Citrin Solar: Pause an der Großbaustelle

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Erding
  4. Langenpreising

Kommentare

Nein, eine Bauruine soll es nicht werden: Dennoch herrscht aktuell fast komplett Pause auf der Baustelle von Citrin Solar im Gewerbegebiet Straßäcker. © Klaus Kuhn

Baupause in Langenpreising am Neubau von Citrin Solar, für den es noch im vergangenen November, wie berichtet, einen feierlichen Spatenstich mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger gegeben hatte. „Baustopp“ wollte Geschäftsführer Christian Götz bewusst nicht sagen.

Langenpreising – Zugleich relativierte er aber auch Hoffnungen von Bürgermeister Josef Straßer, der Bau werde wohl eine Verzögerung von vielleicht einem halben Jahr erfahren. Straßer widersprach, wie auch Götz, nachdrücklich allen Gerüchten, dass es eine Bauruine geben könne: „Nein, das wird es ganz sicher nicht!“

Götz machte im Gespräch mit unserer Zeitung für den Schritt die Politik verantwortlich. „Wir hätten uns das auch anders gewünscht. Das Heizungsgesetz ist recht gut, aber in der Umsetzung schlecht“, monierte er und fasste seinen Eindruck so zusammen: „Wenn es Schulnoten gäbe, dann wäre das jetzt eine Fünf.“ Warum? „Die Förderungen sind gut, aber die stufenweise Einführung hat dazu geführt, dass die Leute erst einmal abwarten.“ Die Folge sei ein gewaltiger Einbruch im gesamten Heizungsmarkt gewesen, den praktisch alle, die in der Branche tätig seien, zu spüren bekommen hätten. „Wir haben eine gewaltige Verunsicherung beim Endkunden, und die muss erst mal wieder weg.“

Citrin Solar sei, so Götz weiter, auch über den Verband an die Politik herangegangen, weil es die ganze Branche betreffe. „Die sind da auch ganz intensiv an dem Thema dran.“ Auf die Entwicklung habe man aber vor allem vor Ort einfach reagieren müssen. „Wir haben Langenpreising geplant, als wir Vollauslastung hatten“, sagte er weiter. Genau die sei jetzt bei Weitem nicht mehr gegeben.

In einer offiziellen Mitteilung, die unserer Zeitung vorliegt, werden dazu auch Zahlen genannt: „So wurde 2023 der höchste Umsatz in der Firmenhistorie mit über 42 Millionen Euro verzeichnet.“ Dass es einen derartigen Einbruch geben würde, das war Götz zufolge branchenweit nicht absehbar. Aiwanger hatte sich beim Spatenstich „gute Geschäftsergebnisse in unruhigen Zeiten“ gewünscht. Die unruhigen Zeiten sind da, die guten Geschäftsergebnisse nicht.

In einer solchen Lage hatte die Firma nach den Worten des Geschäftsführers zwei Möglichkeiten: Personalabbau und Fortsetzung der Bautätigkeit, oder eben eine Unterbrechung bei dem millionenschweren Neubau im Gewerbegebiet Straßäcker. Man habe sich für die zweite Möglichkeit entschieden, um das Fachpersonal halten zu können. In dem Papier ist von 140 Mitarbeitern die Rede. Und die gelte es, zu halten.

„Wir haben wieder Fahrt aufgenommen“, sagte Götz zur aktuellen Lage. Auf Nachfrage machte er deutlich, dass in einer solchen Situation schnell wieder die Frage, wo die Fachkräfte herzubekommen sein könnten, hätte auftauchen können. Natürlich gebe es einen „Flurfunk“ im Unternehmen, und eine Entscheidung wie diese, bei der auch Mitarbeiter, die mit dem Bau und dessen Weiterplanung beschäftigt waren, ins operative Geschäft hinübergenommen worden sind, bleibe nicht ohne Auswirkungen. „Wir haben das sehr offen kommuniziert“, so Götz zu dieser wichtigen Frage. „Und da war auch enorm viel Einsehen.“

Der Neubau, so die Mitteilung, binde erhebliche personelle Kapazitäten. Das operative Geschäft aber müsse wieder auf das frühere Niveau gebracht werden, das habe höchste Priorität. Das nämlich sichere die Grundlage auch für den Neubau. Götz sprach darum auch nur von „geringfügigen Anpassungen“ beim Personal. Er bemühte sich in dem ausführlichen Gespräch um Optimismus: „Wir gehen fest davon aus, dass das Geschäft wieder anziehen wird. Die Zeichen dafür sind sehr positiv.“ Laut Homepage sind es aktuell über 150 Mitarbeiter.

Zunächst, hatte Pressesprecherin Susanne Oberloher beim Spatenstich der Redaktion gesagt, gehe es in Langenpreising um Verwaltung und Logistik, dann aber auch um die Fertigung von Speichern zwischen 300 und 100 000 Litern Inhalt. Das Unternehmen sei vor fünf Jahren schon an die Grenzen der Kapazitäten in Moosburg gekommen und habe vor der Wahl gestanden, entweder in Moosburg abzureißen und neu zu bauen oder eben in Langenpreising komplett neu zu beginnen. Die Wahl sei bei den elf Gesellschaftern einstimmig auf Langenpreising gefallen, was laut Bürgermeister Straßer ein gewaltiger Sprung nach vorn ist: 20 Ausbildungsplätze sollen entstehen. Die Fertigung von Kollektoren dagegen solle in Moosburg verbleiben, hieß es damals.

Auf die Frage, wie es in Langenpreising weitergehen soll, wollte und konnte Götz keine konkreten Zeitpläne nennen und relativierte damit die Hoffnungen des Bürgermeisters. Ursprünglich hätten die Gebäude im kommenden Jahr fertiggestellt werden sollen. Auf die Hoffnungen Straßers – eben nur ein halbes Jahr Pause – angesprochen, sagte Götz: „Ich kann nicht versprechen, dass wir das machen.“

Aktuell laufen noch einige Betonarbeiten. Ein totaler Stillstand ist es also noch nicht. Götz: „Wir haben das so geplant, dass die Baustelle über den Winter stehen bleiben kann, ohne dass irgendwas kaputtgeht.“ Weitere Gewerke seien zwar ausgeschrieben, aber noch nicht vergeben worden. Auf die Frage, ob die Baupreise nicht anziehen und damit die Kalkulation durcheinander bringen könnten, gab sich der Geschäftsführer verhalten optimistisch: „Wir haben im Augenblick recht gute Baupreise. Ich glaube nicht, dass diese massiv anziehen werden.“

Auch interessant

Kommentare