Von Zünften und der kalten Angst: Die Stadt Wolfratshausen hat eine weitreichende Historie
Über die Geschichte der Loisachstadt südlich von München und die lange Tradition der Flößerei weiß Gabriele Rüth bestens Bescheid. Ihr Wissen teilt sie in Wolfratshausen mit den Stadtdetektiven.
Wolfratshausen – Wurde der Sebastiani-Steg im Jahr 1988 oder 1989 errichtet? Was hat es mit der „kalten Angst“ auf sich? Und wie alt ist eigentlich Wolfratshausen? Diese und viele weitere Fragen beantwortet Gabriele Rüth beim Stadtdetektive-Termin im Rahmen des Ferienpasses.
Bei einem Stadtrundgang beginnend an der alten Floßlände erfahren acht Kinder viel über die Stadt Wolfratshausen. Auf der heutigen Wiese seien früher alle Flöße in Richtung München gestartet, dort sei ein großer Lagerplatz mit Holzstämmen gewesen. „Das war damals der wichtigste Platz im Ort“, weiß Rüth. „Und eigentlich ist es auch der schönste. Von hier sieht man nämlich die Kirche und den Fluss.“ Maximilian kennt sogar den Namen des Fließgewässers: „Das ist die Loisach.“
Einmal um die eigene Achse gedreht, blickt die Gruppe auf die hoch in den Himmel ragende blau-weiße Stange an der alten Floßlände. Auf Rüths Frage, was das ist, weiß Maximilian erneut die Antwort: „Der Maibaum“, sagt der Bub. „Der Maxi kennt sich aus“, lobt Rüth und informiert die Mädchen und Buben über die 20 Zunftzeichen, die am Maibaum der Kolpingfamilie Wolfratshausen angebracht sind: Ganz unten sind ein Madl im Dirndl und ein Bursche, auch die Zeichen der Schreiner, Metzger, Bäcker, Schneider und Maler sind dort neben weiteren zu finden.
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Das Rätsel um die Errichtung des Sebastiani-Stegs
Dass der Sebastiani-Steg gar nicht so alt ist, wie er ausschaut, beweisen die Tafeln an der hölzernen Brücke, auf die Rüth die Gruppe aufmerksam macht. Auf der Holztafel am Ende des Stegs wird das Jahr 1989 als Datum der Errichtung genannt. In der Mitte der überdachten Brücke auf einer Metalltafel lesen die Kinder ein anderes Jahr: 1988.
Die Rentnerin weiß, welches Datum wirklich stimmt: „Es war tatsächlich 1988.“ Der damalige Bürgermeister Erich Brockard ließ den Holzsteg über der Loisach errichten. Von dort sieht man zwei weitere Brücken: „Flussaufwärts ist die Johannisbrücke und die flussabwärts heißt Andreasbrücke. Wir haben ganz viele Brücken in der Stadt“, erzählt die Stadtführerin.
Auf der anderen Seite der Loisach sehen sich die Jungen und Mädchen ein ukrainisches Denkmal, die Skulptur der Partnerstadt Barbezieux und den Japanischen Garten der Partnergemeinde Iruma an. „Wolfratshausen ist eine uralte Stadt“, verrät Rüth. Die drei Sehenswürdigkeiten wurden der Stadt im Jahr 2003 zum 1000. Geburtstag geschenkt. Die Stadt sei im Jahr 1003 das erste Mal urkundlich erwähnt worden, weshalb es eine „riesengroße Feier in Wolfratshausen“ gab. „Jetzt wisst ihr auch, wie alt Wolfratshausen ist. Damals waren die Ritter noch unterwegs.“
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Männer fürchteten sich vor der „kalten Angst“
In der Altstadt erzählt die Rentnerin vom Hochwasser 1853, als alles unter Wasser stand. „Die Leute sind hier mit dem Schiff gefahren“, sagt sie und deutet auf die Straße. „Wie in Venedig“, zieht ein Kind den Vergleich. Durch die Altstadt steuert die Gruppe auf den Marienbrunnen zu, wo Marisa und Tamina Schwenger den Kindern ein Bilderrätsel stellen. „Wo ist die Maus zu sehen?“, lautet eine der Fragen und die Kinder suchen eifrig die Reliefs ab. „Der Brunnen macht den Kindern oft am meisten Spaß“, verrät Rüth unserer Zeitung.
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Auch am Rathaus, dem Museum und der Tourist-Information, sowie der Kirche St. Michael und der Loisachhalle kommen die Stadtdetektive auf ihrem Rundgang vorbei. Zurück am Sebastiani-Steg erfahren die Kinder, wovor die Flößer Ehrfurcht hatten. Ein Mädchen hält ihr Wissen, was es mit der „kalten Angst“ auf sich hat, schon seit Beginn der Tour zurück: Die Flößer mussten ihre Gefährte auf der Loisach sicher um eine scharfe Kurve manövrieren, um nicht gegen das hohe Steilufer gedrückt zu werden. „Das war so gefährlich, dass sich die Männer davor fürchteten.“