Der Dorfener Erfinder der Bierprobe

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Stolz auf sein Bier: Braumeister Franz Aigner (M.) beim Anstich im Jahr 2002, zusammen mit Bürgermeister Sepp Sterr. © Birgit Lang

Das Geheimnis des Braumeisters und andere Dorfener Volksfest-Anekdoten

Bis ins Jahr 1876 lässt sich das Dorfener Volksfest zurückverfolgen. An die ersten Jahrzehnte kann sich heute freilich keiner mehr erinnern. Dennoch haben viele Einheimische noch besondere Anekdoten vom „Voike“ parat. Etwa Franz Aigner, der von 1966 bis 2006 in der Brauerei Bachmayer arbeitete und das Volksfest mit Bier belieferte.

Gut kann er sich noch an die Zeit bis 1985 erinnern, als das Bier abwechselnd vom Bachmayer und vom Wailtl-Bräu geliefert wurde. Damals habe es schon „einen kleinen Wettbewerb“ zwischen beiden Brauereien gegeben. Morgens habe man sich immer ausgetauscht, wie viel der andere am Tag zuvor ausgeschenkt habe. Im Durchschnitt seien es meist um die 40 Hektoliter am Samstag und doppelt so viel am Sonntag gewesen.

Oft sei damals gefeilscht und gestritten worden, wer ein paar Hektoliter mehr ausgeschenkt habe. Zwischen 450 und 500 Hektoliter seien es meistens während der ganzen Volksfestzeit gewesen. „Aber der Bierumsatz ist seither immer weniger geworden, weil es dann auch viel mehr alkoholfreie Getränke gegeben hat“, so der Braumeister.

Rekordausschank im Prager Frühling

Doch zu Zeiten des Prager Frühlings Ende der 1960er Jahre war alles ganz anders, erzählt er. Damals sei eine Prager Boxstaffel zum Kampf am Sonntagvormittag auf dem Dorfener Volksfest angesagt gewesen. Bedingt durch die politische Brisanz seien so viele Besucher im Festzelt gewesen, dass schon vormittags 25 Hektoliter Bier ausgeschenkt worden war. „Und es ging noch den ganzen Tag zünftig weiter“, erzählt Aigner.

Das Bier sei noch in 100- und 200-Liter-Holzfässern geliefert worden, erzählt er. Letztlich seien 99,90 Hektoliter den ganzen Tag über an Bier getrunken worden, „natürlich Bachmayer-Bier“, fügt Aigner grinsend hinzu. Er meinte zum Schankkellner abends nur: „Die zehn Liter hättest auch noch rauslassen können, dann wären‘s 100 Hektoliter gewesen. Aber auch so war es ein einmaliger Rekord, der nie wieder erreicht worden ist.“ Der Boxkampf war das Tagesgespräch in Dorfen, und der Bierkonsum natürlich auch.

Aigner freut sich, dass er als ehemaliger Stadtrat heute noch zum Anstich und zur Bierprobe eingeladen wird. „Ach ja, auch die vorzeitige Bierprobe habe ich erfunden“, verrät er. Mittlerweile würden es ja alle Brauereien machen. Damals habe er Bürgermeister Sepp Sterr, „den Renner Toni vom Dorfener Anzeiger“ und noch ein paar Leute zu sich nach Hause eingeladen, um das Volksfestbier zu verkosten. Weil das in der Heimatzeitung veröffentlicht wurde, fand seine Idee viele Nachahmer. Das macht den 81-Jährigen schon ein bisschen stolz.

Viele kennen ihn ja auch noch als einen der „drei Klosterbrüder“, mit denen er 1999 zusammen mit Alois Freudlsperger und Wolfgang Tremmel zum Derblecken beim Starkbierfest auftrat. Auch beim Starkbier war er ein Profi.

Als die Starlights nur noch zu zweit waren

Bier steht auch bei Barbara Lohmeier im beruflichen Mittelpunkt. Das wurde ihr in die Wiege gelegt, und sie ist stolz, dass sie jetzt das Dorfener Volksfest mit ihrem Volksfestbier beliefern darf. Auch sie hat noch Erinnerungen an das „Voike“. Lustig fand sie es aber damals nicht unbedingt. „Ich wollte so gerne eine Spielzeugpistole haben, und meine Mama hat sie nicht gekauft“, was sie sehr enttäuscht habe.

Auch nicht optimal verlief ihr erster großer Auftritt auf dem Volksfest. 1995 oder 1996 müsste es gewesen sein, meint sie. Sie war damals Mitglied der siebenköpfigen Tanzgruppe „Starlights“ aus Grüntegernbach und sollte im Weinzelt tanzen. Pech nur, dass vier der Mädels vorher ausfielen: „Wespenstich etcetera“, erklärt sie. „Also standen wir nur noch zu dritt auf der Bühne. Beim Auftritt selber hat‘s dann eine noch geschmissen, und dann waren wir nur noch zu zweit.“

Die Babsi, wie sie alle nannten, tanzte trotzdem noch einige Zeit weiter, aber nicht mehr auf dem Volksfest. Aber „das Weinzelt war eigentlich legendär“, findet sie. Mittlerweile ist sie längst zur erfolgreichen Bräuin von Loh geworden, die heuer sogar zwei Bier-Cocktails für die Besucher kreiert hat.

Dorfens Bürgermeister Heinz Grundner kann sich zwar an nichts „wirklich Zündendes“ erinnern. „Das Dorfener Volksfest ist sicherlich schon aufgrund der familiären Stimmung einzigartig, und es bleiben viele schöne Erinnerungen. Oder kurz und knapp gesagt: Das Dorfener Volkfest ist immer ein Erlebnis.“

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