Ringen um Taurus läuft: Wie viel kostet eigentlich ein Marschflugkörper?

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Deutschland könnte über Umwege Marschflugkörper – ähnlich des Taurus – an die Ukraine liefern. Was macht das System so begehrt? Und was kostet das eigentlich?

Berlin – Bei der Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine scheint endlich Bewegung ins Spiel zu kommen. Um eine direkte Lieferung der Langstrecken-Flugkörper zu umgehen, könne Deutschland die Taurus an andere Nato-Länder wie Frankreich und Großbritannien liefern. Im Gegenzug würden diese dann im Rahmen eines Ringtausches vergleichbare Waffensysteme in die Ukraine schicken.

Die Bundesregierung halte sich einerseits wegen ihrer Rolle im Ukraine-Krieg und andererseits mit Blick auf die eigene Militär-Kapazität zurück, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) im Interview mit dem Tagesspiegel. Mit dem Taurus-System könne die Ukraine auch Ziele weit hinter der russischen Grenze angreifen – ein Streitpunkt in der Ampel-Koalition. Die Marschflugkörper seien außerdem alles andere als günstig, berichtet die Tagesschau.

Verteidigungsministerium kaufte 600 Taurus-Marschflugkörper – für jeweils eine Million Euro

2005 habe das Verteidigungsministerium 600 Taurus-Marschflugkörper bestellt. Der Stückpreis soll damals bei etwa einer Million Euro gelegen haben, schreibt die Tagesschau. FDP-Politiker Marcus Faber habe berichtet, dass von den 600 Systemen lediglich 150 einsatzbereit seien. Der 39-Jährige ist Mitglied des Verteidigungsausschusses im Bundestag. Laut Faber könnten die restlichen 450 vom Hersteller wieder funktionsfähig gemacht werden. Dem Einsatz in der Ukraine stehe also technisch nichts im Weg.

Die Ukraine wiederholt ihre Bitte nach deutschen Taurus-Marschflugkörpern.
Die Debatte um Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine geht weiter. © IMAGO/Arnulf Hettrich

Die Angst davor, dass mit dem Taurus russisches Gebiet angegriffen wird, könnte laut Tagesschau durch technische Veränderungen umgangen werden. Eine Möglichkeit sei, die Flugkörper umzuprogrammieren, dass sie statt ihrer vollen Reichweite von 500 Kilometern lediglich 300 zurücklegen können. Ein weiterer Vorschlag sei es, eine Gebietssperre einzustellen. Damit könne der Taurus zwar sein volles Potenzial an Reichweite entfalten, jedoch nur, solange er nicht in russisches Gebiet eindringt. Nach der Einschätzung von CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter sei eine solche Änderung in wenigen Wochen umsetzbar.

Ampel-Partner drängen auf Lieferung von Taurus-Flugkörpern an die Ukraine

„Es ist jetzt, nachdem monatelang darüber diskutiert worden ist, verständlich, dass die Ukraine hofft, dass die Entscheidung sehr bald kommt“, sagte Grünen-Parteichef Omid Nouripour auf einer Pressekonferenz. Gemeinsam mit CDU und FDP fordere man von Bundeskanzler Olaf Scholz eine zeitnahe Lieferung der Waffensysteme.

Bedenken, dass die Ukraine die Flugkörper nutze, um russische Städte anzugreifen, versuchte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba zuletzt auszuräumen. Im Interview mit Bild, Welt und Politico sagte er: „Wir brauchen keinen Taurus, um Moskau anzugreifen.“ Vielmehr wolle die Ukraine russische Militär-Infrastruktur in den durch Wladimir Putins Truppen besetzten Gebieten in der Ostukraine attackieren.

Ukraine fordert Taurus – „modernster Flugkörper der Luftwaffe“

Das Waffensystem verfüge über vier unabhängige Navigationssysteme und sei zuverlässig, selbst bei Störmaßnahmen feindlicher Truppen, schreibt die Bundeswehr auf ihrer Website. Der Taurus KEPD-350 sei somit „einer der modernsten Flugkörper der Luftwaffe“. Zum Einsatz komme er „zur Bekämpfung von wichtigen Zielen auf große Entfernung“, erklärt die Bundeswehr. Im Einsatz würde der Flugkörper „selbst stark gehärtete Zielstrukturen, beispielsweise Bunkeranlagen oder Führungsgefechtsstände“ durchschlagen können.

Die wichtigsten Daten des Taurus-Marschflugkörpers im Überblick:

Länge 5,1 m
Breite 1,08 m
Höhe 80,5 cm
Gewicht 1,35 Tonnen
Reichweite 500 km
Kosten pro Stück Etwa eine Million Euro

Sollte sich die Bundesregierung auf den Ringtausch mit Großbritannien und Frankreich einlassen, könnte die Ukraine bald Flugkörper vom Typ Storm Shadow erhalten. Das System hinke den Taurus-Flugkörpern aber gerade in der Reichweite hinterher. Angaben des Herstellers zufolge, könne der Storm Shadow Ziele in mehr als 250 Kilometern Entfernung treffen. Gerade einmal die Hälfte des Taurus-Systems. (nhi)

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