Putins neue Nuklearwaffen: Russland baut Atombombensimulator
Weltweit gibt es immer mehr Atomwaffen. Nun entwickelt Russland wohl einen Simulator, der Soldaten für nukleare Ernstfälle trainiert. Die Sorge wächst.
Moskau – Russische Wissenschaftler haben offenbar einen Simulator entwickelt, der Bodentruppen für Kampfeinsätze mit Atomwaffen trainieren soll. Moskau schürt damit weiter die Angst vor einer nuklearen Eskalation.
Einem Bericht der kremlnahen Nachrichtenagentur Tass zufolge, wurde der Simulator an der russischen Militärakademie für Logistik entwickelt. Der Agentur zufolge bietet das Gerät „Eine klare Simulation der visuellen Merkmale – Einschlageffekt, Lichtblitz und pilzförmige Staubwolke – einer bodengestützten Atomexplosion“.
„Übungen und praktisches Training“ - Russland will Truppen für einen Atomkrieg ausbilden
Eingesetzt werden solle die Erfindung bei „Übungen und praktischem Training mit militärischen Einheiten“. So könne man „die Qualität der Ausbildung der Bodentruppen für Kampfeinsätze im Zusammenhang mit Atomwaffen verbessern“. Auch chemische und biologische Aufklärungseinheiten könnten von dem Gerät profitieren. Es helfe dabei „die Parameter zu bestimmen und das Epizentrum einer nuklearen Explosion zu erkennen“, so der Bericht.

Der neue Simulator werde den, laut Tass veralteten, Nuklearexplosionssimulator IU-59 ersetzen. Zwar verwende das Moskauer Militär auch den Nuklearsimulator IAB-500, der den Kampfeinsatz einer RN-24-Bombe, einer thermonuklearen Bombe, nachahmt. Dieser sei jedoch „nur für den Einsatz an der Front“ entwickelt worden. Daher sei die Verwendung des Geräts für die Ausbildung von Militäreinheiten, die mit Strahlung, chemischer und biologischer Aufklärung zu tun haben, „wirtschaftlich nicht machbar“.
Mit dem Ukraine-Krieg ist das nukleare Risiko gestiegen – trotz Putins klarer roter Linie
Angesichts der Spannungen um den Ukraine-Krieg hat das Risiko eines nuklearen Konflikts zuletzt zugenommen. Der russische Präsident Wladimir Putin löste im vergangenen Jahr Besorgnis aus, als Moskau ankündigte, einige seiner Atomwaffenarsenale nach Belarus zu verlegen. Der dortige Machthaber, Präsident Alexander Lukaschenko, ist ein enger Verbündeter des Kremls. Im Juli 2023 sagte Putin, die Verlegung taktischer Atomwaffen unter die Kontrolle von Minsk sei „ein Element der Abschreckung, damit all diejenigen, die uns eine strategische Niederlage zufügen wollen, diesen Umstand nicht übersehen“. Damit drohte er direkt den Vereinigten Staaten und anderen NATO-Mitgliedern, die Kiews Militär unterstützt haben.
Gleichzeitig betonte der russische Staatschef jedoch, dass man nicht beabsichtige, die Waffen einzusetzen - man sehe schlicht keine Notwendigkeit dazu. Zudem trage allein die Erwägung einer solchen Möglichkeit dazu bei, dass „die Schwelle für den Einsatz solcher Waffen“ gesenkt werde. Der Politikwissenschaftler Lawrence Freedman schreibt in einem Bericht des britischen Forschungsinstituts International Institute for Strategic Studies (IISS), dass Putin „seine nukleare rote Linie“ konsequent und restriktiv definiert habe. Sie ist das direkte Eingreifen von Nato-Truppen in den Ukraine-Krieg. Solange man diese Linie nicht überschreite, sei die Gefahr einer nuklearen Eskalation gering, so Freedman.
Nukleare Aufrüstung besorgt die Weltgemeinschaft - USA und Russland bauen neue Atomwaffen
Trotzdem bereitet die nukleare Aufrüstung der Weltgemeinschaft in den letzten Jahren zunehmend Sorgen. Laut der Website der Bundeszentrale für politische Bildung befindet sich die nukleare Rüstungskontrolle „spätestens“ seit 2012 „in einem Prozess der Erosion“. Seit Moskau in diesem Jahr das Angebot des damaligen US-Präsidenten Barack Obama ausschlug, gibt es kein neues Abkommen über eine bilaterale Reduzierung der zulässigen stationierten strategischen Nuklearwaffen über New START hinaus. Auch dieser Vertrag wäre fast ausgelaufen, weil Donald Trump die Billigung des Abkommen in seiner Zeit als US-Präsident an weitere Bedingungen geknüpft hatte. Sein Nachfolger Joe Biden verlängerte den Vertrag schließlich wenige Tage vor Ablauf.
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Was ist das New START-Abkommen?
Das New Strategic Arms Reduction Treaty (New START) ist ein bilaterales Abkommen zur Abrüstung zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. Das Abkommen wurde am 8. April 2010 in Prag unterzeichnet und trat am 5. Februar 2011 in Kraft. Es ist ein Nachfolgeabkommen des Strategic Arms Reduction Treaty (START I), das 1991 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion geschlossen wurde.
Das Hauptziel von New START besteht darin, die Anzahl der strategischen Nuklearwaffen beider Länder zu begrenzen. Es legt fest, dass sowohl die USA als auch Russland ihre maximalen strategischen Nuklearsprengköpfe auf 1.550 reduzieren müssen. Zudem enthält es Bestimmungen zur Überwachung und Transparenz, die es den Vertragsparteien ermöglichen, die nuklearen Aktivitäten des jeweils anderen zu überprüfen.
Derzeit arbeiten sowohl Russland als auch die USA, die größten Atommächte der Welt, an neuen Nuklearwaffen. Zusammen verfügen beide Länder über rund 89 Prozent des gesamten Atomwaffenbestands. Wladimir Putin unterzeichnete im November letzten Jahres ein Gesetz, das die Ratifizierung eines wichtigen Atomabkommens – das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) von 1996 – durch Russland aufhebt und dem Kreml die Möglichkeit eröffnet, neue Atomwaffentests durchzuführen. (tpn)