Lang stellt sich im TV schwelendem Grünen-Hass: „Wenn man mich zum Kotzen findet ...“

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Bei Maischberger bezog Ricarda Lang Stellung zum schwelenden Hass gegen die Grünen in Deutschland. © Screenshot ARD

Den Grünen schlägt in Deutschland immer mehr Wut entgegen. Bei „Maischberger“ bezieht Ricarda Lang Stellung – und nimmt auch Markus Söder in die Verantwortung.

Berlin – Biberach, Magdeburg, Amtzell: Die Vorfälle von Aggressionen aus der Bevölkerung gegen die Grünen häufen sich seit ein paar Wochen. Erst kam es zu Krawallen rund um den geplanten politischen Aschermittwoch der Partei in Biberach, die Veranstaltung wurde abgesagt. Dann blockierten Landwirte die Abfahrt von Parteichefin Ricarda Lang bei einer Veranstaltung in Magdeburg, es brannten Reifen und Tonnen. Schließlich wurde in Amtzell erst kürzlich ein kommunaler Politiker in seinem Vorgarten via Faustschlag attackiert.

Entwicklungen, die auch Parteichefin Lang Sorgen bereiten. Sie selber geriet zuletzt auch politisch in den Blickwinkel, bekam etwa einen recht platten, aber fiesen Witz von Markus Söder am CSU-Aschermittwoch ab. Eine Szene, die folgend für ein ständiges Hin und Her zwischen Grünen und CSU sorgte. „Söder und Aiwanger gießen Öl ins Feuer“, sagte etwa auch Grünen-Abgeordneter Martin Stümpfig im Interview mit IPPEN.MEDIA. Der schwelenden Wut gegen die Grünen musste sich Lang am Mittwochabend auch im ARD-Talk bei „Maischberger“ stellen.

Lang bei Maischberger zum Hass gegen Grüne: „Hätte ich mir vor ein paar Monaten nicht vorstellen können“

„Ehrlicherweise hätte ich mir das, was wir gerade erleben, auch noch vor ein paar Monaten nicht vorstellen können“, berichtet Ricarda Lang über die Aggressionswelle, die ihrer Partei entgegen schwappt. Natürlich müsse man in der Lage sein, einen rauen Ton oder Buhrufe auszuhalten. Es sei aber wichtig, zu schauen, wann „demokratischer Grundkonsens infrage gestellt wird“, erklärt Lang und berichtet von einer Szene aus Biberach: „Ich hatte ein Gespräch mit einem Polizisten vor Ort und der sagte mir: ‚Frau Lang, ich hätte mir das, was wir hier erleben, niemals vorstellen können. Das sind Männer, mit denen sitze ich am Stammtisch. Das sind Männer, bei denen kaufe ich meine Kartoffeln. Und die zeigen hier Stinkefinger in Richtung der Polizei, machen Polizeiautos kaputt, greifen auch uns tätlich an‘.“

Lang appelliert auch bei den Landwirten zur Vorsicht, dass die Proteste von Rechtsradikalen unterwandert werden könnten. „Ich kann diesen Leuten nur sagen: Lasst euch nicht instrumentalisieren von denen, denen es um alles geht, aber ganz klar nicht um das Wohl der Landwirtschaft“.

„Mein Labrador war unterhaltsamer“: In der ARD kontert Lang platten Söder-Witz vom Aschermittwoch

Auch bei Maischberger muss die Parteivorsitzende der Grünen sich dem flachen Witz von Söder beim politischen Aschermittwoch der CSU stellen. Söder hatte Lang mit seinem Hund Molly verglichen, der – im Gegensatz zu Lang – „immerhin eine abgeschlossene Ausbildung“ habe. „Tut das weh?“, will Moderatorin Maischberger wissen – eine Frage, die Lang ganz klar mit „nein“ beantwortet. „Da rollt man einmal mit den Augen und dann macht man weiter“, wiegelt sie ab. „Ich hatte auch mal einen Labrador und der war unterhaltsamer als mancher verfehlter Aschermittwochswitz“, kontert Lang und erhält Applaus aus dem Publikum.

Einen konkreten Zusammenhang zwischen den Aggressionen gegen ihre Partei und etwa diesem Witz von Söder sieht Lang nicht, zum Aschermittwoch gehöre nämlich auch mal ein „deftiger Spruch dazu“. Als Ministerpräsident sollte man sich aber „überlegen, ob man 365 Tage im Jahr Aschermittwoch machen will oder ob man vielleicht auch verantwortungsvolle Politik machen will“.

Mit Gewalt-Beispiel feuert Lang gegen Söder zurück: „Da Frage ich mich, würde er sich auch vor diesen Mann stellen?“

Lang erwarte von Söder weder große Nettigkeit gegenüber ihr, noch große Solidarität mit den Grünen. Viel schlimmer finde sie, dass „er sich jetzt hinstellt zu diesen Übergriffen und sagt – ich würde es jetzt mal platt zusammenfassen – ‚ja ist doof, aber irgendwie auch selber Schuld‘“. Als Gegenbeispiel bringt sie einen Fall aus Amtzell auf, wo ein Grünen-Politiker vor seinem Haus niedergeschlagen wurde. „Und da frage ich mich, würde ein Markus Söder sich auch vor diesen Mann hinstellen und ihm ins Gesicht sagen: ‚Naja, selber Schuld, sei mal nicht so eine Mimose’?“

Maischberger will wissen, wie hoch dennoch der Anteil der Partei selber an derartigen Reaktionen gegen die Grünen ist – etwa wie durch die Einführung des umstrittenen Heizungsgesetzes oder die Subventionsstreichungs-Wut der Bauern. „Das Schöne an einer Demokratie ist ja: Wenn man Ricarda Lang zum Kotzen findet, wenn man die Ampel richtig, richtig blöde findet, dann hat man Alternativen. Dann muss man weder Rechtsextreme wählen, noch muss man gewalttätig werden“, führt Lang aus. Gleichzeitig würde sie ihre Verantwortung als Vorsitzende der Partei nicht gerecht werden, wenn sie sich keine Gedanken um das schwindende Vertrauen in demokratische Institutionen oder auch in die Bundesregierung machen würde.

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