis zu 70 Stunden in der Woche. Im Winter werde es ruhiger, da fallen dann Bürotätigkeiten an. Und Waldarbeiten, denn zwölf Hektar Forstwirtschaft gehören zum Hof in Pemberg. „Früher hatten wir nur Fichten, jetzt rüsten wir auf Mischwald um.“ Berger kann in vielen Bereichen Synergien nutzen, ihr Mann hat ebenfalls eine Landwirtschaft.
Weizen geht an Dorfener Bäcker
„Es gibt nichts Schöneres, als Lebensmittel vor Ort zu produzieren und auf kurzem Weg zu vermarkten“, freut sich Berger. Mit ihrem Weizen backen die Dorfener Bäcker Stelzer und Brugger, der Schweinsbraten, den die Leute ab heute auf der Dorfener Wiesn serviert bekommen, stammt vom Pemberger Hof, am Montag wurden die Tiere vom Metzger direkt aus dem Stall geholt.
Regionalität sei außerdem ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Denn mit jedem Kilometer, der nicht gefahren oder geflogen wird, spare man CO₂ ein, so die Lokalpolitikerin. „Es ist ein Unding, wenn die Leute im Supermarkt Bio-Kartoffeln aus Ägypten kaufen – in Oberding gibt es die besten Kartoffeln, und die bleiben liegen, nur weil sie ein paar Cent mehr kosten.“